Bergwerks-Verein restauriert Grubenloks Und sie bewegen sich doch – wieder

Velsen · Vier Jahrzehnte haben zwei historische Grubenlokomotiven, schon lange außer Dienst, auf Kinderspielplätzen verbracht. Jetzt sollen sie am Velsener Erlebnisbergwerk wieder fahren.

 Nach Jahrzehnten auf einem Kinderspielplatz in Saarlouis-Roden haben die Ehrenamtlichen das einstige Gruben-Arbeitspferd nach Velsen bugsiert. Dort, am Erlebnisbergwerk, bekommt es jetzt einen neuen Motor und wird restauriert.

Nach Jahrzehnten auf einem Kinderspielplatz in Saarlouis-Roden haben die Ehrenamtlichen das einstige Gruben-Arbeitspferd nach Velsen bugsiert. Dort, am Erlebnisbergwerk, bekommt es jetzt einen neuen Motor und wird restauriert.

Foto: Volker Etgen/ Erlebnisbergwerk Velsen (EBV) e. V./Volker Etgen

Jahrzehntelang haben sie geschuftet, ohne zu klagen. Auf der Hütte oder unter Tage. Dann werden sie abgestellt, weil nicht mehr gebraucht. Das Schicksal der meisten ist dann der Alteisenhändler als letzte Station vor dem Schmelzofen.

Einige hingegen schaffen es auf einen zweifelhaften Sockel. Die Rede ist von ausgedienten Industrie-Arbeitspferden: von historischen Lokomotiven. Zu unbedeutend, um es in Museen zu schaffen, landen nicht allzu selten Restexemplare dieser Gattung auf einem Spielplatz. Schön bunt angemalt sollen sie den Kleinen wenigstens noch als Spielgerät dienen und die Romantik von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer verbildlichen. Leider geht dabei meist die Erinnerung an die tatsächliche – bewegte und bewegende – Geschichte dieser Maschinen verloren.

Ein Gutes hat der Spielplatz aber doch: Er schützt vor der Verschrottung. Unter Umständen jahrzehntelang. Unbemerkt werden diese Lokomotiven dann irgendwann so selten, dass sie einen historischen Wert bekommen.

Und so begab es sich, dass die Bergbau-Enthusiasten vom Verein Erlebnisbergwerk Velsen (EBV) innerhalb kurzer Zeit per Zufall die Gelegenheit bekamen, gleich zwei ausgesprochen seltene Bergbaulokomotiven zu übernehmen, die bis dato als Spielgeräte dienten. Es handelt sich um Schmalspur-Untertage-Diesellokomotiven der Firma Ruhrthaler aus den frühen 50er  Jahren des vorigen Jahrhunderts. Eine davon stand auf dem Spielplatz einer Kindertagesstätte in Saarlouis-Roden, die andere auf einem öffentlichen Spielplatz in Saarlouis-Steinrausch – und das seit ungefähr 40 Jahren.

Von der Rodener Lok, einer „Ruhrtaler Vollsicht“, gibt es heute nur noch ganz wenige Exemplare. Einen Motor hatte diese Spielplatz-Lok nicht mehr – umso glücklicher waren die Bergleute vom EBV, daß sie in einem Sägewerk in Bayern, das gerade aufgelöst wurde, eine Motorsäge mit dem originalen Mercedes-Benz Dieselmotor M202 fanden, der in gleicher Form auch in der Lok verbaut worden war. Und dieser Motor lief und stand zum Verkauf.

Inzwischen steht die Lok in Velsen. Sie ist komplett zerlegt, der neue alte Motor ist beschafft, und die Achsen sind neu geschmiert. Der Wiederaufbau ist in vollem Gange.

Die Lok aus Steinrausch – auch eine Ruhrthaler, aber ein anderes Modell – besitzt noch ihren Motor. Ob dieser allerdings noch einmal gangbar gemacht werden kann, muss sich erst zeigen. Zumindest als rollfähig hat sich die kleine Lokomotive aber bereits erwiesen. Am Ende sollen dann beide Loks auf dem Gestänge – so sagt der Bergmann zu den Gleisen – des Erlebnisbergwerks Velsen wieder rollen.

 Hinterm Bauzaun eingesperrt: Diese Unter-Tage-Lok stand lange auf einem Spielplatz in Saarlouis-Steinrausch.

Hinterm Bauzaun eingesperrt: Diese Unter-Tage-Lok stand lange auf einem Spielplatz in Saarlouis-Steinrausch.

Foto: Volker Etgen/ Erlebnisbergwerk Velsen (EBV) e. V./Volker Etgen
 Diese Lokomotive vom Typ „Ruhrthaler Vollsicht“, gebaut Mitte der 1950er Jahre, rollte einst in Jägersfreude.

Diese Lokomotive vom Typ „Ruhrthaler Vollsicht“, gebaut Mitte der 1950er Jahre, rollte einst in Jägersfreude.

Foto: Volker Etgen/ Erlebnisbergwerk Velsen (EBV) e. V./Volker Etgen

Was gibt es Schöneres für ein Industriedenkmal, als auf dem Sockel zu stehen? Hier ist das klar:  Sich wieder aus eigener Kraft zu bewegen! Wie einst in den Gruben Jägersfreude und St. Barbara (Bexbach), an die die Loks Mitte der 1950er Jahre ausgeliefert wurden und wo sie bis Anfang der 1970er Jahre ihren Dienst verrichteten. So erwartet der EBV nun ungeduldig den Zeitpunkt, wenn es heißt: „…und sie bewegen sich doch (wieder).“

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