Hoher Schaden: Behörden suchen nach Quelle des Partikel-Niederschlags in Völklingen

Völklingen · In den vergangenen Tagen hat es winzige Grafit-Partikel über Völklingen geregnet. Autohändler beklagen einen hohen Schaden und verdächtigen Saarstahl. Doch woher die Partikel wirklich kommen, steht noch nicht fest.

 Manche Partikel sind so groß wie Fingernägel von Kindern, zeigt der Völklinger Autohändler Christof Barth. Sie stellen eine Gefahr für den Lack dar und müssen sanft entfernt werden. Foto: Jenal

Manche Partikel sind so groß wie Fingernägel von Kindern, zeigt der Völklinger Autohändler Christof Barth. Sie stellen eine Gefahr für den Lack dar und müssen sanft entfernt werden. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Schonende Wagenwäschen sind derzeit auf dem Gelände des Ford-Autohauses Bunk an der Karolinger Brücke zu beobachten. Den Grund nennt Christof Barth, einer der beiden Geschäftsführer: "Die Autos sind voller Metallpartikel, die wir schonend entfernen müssen." Sanftes Vorgehen sei dabei wichtig, damit die Partikel den Lack nicht zerkratzen oder gar hinein gerieben werden. Außerdem spricht er von einem "Wettlauf gegen die Zeit". Denn die Teilchen, die er für Metallpartikel hält, zögen den Rost magisch an. 472 Autos, so hat er gezählt, seien betroffen, pro Wagen schätzt der Gutachter einen Schaden von 600 Euro, macht zusammen knapp 300 000 Euro. Am Montag habe es erste Anzeichen auf das drohende Unheil gegeben: "Da haben wir eine Mitarbeiterin zum Arzt gebracht, sie hatte ein Partikel im Auge." Von diesem Vorfall alarmiert, habe man die Autos begutachtet - übersät mit Partikeln, meistens Millimeter groß, einige aber auch so groß wie ein Kinder-Fingernagel. Wie Barth berichtet, seien auch weitere Autohändler an der Bundesstraße 51 in Luisenthal betroffen. Als Verursacher vermutet er den großen Nachbarn: "Das könnte von Saarstahl kommen." Ob das so ist, untersuchen derzeit Polizei und Landesamt für Umweltschutz.

Saarstahl ist ebenfalls aktiv, wie Ute Engel, beim Unternehmen zuständig für die Kommunikation, in ihrer Stellungnahme berichtet. Saarstahl nimmt sie dabei erst einmal aus der Schusslinie: "Diese Woche ist es in Völklingen zu einer Emission gekommen, deren Verursacher bis heute nicht bekannt ist." Das zertifizierte Technische Labor der Saarstahl AG habe Proben der emittierten Partikel genommen und werte diese derzeit aus. Im Stahlwerk habe es an keinem Tag dieser Woche einen Störfall gegeben. Sie kündigt an: "Sollten die Analyse-Ergebnisse Saarstahl als Herkunftsquelle identifizieren, werden wir wie schon in der Vergangenheit das Gespräch mit durch Verschmutzung von Fahrzeugen Geschädigten suchen und Lösungen anbieten." Es gibt erste Analyse-Ergebnisse: "Erste Untersuchungen unseres Labors haben ergeben, dass es sich bei den emittierten Partikeln um Grafitplättchen handelt, Bestandteil dieser Plättchen ist keinesfalls Metall, sondern Kohlenstoff." Es bestehe daher keinerlei Gesundheitsgefährdung. Engel: "Unser Betrieb emittiert im normalen Betriebsablauf geringe Mengen von diesen Grafitplättchen, die gesetzlich festgelegten Grenzwerte werden eingehalten, was wir auch gegenüber den zuständigen Behörden stets nachweisen." Leider könne es bei ungünstigen Windverhältnissen dazu kommen, dass die Plättchen im normalen Betriebsablauf in Richtung Anwohner geweht werden. "Das bedauern wir; möglicherweise geschah dies diese Woche aufgrund starker Windböen. Das Stahlwerk ist mit moderner Sekundärentstaubung und Filtern ausgerüstet und wir arbeiten kontinuierlich an unseren Prozessen und Anlagen." Wie Barth bestätigt, hat es bereits einige ähnliche Vorfälle geben. Engel: "Gerade im Falle des Autohauses Bunk sind wir in der Vergangenheit für von uns verursachte Schäden auf Grund von Betriebsstörungen stets aufgekommen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort