In der zweiten Runde ging's schnell

Völklingen · SZ-Leserin Christel Kessler hat an einem Völklinger Spazierweg Eichenprozessionsspinner entdeckt. Ihre Warnung, per Mail ins Rathaus geschickt, blieb ohne Echo. Nachdem die SZ nachhakte, folgte rasche Aktion.

 Dieses Gespinst mit Larven des Eichenprozessionsspinners hat SZ-Leserin Christel Kessler am Völklinger Waldfriedhof entdeckt. Foto: Kessler

Dieses Gespinst mit Larven des Eichenprozessionsspinners hat SZ-Leserin Christel Kessler am Völklinger Waldfriedhof entdeckt. Foto: Kessler

Foto: Kessler

Christel Kessler hat sich geärgert. Ende Februar ist sie mit dem Schwalbacher Saarwald-Verein durch Völklingen gewandert und hat dabei am Weg zum Waldfriedhof eine beunruhigende Entdeckung gemacht: An einer Eiche dort fand sich ein Nest des Eichenprozessionsspinners, eines Nachtfalters, dessen Raupen für Menschen ein Gesundheitsrisiko sind (siehe "Auf einen Blick"). Kessler machte Fotos und schickte sie mitsamt Ortsbeschreibung per E-Mail an die Völklinger Stadtverwaltung - aber nichts geschah. Keine Antwort. Und keine Aktion, zwei Wochen später war das Larven-Gespinst immer noch da.

Christel Kessler informierte die SZ. Den Weg, an dem die befallene Eiche steht, gehen viele Wanderer und Friedhofsbesucher, sagt sie. Und fragt: ."Will die Stadt Völklingen warten, bis Passanten die Feuerwehr alarmieren, wenn die Raupen bereits die Wege kreuzen oder die Bäume kahl fressen?" Müsse erst die Feuerwehr ausrücken, werde die Sache teuer. Die Adresse für ihre Mail, berichtet Kessler auf Nachfrage, habe sie im Internet gefunden, erster Treffer auf der Suche nach "Ordnungsamt Völklingen ": info@voelklingen.de.

Das sei die allgemeine Adresse der Stadtverwaltung, sagt Pressesprecher Uwe Grieger. Normalerweise würden so adressierte Mails an die jeweils zuständigen Stellen im Rathaus verteilt. Ob das hier auch geschehen ist, sagt er nicht - aber nach der SZ-Anfrage hat man das Eichenprozessionsspinner-Problem hausintern offenbar durchgesprochen. Was die Stadt tut, um Gefährdungen an "kritischen" Stellen vorzubeugen? Grieger berichtet: Kinderspielplätze, Friedhöfe und Grünanlagen überwache der städtische Fachdienst für Öffentliches Grün und Friedhöfe der Stadt Völklingen im Rahmen der Baumkontrolle, ebenso die Umgebung von Schulen und Kindergärten. Alle Stadtbäume werden zweimal jährlich überprüft, einmal belaubt, einmal unbelaubt. Gebe es einen Befall, der zum Eingreifen zwinge, beauftrage man eine Fachfirma mit vorbeugender Spritzung. Grundsätzlich, sagt Grieger, erledige die Stadt Raupenbekämpfungen nicht in Eigenregie, sondern wende sich dafür an Fachfirmen. Denn die hätten die geeigneten technischen Mittel und ausreichende Erfahrungen, um solchen Gefährdungen zu begegnen.

Was Christel Kessler sicher freuen wird: Der Befall, den sie gemeldet hat, ist nach Griegers Auskunft inzwischen beseitigt.

Und falls anderen Bürgern in der Nähe von öffentlichen Gebäuden oder in den Grünanlagen Gespinste des Eichenprozessionsspinners auffallen, hat Grieger auch eine Kontaktadresse parat: Wer Fragen hat oder eine Beobachtung melden möchte, kann sich unter Tel. (0 68 98) 13-21 05 ans Ordnungsamt wenden (Frau Fries).

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von Leser-Reporterin Christel Kessler aus Schwälbach. Wenn auch Sie Interessantes zu erzählen haben, hinterlassen Sie eine Nachricht unter Tel. (06 81) 5 95 98 00, mailen Sie an leser-reporter@sol.de oder nutzen Sie das Formular: www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter .

 Sommer 2005: Ein Saarforst-Spezialist entfernt mit einem Industriestaubsauger ein Raupennest in der Großrosseler Ortsmitte. Er trägt dabei komplette Schutzkleidung. Archivfoto: Becker & Bredel

Sommer 2005: Ein Saarforst-Spezialist entfernt mit einem Industriestaubsauger ein Raupennest in der Großrosseler Ortsmitte. Er trägt dabei komplette Schutzkleidung. Archivfoto: Becker & Bredel

Zum Thema:

Auf einen BlickDer Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der infolge des wärmer werdenden Klimas seinen Lebensraum langsam Richtung Norden erweitert. Kritisch ist sein Raupen-Stadium. Die Raupen tragen Brennhaare; das Nesselgift, das sie enthalten, kann bei Menschen allergische Reaktionen hervorrufen, von juckenden Hautekzemen über Augenreizungen bis hin zu Atemnot. Nach dem Ausfliegen der Falter bleiben die Härchen zurück. Sie können vom Wind verwirbelt werden, und das Nesselgift ist mehrere Jahre wirksam. Man muss also auch die leeren Nester beseitigen. Im Jahr 2005 gab es in der Region große Probleme mit Prozessionsspinnern, so an der Schule Dorf im Warndt, in der Rosseler Ortsmitte und am Lauterbacher Sportplatz. Seither aber, sagt Joachim Stelzer vom Saarforst-Landesbetrieb, sei die Falter-Population wieder zurückgegangen. Die Larven fänden nur dann genug Futter, wenn genau zur Zeit ihres Schlupfes die Eichen austreiben. Komme der Austrieb früher oder später, könnten sie nicht überleben. Aktuell sei kein besonders starker Spinner-Befall abzusehen. dd

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