Verhandlungen auf Augenhöhe

Völklingen · Keine betriebsbedingten Kündigungen, und der Kunden-Service soll Bestand haben: Rathaus- und Bank-Spitzen haben jetzt in Völklingen erläutert, worum es beim geplanten Sparkassen-Zusammenschluss geht.

Eigentlich machen sich Sparkassen keine Konkurrenz . Man gehört ja schließlich zu einer Familie, der deutschen Sparkassenorganisation. In Völklingen ist das seit langem anders. In der Bismarckstraße liegen die Zentrale der Stadtsparkasse Völklingen und eine Filiale der Sparkasse Saarbrücken fast nebeneinander. Am 1. Januar 2017 soll es vorbei sein mit dieser jahrzehntelangen "unsinnigen Konkurrenzsituation", wie Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) sagte. Dann soll die Fusion der beiden Sparkassen perfekt sein (wir berichteten).

"Es gibt genügend Konkurrenzinstitute in Völklingen . Wir brauchen uns keine Konkurrenz zu machen", sagte Hans-Werner Sander, Vorstandschef der Sparkasse Saarbrücken, am Donnerstag, am Tag, nachdem der Völklinger Stadtrat, als letztes notwendiges Gremium, den Fusionsplänen zugestimmt hat. In der Tat: Wer die Bismarckstraße entlanggeht und in die Seitenstraßen blickt, sieht auch noch eine Volksbank, eine Sparda-Bank und eine Filiale der Hypo-Vereinsbank. Denen gegenüber "können wir wesentlich stärker auftreten" - nach dem Zusammenschluss, sagte Lorig. Wie überhaupt die Fusion viel Positives bringen soll. Der Oberbürgermeister versicherte in Anlehnung an den Slogan der Stadtsparkasse: "Die Sparkasse wird auch in Zukunft gut für Völklingen sein."

Weiter Geld für Vereine

Darum geht es für ihn in den anstehenden Fusionsgesprächen. "Wichtig ist für den Stadtrat, dass das, was die Stadt Völklingen an Ausschüttungen von der Sparkasse bekommen hat, erhalten bleibt - mindestens auf diesem Niveau. Das ist eine Vorgabe, die der Rat mir für die Verhandlungen mitgegeben hat", sagte Lorig. Bisher habe die Stadtsparkasse jedes Jahr zwischen 70 000 und 90 000 Euro für Vereine und Kultur überwiesen, sagte Vorstandschef Helmut Treib.

Ein weiteres wichtiges Thema der Verhandlungen ist die Zukunft der 88 Mitarbeiter. Dass es eine fünfjährige Beschäftigungsgarantie geben solle, bestätigte am Donnerstag keiner, weder Lorig noch Treib, auch nicht Sander oder Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD ) als Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse Saarbrücken.

Keine Kündigungen

Alle waren sich aber einig: "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben", wie Treib sagte. Die neue Sparkasse trete in die Gesamt-Rechtsnachfolge ein, übernehme also alle Verträge. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es im Saarland oder darüber hinaus betriebsbedingte Kündigungen bei einer Sparkasse gegeben hätte. Wir werden den Vorreiter nicht machen", betonte Treib.

Sensibel ist auch die Frage nach der Zukunft der Filialen , besonders da, wo beide Sparkassen vertreten sind, in der Innenstadt, in Fürstenhausen und in Wehrden. "In Völklingen-Mitte wird es nur einen Standort geben. Man kann nicht zwei Standorte direkt nebeneinander haben", kündigte Lorig an. Aber die Sparkasse soll "die Bevölkerung voll bedienen", also flächendeckend präsent sein. "Jeder Stadtteil muss versorgt werden." Sander gibt zu bedenken: "Filialen haben nicht mehr den Stellenwert wie vor 30 Jahren", weil viele Kunden ihre Geschäfte online abwickeln. Doch kann er sich auch "spezialisierte Filialen " vorstellen, die für bestimmte Geschäftsbereiche zuständig sind. Damit wäre nicht ausgeschlossen, dass auch nah beieinanderliegende Servicestellen fortbestehen. Zudem könne man Filialen nicht einfach schließen, es gebe ja Verträge mit Vermietern, sagte Sander. Offenbar ist in puncto Filialen noch vieles im Fluss.

Lorig will jedenfalls aus einer Position der Stärke heraus in die konkreten Fusionsgespräche mit der viel größeren Sparkasse Saarbrücken gehen. Schließlich handelt es sich bei der Stadtsparkasse "um ein durchweg gesundes Unternehmen". > : Weiterer Bericht.

Der Stadtrat brauchte eine Woche Bedenkzeit. Doch dann war er sich einig wie selten: Einstimmig erhielt Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) den Auftrag, mit der Sparkasse Saarbrücken zu verhandeln über ein Zusammengehen mit der Völklinger Stadtsparkasse (wir berichteten bereits). Wobei der Ehepakt bereits zum 1. Januar 2017 in Kraft treten soll. Im Moment ist der Beschluss aber höchstens als Verlobung anzusehen. "Wir entscheiden erst endgültig, wenn wir den Vertrag gesehen haben", betonte Berthold Annel (Freie Wähler ) im Einklang mit seinen Ratskollegen.

CDU-Fraktionschef Stefan Rabel erklärte, seine Fraktion unterstütze schweren Herzens die Verhandlungen zur Fusion. Dabei werde sie sehr darauf achten, dass dies nicht zu Verschlechterungen für die Stadt sowie für die Mitarbeiter und Kunden führe. Der grundsoliden Stadtsparkasse, die über Jahrzehnte hinweg hervorragend gewirtschaftet habe, werde nun wegen der verfehlten Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) die Grundlage entzogen. Mit der 1888 gegründeten Stadtsparkasse werde auch ein Teil Völklinger Identität und damit ein Stück Heimat verloren gehen.

Wolfried Willeke, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion , betonte, die Arbeitsplätze und auch alle wichtigen Abteilungen müssten in der Stadt bleiben. Den Völklingern dürfe nicht zugemutet werden, nach Saarbrücken zu fahren, um ihre Geldangelegenheiten zu erledigen.

Klaus Degen, Fraktionschef der Linken, sagte, die Fusion sei notwendig und komme zum richtigen Zeitpunkt: "Jetzt können wir noch Forderungen stellen." Mit ausschlaggebend für die Linken sei gewesen, dass sich auch der Personalrat der Stadtsparkasse für Verhandlungen ausgesprochen habe. "Jetzt können wir noch auf gleicher Höhe mit den Saarbrückern verhandeln", meinte auch Karin Müller (AfD).

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