Nachtschicht auf der Völklinger Hütte

Völklingen. Gut 50 Besucher haben sich in der frühen Mittwochnacht gemeinsam mit dem fachkundigen Besucherbegleiter Peter Backes auf den Weg gemacht, das Eisenwerk und die Kokerei des Weltkulturerbes Völklinger Hütte in einem völlig anderen Licht zu erkunden. Es duftet nach süßem Wachs, als Backes die Fackeln austeilt

Völklingen. Gut 50 Besucher haben sich in der frühen Mittwochnacht gemeinsam mit dem fachkundigen Besucherbegleiter Peter Backes auf den Weg gemacht, das Eisenwerk und die Kokerei des Weltkulturerbes Völklinger Hütte in einem völlig anderen Licht zu erkunden.Es duftet nach süßem Wachs, als Backes die Fackeln austeilt. Er gibt ein paar Hinweise, wie die brennenden Leuchtmittel sicher zu handhaben sind, und einen Ausblick auf die Route - es soll vor allem über den Weg gehen, den Steinkohle und Koks in der Hütte genommen haben. Wie meistens sind auch einige Fotografen mit bei dieser besonderen Tour, die Hochöfen und Koksbatterien in diesem speziellen Licht ablichten wollen. Alles andere als einfach, weil das Zusammenspiel von Fackelschein und Dunkelheit viel fotografische Erfahrung erfordert, zumal auf dem Hüttendienstweg wohl untergegangen ist, dass um 21 Uhr die Fackelführung beginnt. Die Illumination der Hochöfen und der übrigen Hütte wurde erst knapp eine Stunde später vollständig eingeschaltet.

Zu Besuch beim Eisvogel

Entlang des Kohlegleises geht es im Schein der Fackeln am Hochofenabstich vorbei zu den Koksbatterien. Im Bereich der Freiflächen der Kokerei hat die Natur Fachleute verblüfft. Hätten die erwartet, dass der Boden dort besonders belastet ist, habe sich sogar ein Eisvogel einquartiert, sagt Backes. Und die Botaniker haben auf dem Gelände Pflanzen entdeckt, die überhaupt nicht in die Region passen. "Hier wurde früher auch Kohle aus Afrika verarbeitet", informiert Backes. Mit der Kohle seien auch Spuren von Saatgut mit aufs Hüttengelände gekommen. Wie können diese Pflanzen hier gedeihen, die sich sonst nur in warmen Gefilden wohlfühlen? "Auf dem Hüttengelände, wo immer unter hohen Temperaturen produziert wird, ist offenbar ein Mikroklima entstanden."

Am Kohlesilo, dessen Silhouette im Schein der etwa 30 Fackeln nur zu erahnen ist, informiert Backes zu den Reparaturarbeiten: "So wie es am Kölner Dom die Dombauhütte gibt, gibt es bei uns eine Hütten-Bauhütte." Die schaue mit wachem Auge, was zum Erhalt der Anlage und zur Sicherheit der Besucher repariert werden muss. Besonders schwierig sei dabei, dass niemand später sehen soll, dass repariert wurde. Schließlich soll ja alles noch so aussehen, als wäre es genau so alt, wie der Rest der Hüttenanlage.

Zwischen schaurig und gespannt ist die Stimmung, als die Gruppe am Punkt "Aura der Ruinen" Halt macht. Unheimlich wirkt diese Landschaft mit der Betontrasse der Schmalspurbahn, die einst die nicht weiter verwertbaren Anteile der Schlacke abtransportierten. Über die Hüttengärten geht es zurück an die Hochöfen. Die für die Völklinger Hütte markante Schrägaufzuganlage beschreibt Backes als kreatives Ergebnis dessen, was mit der Vorkriegstechnik möglich war.

Schließlich informierte er, dass die Völklinger Hütte mit dem neu eingerichteten Traubereich bei Hochzeitspaaren sehr beliebt sei. Und dass das Weltkulturerbe in der Gunst japanischer Fototouristen ganz weit vorne liege. Nach knapp einer Stunde sind die Fackeln schon so weit abgebrannt, dass die spannende Tour langsam zum Ende kommen muss.

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