Ausnahmezustand bei Pokalderby zwischen Homburg und Saarbrücken

Völklingen · Beim Pokalderby zwischen Homburg und dem FC Saarbrücken hat die Völklinger Innenstadt erneut den Fußball- Ausnahmezustand erlebt.

 Die Homburger Fans wurden am Bahnhof gleich von schwarz gekleideten Polizeibeamten umringt und dann zum Stadion eskortiert. Foto: Andreas Schlichter

Die Homburger Fans wurden am Bahnhof gleich von schwarz gekleideten Polizeibeamten umringt und dann zum Stadion eskortiert. Foto: Andreas Schlichter

Foto: Andreas Schlichter

Als sich die Dunkelheit über den Völklinger Rathausplatz legt, setzen die Fans des 1. FC Saarbrücken zum Finale ihrer Siegesfeier an. Sekunden später ist der gesamte Platz in gleißend rotes Licht getaucht. Zum Bengalo-Licht krachen ein, zwei Böller. Singend feiern die Blau-Schwarzen ihren 3:1-Sieg über "Erzfeind" Homburg und den damit verbundenen Einzug ins Saarland-Pokalfinale: "Schaa-lalalala, Saarbrücken, FCS."

Genau dort, wo sie das Bit am Markt auserkoren haben als Basis des geselligen Fan-Seins in der Mittelstadt, die den derzeit stadionlosen Landeshauptstädtern in Zeiten der sportlichen Heimatlosigkeit Asyl gewährt.

Gut eine Stunde vor Spielbeginn haben sie sich dort auch schon eingestimmt, als der Zug mit den Gästefans am Bahnhof eintrifft. 130 Grün-Weiße sind es, wie der szenekundige Beamte der Polizei, Frank Schmelczyrsch, weiß. Kaum aus dem Zug, sind die Schlachtenbummler darauf bedacht, Völklingen als ihr Revier zu markieren. Vor allem mit Gesängen.

"Hurra, hurra, die Homburger sind da." Und mit Beleidigungen an die blau-schwarze Adresse. Noch auf dem Bahnhofsplatz werden sie von schwarz gekleideten Polizeibeamten umzingelt. Wie viele Beamte da im Einsatz ist, will die Polizei nicht verraten - sie spricht von "einsatztaktischen Gründen". Es scheint aber, als stehe jedem Gästefan ein Polizist gegenüber.

Hin und wieder hält die Prozession an. Ob das nun von der Polizei oder von den Gästen ausgeht, ist nicht zu erkennen. Der Stopp am Saarstahl-Torhaus kommt jedenfalls den Homburger Anhängern gelegen. Ein "Capo" - einer, auf den die anderen hören - mit grün-weißer Weste und Megafon fordert die Aufmerksamkeit seiner Begleiter. Jetzt stehen sie unter der Tangente der Bundesstraße, und die Betonbrücke verstärkt die Fangesänge. Wie später auch die Saarbrücker stimmt der "Capo" ein "Schaa-lalala" an. Große Resonanz finden die Gesänge allerdings nicht.

Die Polizei hat vorher dafür gesorgt, dass sich auf dem Parkdeck nebenan niemand länger als nötig aufhält. Es geht über die seit mehr als einem Jahr gewohnte Strecke zum Stadion. Wo der Tross stark befahrene Straßen kreuzt, kommt es zeitweise zum Stau. Etwa in der Bismarckstraße, die zwischen Post- und Karl-Janssen-Straße zu zwei Dritteln dicht ist. Auch vor dem Kreisel in der Stadionstraße stockt der Verkehr ziemlich. Im Hermann-Neuberger-Stadion treffen die Zugfahrer auf weitere Gästefans, etwa 250 sind es insgesamt unter 3349 erfassten Zuschauern beim Saarlandpokal-Halbfinalspiel.

Ab dem Anstoß fallen die Homburger kaum noch auf. Höchstens durch beleidigende Gesänge gegen FCS-Stürmer Patrick Schmidt. Vor knapp einem Jahr hat er noch im grün-weißen Trikot für den Auswärtssieg der Homburger im Regionalligaspiel an gleicher Stelle gesorgt (Endstand 2:3). Jetzt trägt der Torjäger wieder Blau-Schwarz und trifft die ehemaligen Mannschaftskameraden nach drei und dann nach 48 Minuten Spielzeit mit einem Doppelpack mitten ins Mark.

So treten die Saar-Pfälzer ernüchtert den Rückweg zum Bahnhof an. Wieder begleitet von der Polizei, wieder auf getrennten Wegen. Von der polizeibegleiteten Zugfahrertruppe ist kaum noch Ärger zu erwarten.

Völklingen durchlebt trotzdem noch ein paar hektische Minuten. Immer wieder blitzt Blaulicht in der Dämmerung, immer wieder ist irgendwo ein Martinshorn zu hören. Und Saarbrücker Fangesänge, die sich bald am Rathausplatz konzentrieren. Homburg scheint bereits vergessen.

Wenn hier noch einer verteufelt wird, dann höchstens noch die ebenfalls ungeliebten Pfälzer vom Betzenberg. Schließlich das kurze Bengalo-Finale, und dann löst sich das Ganze so langsam auf. Schließlich folgt für die meisten ein Arbeitstag, und so kommt Völklingen dann auch schließlich wieder zur Ruhe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort