Hoffnung auf eine neue Saison

Völklingen · Die Band Klimaschock beendete mit ihrem Auftritt im Pfarrgarten am Donnerstagabend die Saison der City-Open-Airs. Sie ritt dabei – im Wechselspiel mit ihrem Publikum – munter auf der wieder erwachten Neuen Deutschen Welle.

 Sängerin Silvia Petrova und Giovanni Burgio schmachteten sich an bei „Cose della Vita“ im voll besetzten Pfarrgarten. Der Auftritt der Band Da Vinci zählte zu den Krachern der Saison der diesjährigen City-Open-Airs. Archivfoto: Jenal

Sängerin Silvia Petrova und Giovanni Burgio schmachteten sich an bei „Cose della Vita“ im voll besetzten Pfarrgarten. Der Auftritt der Band Da Vinci zählte zu den Krachern der Saison der diesjährigen City-Open-Airs. Archivfoto: Jenal

Der eine spricht von "schwierig", die anderen urteilen "nicht so leicht", wenn sie von der City-Open-Air-Saison sprechen, die mit dem Klimaschock-Konzert am Donnerstagabend zu Ende gegangen ist. Der eine ist Harald Mörsdorf, Wirt im "Bistro Jean M." und damit der gastgebende Gastronom im Pfarrgarten.

Bombenwetter zur Eröffnung Anfang Juli - doch da regierte noch König Fußball. Und viele, die die Wahl hatten, wählten das EM-Halbfinale Frankreich-Deutschland statt des Scarabées-Konzertes neben der Eligiuskirche. Anschließend passte das Wetter donnerstags nicht mehr.

"Wir wurden nass, wir haben gefroren", sagen sie, nämlich Christoph Eugen und Lars Hüsslein, die die Sommerkonzerte der Reihe für die Stadt organisieren. Sie argumentieren auch mit der aus ihrer Sicht notwendigen Veränderung des Saison-Programms. "Ein Abend mit aktuellerer Musik, starken Bluesrock mit vielen Eigenkompositionen", zählt Eugen auf. Mit letzterem meint er die Band Honey Creek, die in Hälfte eins ihres Konzertes konsequent Titel ihrer eigenen CD gespielt hat, ehe sie dann die gewohnten Kracher rockte. Eugen: "Wir müssen unser Programm auf eine neue Zielgruppe anpassen und auch ein jüngeres Publikum ansprechen." Und dann gab es ja auch noch die Saisonhöhepunkte, bei denen der Pfarrgarten auch fast aus seinen Nähten platzte."

Den Da-Vinci-Abend zählt das Trio auf, ebenso die Benefizveranstaltung "Rock hoch drei" der Wirtegemeinschaft. Eugen und Hüsslein nennen außerdem noch die Party-Rockband Five4Fun. "Und heute, das war doch ein würdiger Abschluss", meint Eugen, als Klimaschock zum Finale ihrer Deutschrock-Party ansetzen. Wenn der Pfarrgarten auch nicht mehr so voll war wie zuletzt, da liegt man sich in den Armen, singt mit, fackelt Wunderkerzen ab.

Die beiden vom Veranstaltungsmanagement planen dann schon die nächste Saison. Hüsslein: "Der Stadtrat muss zwar noch zustimmen, doch die City-Open-Airs gehören perspektivisch nicht zu den Einsparpunkten im Stadthaushalt."

Die Reihe der City-Open-Airs geht nach derzeitigem Stand im kommenden Juli wieder los.

Ob die Mörsdorfs dann noch mit dabei sein werden, ist ungewiss. Das "Jean M." stehe zum Verkauf, wie er sagt: "Denn eigentlich bin ich ja schon in Rente." Und diese Zeit würde Harald Mörsdorf gerne mit Frau Christa, Kindern und vor allem mit den Enkeln genießen. Nena am Anfang, Nena am Ende. Und selbstverständlich tauchte die Ikone der Neuen Deutschen Welle (NDW) auch mitten im Programm der Band Klimaschock auf, die mit ihrem Auftritt im Pfarrgarten am vergangenen Donnerstagabend die Saison der City-Open-Airs beendete. "Nur geträumt" singt Sänger Chris Kaiser zu Beginn, zum Schluss lässt er die berühmten "99 Luftballons" beschwören. Und zwar von denen, die eigentlich zuhören sollen: "Dieses traditionelle Schlusslied singt bei unseren Auftritten immer das Publikum." Klappt reibungslos, den Text kennt schließlich jeder.

Manches dreht der Kaiser-Chris mit Gitarrist Georg Maier, Keyboarder Stefan Turnsek und vor allem mit Schlagzeuger Sascha Kaudy kräftig durch die Punk-Maschine. Bei anderen ist das nicht notwendig. Etwa in einer ganzen Serie von Titeln, die von den Ärzten oder den Toten Hosen kommen. Der stoische Bassist Harry Müller darf ebenfalls mitmischen, auch wenn er wegen einer bestimmten Tugend die Nerven der Musikerkollegen auf deren Belastungsfähigkeit testet. "Er ist sehr pünktlich", hebt Kaiser irgendwann hervor. Und lässt dabei keinen Zweifel, dass sein Seitenmann eher auf den letzten Drücker als zeitig zu den Auftritten auftaucht. So auch im Pfarrgarten. "Ist da ein Rathaus in der Nähe?", fragt der Basser noch am Handy. Als die Kollegen bestätigen, meint er: "Dann bin ich gleich da." Dennoch vergehen einige Minuten, bis der Fehlende eingeparkt hat. Aber sie lieben ja die Unwägbarkeiten ihrer Auftritte, sagen sie sogar über sich selbst. Da sitzt einem dann plötzlich der Sänger plaudernd und prostend am Biertisch gegenüber. Oder man wird von ihm ans Mikrofon gebeten.

 Die Band Klimaschock mit Chris Kaiser als Frontmann war die letzte Band für dieses Jahr im Pfarrgarten von Völklingen. Foto: Jenal

Die Band Klimaschock mit Chris Kaiser als Frontmann war die letzte Band für dieses Jahr im Pfarrgarten von Völklingen. Foto: Jenal

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"Für ,Hinterm Horizont' brauche ich Hilfe", sagt er. Also sucht Kaiser anscheinend spontan eine Mitstreiterin und findet unter den Arkaden tatsächlich eine, die sich traut. Doch nicht von ungefähr. Dass sie auf Anhieb richtig in die Zweitstimme einsetzt, beweist, dass Nicole Kirch sich in dieser Rolle auskennt: "Ja, ich helfe oft bei denen aus." Sie outet bei ihrem Abgang auch frech den Sänger : "Das is kenn Saarlänner, der kommt aus Kirf." Der Stimmungssänger hatte zuvor behauptet, mindestens Halb-Saarländer zu sein. Inzwischen ist auch das passé, was Kaiser zuvor als "Pälzer Graben" bezeichnet hat: "Das ist, wenn vorne vor der Bühne niemand tanzt oder mit uns abgeht. Das passiert uns im Saarland nie - also Pälzer Graben."

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