Vom einstigen Glanz ist wenig geblieben

Luisenthal · 1860 wurde in Luisenthal der erste Bahnhof gebaut. Das heutige Gebäude ist freilich jünger, es entstand 1898. Der Völklinger Heimatforscher Wolfgang Schöpp hat die Geschichte des Baus und der Bahnstrecke aufgeschrieben – hier eine Zusammenfassung.

 Der Luisenthaler Bahnhof entstand 1898, die Backsteinfassade ist ein typisches Merkmal dieser Zeit. Andere Bauteile kamen erst in späteren Jahrzehnten hinzu, beispielsweise das Vordach über dem Eingang; es gilt inzwischen als einsturzgefährdet. Foto: Becker & Bredel

Der Luisenthaler Bahnhof entstand 1898, die Backsteinfassade ist ein typisches Merkmal dieser Zeit. Andere Bauteile kamen erst in späteren Jahrzehnten hinzu, beispielsweise das Vordach über dem Eingang; es gilt inzwischen als einsturzgefährdet. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

In preußischen Zeiten begann die Eisenbahngeschichte in der Region. August von der Heydt, der 1848 preußischer Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten wurde, ließ auf Staatskosten am rechten Saarufer eine Bahnlinie erbauen, von Saarbrücken über Neunkirchen nach Trier.

Luisenthal war der erste Haltepunkt nach Saarbrücken. Und bekam einen Bahnhof. Wobei die sparsamen Preußen ihn im gleichen Stil und Grundriss bauen ließen wie die Bahnhöfe in Bous, Ensdorf und Wiltingen. Die Luisenthaler Gleisanlagen waren freilich umfangreich, hat Schöpp herausgefunden - kein Zufall, spielte die 1858 eröffnete Bahnstrecke doch eine große Rolle für den Abtransport der Kohle, die schon seit dem 18. Jahrhundert in Luisenthal abgebaut wurde. Von Anfang an hatte Luisenthal also einen Grubenbahnhof, zunächst rollten nur Kohlezüge.

1860 war die Schienenstrecke nach Trier dann komplett, nun diente der neue Bahnhof Luisenthal auch dem Personenverkehr. Das Verkehrsaufkommen stieg - 1884 war der Bahnhof zu klein geworden und wurde umgebaut. Nach Schöpps Recherchen betraf das vor allem die Gleisanlagen; aber auch das Stationsgebäude wurde erweitert. Lokale Firmen, von der Glashütte bis zur Chemischen Fabrik, bekamen eigene Gleisanschlüsse.

1898 hatte das erste Bahnhofsgebäude ausgedient. Der Backsteingotik-Bau, der noch heute steht, ersetzte ihn. In den beiden Weltkriegen musste der Luisenthaler Bahnhof für zahlreiche Militärtransporte herhalten. Und litt am Krieg: Ein wichtiges Schienen-Kreuzungsbauwerk, die so genannte Luisenthaler Eng, wurde 1945 gesprengt.

Aber bald wieder instandgesetzt. Und in den 1960er Jahren passte man den Bahnhof an die nunmehr elektrifizierte Verbindung Saarbrücken - Trier an, baute Weichen, Signale, Stellwerke um. Auch das Bahnhofsgebäude selbst erfuhr Veränderungen.

Übrigens blieb Luisenthal auch von Bahn-Unfällen nicht verschont. 1932, schreibt Schöpp, stießen zwei Güterzüge zusammen, zwölf Waggons wurden zertrümmert, Zugpersonal erlitt Verletzungen. 1979 gab es eine weitere Zug-Kollision auf eingleisiger Strecke, die Lokführer wurden verletzt.

Seit 1988 ist Luisenthal ein Bahnhof ohne Fahrkartenschalter und Bahnpersonal - also nur mehr Haltepunkt. Und 1997 schloss auch die Bahnhofsgaststätte. Für Güterzüge dienen die Schienen heute nur noch als Abstellgleise.

Völklingen bietet nicht mit

Heute ist Versteigerung - Aber Stadtrat fürchtet Folge-Kosten eines Kaufs

Gestern hatte Völklingens Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU ) sich bereits angemeldet beim Berliner Auktionshaus Karhausen, das heute in Berlin den Bahnhof Luisenthal versteigert. Der Plan: Bintz wollte telefonisch mitbieten und für die Stadt den Bahnhof erwerben. Aber daraus wird nichts, berichtete Bintz gestern Abend nach einer (nichtöffentlichen) Stadtratssitzung: "Ich werde nicht mitbieten."

Der Erwerb wäre - theoretisch - möglich gewesen durch zwei Zusagen, die Bintz Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) abgerungen hatte. Bouillon wollte Völklingen beim Bahnhofs-Kauf mit einer Bedarfszuweisung helfen. 50 Prozent des Kaufpreises hätte so das Land übernommen, bis zu einem Zuschuss von 100 000 Euro - großzügig, liegt das Mindestgebot doch bei nur 35 000 Euro. Zudem hatte Bouillon den "vorzeitigen Maßnahmenbeginn" zugesichert, die Stadt hätte sofort über das Landesgeld verfügen können.

Freilich, erläuterte Bintz, hatte die Sache einen Haken. Die andere Hälfte des Kaufpreises hätte die Stadt selbst aufbringen müssen. Reserven - Geld, das bewilligt, aber nicht ausgegeben ist und "umgewidmet" werden könnte - haben Kommunen sonst oft, gerade Völklingen hat dieses Spiel häufig gespielt. Aktuell aber sei alles verfügbare Geld weg, sagte Bintz. Nur ein Beschluss des Stadtrates, den Haushalt zugunsten des Bahnhofs-Kaufs zu ändern, hätte ihm das Mitbieten gestattet. Diesen Beschluss aber wollte der Rat gestern nicht fassen. Zum einen, berichtet Bintz, wegen der Kürze der Zeit: Der Versteigerungstermin sei ja schon seit Wochen bekannt, hätten Ratsmitglieder erklärt. Vor allem aber habe sich der Rat - "bei aller Würdigung für die Bedeutung des Baus" - um die noch unbezifferten Folgekosten gesorgt: Verkehrssicherung, Sofort-Sanierung, spätere gründliche Sanierung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort