Völklinger Kanäle verschlingen Millionen

Völklingen · Etwa 50 Kilometer des Völklinger Kanalsystems gelten als marode. Die Stadt Völklingen gibt fünf Millionen Euro pro Jahr für die Erneuerung aus. Derzeit erleben unter anderem die Anwohner der Pfarrwiesstraße eine Großbaustelle vor ihrer Haustür.

 Noch mindestens bis zum kommenden November bleibt die Pfarrwiesstraße in Wehrden eine Großbaustelle. Foto: Becker & Bredel

Noch mindestens bis zum kommenden November bleibt die Pfarrwiesstraße in Wehrden eine Großbaustelle. Foto: Becker & Bredel

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Manfred Preuß, Tiefbau-Chef im Völklinger Rathaus, ist ein in jahrzehntelangen Widrigkeiten gestählter Mann. Es sind nicht nur schwierige Baustellen und Firmen mit etwas lockerer Arbeitshaltung, die ihn plagen. Manchmal gehen ihm auch Politiker mit intensiven Fragen an die Pelle - so wie in der jüngsten Stadtratssitzung. Da hatte die CDU, vertreten durch Rüdiger Hirtz, einen umfangreichen Fragenkatalog zum Zustand des Kanalsystems in der Stadt vorgelegt.

Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) deutete dezent an, da herrsche ein ,,großer Sanierungsstau". Preuß wurde da schon wesentlich konkreter. Die 225 Kilometer an Kanälen in Völklingen seien inzwischen alle untersucht und verfilmt, und rund 50 Kilometer seien als marode zu betrachten. Wenn man dies auf einen Schlag angehen wolle, könne man ,,ganz Völklingen lahmlegen, und zwar in allen Stadtteilen". Dem Tiefbau sei hier aber die Grenze gesetzt, pro Jahr nur fünf Millionen Euro auszugeben, in den kommenden fünf Jahren also insgesamt 25 Millionen Euro. Wobei man pro Meter Kanalerneuerung von einem Betrag zwischen 1000 und 1300 Euro ausgehen müsse.

Bis 1990 habe man in der Stadt in Sachen Kanalsanierung nur sehr wenig getan, und dies müsse man nun im Laufe der kommenden Jahre abarbeiten. Wobei neben Gehwegausbau-Beiträgen (bisher zwischen 2000 und 2500 Euro) auf die Anwohner auch noch Extrakosten in gleicher Größenordnung zukommen. Laut Preuß ergibt sich nämlich in der Regel, dass dann auch neue Hausausanschlüsse fällig seien. Wenn diese nicht zuvor schon separat erneuert worden seien.

Mit dem Wirtschaftsplan für 2017 hat der Stadtrat ein Fülle von Einzelmaßnahmen beschlossen. Lorig fügte hinzu, es gebe eine "Prioritätenliste". Manfred Jost (Grüne) und Paul Ganster (Linke) regten an, diese Liste mit den geplanten Zeitpunkten für jeden Bürger zugänglich im Internet zu veröffentlichen. Lorig und auch Manfred Preuß äußerten Bedenken. Dies vermittele für den einzelnen Bürger nur scheinbar Planungssicherheit. Es könne sich jederzeit akuter Handlungsbedarf an andere Stelle ergeben, wenn ganze Kanalhaltungen zusammenbrächen. Die Arbeiten seien zum Beispiel auch mit denen von Versorgungsunternehmen zu koordinieren. ,,Denn sonst", so Preuß, ,,schimpfen die Leute, wenn da nur ein halbes Jahr später gerade wieder die Straße aufgemacht wird." Wenn es wirklich an den Kanal in ihrer Straße gehe, bekämen die Anwohner rechtzeitig, "manchmal sogar mehr als ein Jahr zuvor", Bescheid, versicherte Tiefbau-Chef Preuß.

Tiefbauer und Oberflächenbewohner in Völklingen verstehen sich allerdings nicht immer richtig. Erinnern wir uns, wie Klaus Lorigs Kanalarbeiter im Fall Pfarrwiesstraße den Anwohnern in den 69 Häusern eine "Vollsperrung" angekündigt hatten. Daraufhin schlugen die Wogen hoch. Bürgermeister Wolfgang Bintz wurde zu einer Bürgerversammlung eingeladen und musste schlichten: Erst dort wurde erläutert, dass besagte Vollsperrung doch nicht so wortwörtlich zu verstehen sei.

 Tiefbau-Chef Manfred Preuß Foto: Becker & Bredel

Tiefbau-Chef Manfred Preuß Foto: Becker & Bredel

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Und so sieht's derzeit in der Pfarrwiesstraße aus: Die Bauarbeiten sind im vollen Gange. Seit Anfang November vergangenen Jahres läuft eine Grundsanierung, die voraussichtlich bis kommenden November dauert. Derzeit werden die Kanalanschlussleitungen in der gesamten Straße erneuert. Anschließend geht es an den Ausbau der Gehwege und der Fahrbahn. Die Straße ist momentan halbseitig gesperrt und nur für Anlieger frei. "Die Gesamtkosten in der Pfarrwiesstraße belaufen sich auf zirka 1,5 Millionen Euro", so Uwe Grieger, Pressesprecher der Stadt Völklingen.

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