Unterwegs mit hölzernen Rappelkisten

Völklingen · Von Karfreitag bis zur Osternacht schweigen die Kirchenglocken – Erinnerung an Leiden und Sterben Jesu Christi. In diesen stillen Tagen rufen Kinder mit Kleppern, hölzernen Lärmgeräten, zum Gebet. Der alte Brauch ist immer noch beliebt.

 Anja Lesch (Mitte) verteilt in der Wehrdener Gemeinde St. Hedwig Kleppern verschiedener Bauart an Messdiener und Kommunionkinder. Die werden gleich mit den Krachmachern losziehen. Foto: Jenal

Anja Lesch (Mitte) verteilt in der Wehrdener Gemeinde St. Hedwig Kleppern verschiedener Bauart an Messdiener und Kommunionkinder. Die werden gleich mit den Krachmachern losziehen. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Glocken schweigen zum Ende des Kirchenjahres. Nach dem Credo am Gründonnerstag ist von ihnen kein Ton mehr zu hören. Kein Läuten zu den Gebetszeiten an den Kartagen. Kein Geläut vor den Gottesdiensten, kein Glockenklang während der Messen. Also sind Kinder, Jugendliche und voran die Messdiener gefragt, die in dieser Zeit mit lauten Knarren und anderen hölzernen Lärmgeräten durch die Straßen ziehen, um die Glocken zu ersetzen.

So wie in der katholischen Gemeinde St. Hedwig in Wehrden. Gegen halb zwölf am Karfreitag versammeln sich 24 Klepperkinder und elf Betreuer im Pfarrsaal im Oberen Wehrden. Anja Lesch gibt zunächst die lärmenden Geräte aus, die Sammlung füllt einen ganzen Tisch. Am beliebtesten sind die mit einem Griff und einem Holzhammer, der im Wechsel auf die beiden Enden der Holzplatte zwischen Griff und Hammer schlägt und so ein klackerndes Geräusch erzeugt. Weit lauter sind die Knarren mit einer Kurbel. Aber die wiegen mehr als die handlichen Instrumente. Leon ist das gleich. Schließlich kann er sich den großen Knarrenkasten ja mit dem Halteband um den Nacken hängen. Völlig verpönt sind die transparenten Plastikumhänge - auch wenn es am Karfreitag zur Klepperzeit unentwegt regnet. In zwei Gruppen geht es dann gegen zwölf los, denn es ist Zeit für das Mittagsgebet. Lesch: "Unsere Glocke schlägt ja nur noch um Mittag." So müssen die Gruppen nur einmal raus.

Das laute Kleppern begleiten sie in Wehrden mit einem Reim: "Bäätglock', Bäätglock', wenn's nitt läut', so rappelt's doch." Das tut es tatsächlich. Schon wenige Meter von der Kirche entfernt sind die jungen Leute kaum zu bändigen. Etwa eine Stunde sind sie so unterwegs, dann geht es zur Stärkung zurück ins Pfarrheim. "Heute gibt es nur Kranzkuchen und Sprudel, schließlich ist ja Karfreitag", sagt Lesch.

Am Samstag gibt es dann überbackene Rigatoni: "Am Karsamstag darf es ruhig ein bisschen feudaler sein." Nach dem Essen geht es in kleineren Gruppen wieder los, dieses Mal mit Spendenbüchse und Taschen. "Eiersammeln" heißt diese Tour. Bunte Eier und Süßigkeiten stecken die jungen Leute in die Taschen. Was in den Spendenbüchsen landet, fließt in die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde.

"Es heißt, die Glocken wurden nach Rom geschickt, und erst zur Ostermesse kommen sie zurück" - so lautet die Legende. Die schweigenden Glocken sind das einzige Zeichen der Trauer um den gekreuzigten Heiland, wie Diakon Patrick Winter in St. Michael informiert: "In dieser Zeit singen wir unsere Lieder auch ohne Orgelbegleitung, der Altar ist genau so schmucklos wie die ganze Kirche."

Gekleppert wurde außerdem in weiteren Gemeinden der katholischen Seelsorgegemeinschaft St. Eligius, ebenso in den Völklinger Stadtteilen Ludweier, Geislautern und Lauterbach und in den Großrosseler Ortsteilen. In der Osternacht endet das Schweigen der Glocken, die dann lautstark das neue Kirchenjahr begrüßen.

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