Langer Abschied vom Vergangenen

Völklingen · Völklingens Stadtwerke sind auf neuem Weg, sagt Geschäftsführer Michael Böddeker. Doch die Vergangenheit ist noch längst kein abgeschlossenes Kapitel: Heute geht der Prozess weiter, den Ex-Chef Jochen Dahm gegen seine Kündigung führt.

 Zurück zum Kerngeschäft, der Energieversorgung: Geschäftsführer Michael Böddeker (rechts) und Service-Leiter Christian Hauschild im neuen Stadtwerke-Kundenzentrum. Archivfoto: Becker & Bredel

Zurück zum Kerngeschäft, der Energieversorgung: Geschäftsführer Michael Böddeker (rechts) und Service-Leiter Christian Hauschild im neuen Stadtwerke-Kundenzentrum. Archivfoto: Becker & Bredel

Aufs Gestern mag Michael Böddeker nicht gern angesprochen werden. "Dazu kann ich nichts sagen, da war ich noch nicht da", sagt der 54-Jährige, seit Oktober 2015 Geschäftsführer der Völklinger Stadtwerke , mit leisem Lächeln, wenn man ihn nach dem Meeresfischzucht-Abenteuer der Stadtwerke fragt. Er will das kommunale Unternehmen in die Zukunft führen - eine Zukunft, in der man sich aufs Kerngeschäft konzentriert, auf die Energieversorgung. Und er sieht die Stadtwerke in Sachen Service, Kundennähe, Preisgestaltung inzwischen auf gutem Weg. Voraussetzung dafür ist die wirtschaftliche Sanierung des Konzerns, der zur Hoch-Zeit der Fischzucht-Krise nur knapp der Insolvenz entkam. Das sei geglückt, sagte Böddeker jüngst im SZ-Gespräch; die Vorgaben des Sanierungsgutachtens hätten die Stadtwerke bereits im August zu 90 Prozent erfüllt. Und verloren gegangenes Vertrauen wieder zurückgewonnen (wir berichteten).

Doch zugleich muss sich Böddeker mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Zum einen sind Jochen Dahm, der frühere Geschäftsführer , und Ralf Schmitt, ehemals Prokurist, vor Gericht gezogen gegen ihre fristlosen Kündigungen. Diese Verfahren dauern an; für heute hat das Landgericht Saarbrücken den nächsten Verhandlungstermin im Dahm-Prozess angesetzt. "Ich bin überzeugt, dass die Kündigungen tragen", sagt Böddeker dazu.

Zum anderen, weil die Stadtwerke gerichtlich Schadenersatz geltend machen gegenüber ihrem einstigen Führungsteam; denn das Fischzucht-Desaster hat dem Konzern tiefrote Zahlen beschert. Zwei Klagen laufen schon länger, gegen Dahm und gegen Schmitt; da sei man im "schriftlichen Vorverfahren". Mittlerweile, sagt Böddeker auf SZ-Nachfrage, sei eine dritte Schadenersatzklage hinzugekommen. Nämlich gegen Heribert Henner, früher ebenfalls Prokurist. Insgesamt verlangen die Stadtwerke 13,5 Millionen Euro Schadenersatz vom einstigen Führungs-Trio. Je eine Million sollen die beiden Prokuristen zahlen. Auf 11,5 Millionen Euro lautet die Forderung an den Ex-Geschäftsführer.

Was früher schief gelaufen ist bei den Stadtwerken, bringt Böddeker - "meine persönliche Meinung" - so auf den Punkt: "Wenn Sie einen Geschäftsführer haben, der weder Geschäfte macht noch Führung, dann ist das kritisch." Wichtige Dinge seien nicht entschieden worden. So seien die Mitarbeiter - die der neue Chef als kompetent und motiviert lobt, "sie haben versucht, mit bestem Können ihr Bestes zu geben" - letztlich allein gelassen worden.

Zur Fischzucht sagt Böddeker dann doch noch etwas. Er finde es gut, dass man sich mit innovativen Projekten beschäftige. Aber: "Aus meiner Sicht brauchen solche Projekte Sachverstand. Aus meiner Sicht war der nicht da." Und: "Scheitern kann jeder. Der Vorwurf, den ich Herrn Dahm mache, ist, dass er das Unternehmen kein Stück weiter nach vorn gebracht hat." Nun gelte es, das Versäumte nachzuholen und die Stadtwerke auszurichten auf "die aktuellen Bedürfnisse der Zeit".

Wozu auch Präzision, Professionalität und Offenheit in puncto Zahlen gehören. All das findet sich im Geschäftsbericht 2015, den Böddeker jüngst vorgelegt hat. Dort kann man auch lesen, wo die Zukunfts-Reise der Stadtwerke hingehen soll.

Zum Thema:

Auf einen Blick Der Prozess, den Ex-Geschäftsführer Jochen Dahm gegen seine Kündigung führt, geht heute, Freitag, 9. Dezember, 9.30 Uhr, weiter (Landgericht Saarbrücken, Saal 17, Nebengebäude). Ein Gerichtssprecher teilte auf Nachfrage mit, dass die Kammer sich immer noch in der Beweisaufnahme befinde und zum heutigen Termin eine ganze Reihe von Zeugen geladen habe. Wann eine Entscheidung falle, sei nicht absehbar. dd

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