Erbitterter Kleinkrieg um einen Weg

Ludweiler · Seit mehr als einem Jahr wird in Ludweiler heftig um einen Weg gestritten. Er liegt auf dem Gelände der ehemaligen Jugendherberge, heute ist dort eine Reitanlage.

 Das Objekt des Zwistes: Der Feldweg nahe der Lauterbacher Straße, der über privates Gelände verläuft. „Achtung, Kinder und Pferde!“, steht auf dem Schild rechts, das Fahrzeugen den Zugang verwehren soll. Foto: Becker & Bredel

Das Objekt des Zwistes: Der Feldweg nahe der Lauterbacher Straße, der über privates Gelände verläuft. „Achtung, Kinder und Pferde!“, steht auf dem Schild rechts, das Fahrzeugen den Zugang verwehren soll. Foto: Becker & Bredel

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Der Streit um den Hirtenwiesergrabenweg/Jugendherbergsweg ist verbittert geworden und droht vielleicht sogar zu eskalieren. Das zeigte sich am Freitagabend in einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung einer Gruppe, die sich Interessengemeinschaft (IG) Ludweiler nennt, im Naturfreundehaus. Der Veranstaltungsraum ist übervoll. Besetzt mit vielen Betroffenen, die aufgrund ihrer Interessen auf seiten der einen oder der anderen Streitpartei stehen, und auch mit den wichtigsten Beteiligten aus Verwaltung und Politik.

Die Mehrheit hat wohl die Interessengemeinschaft um Norga Laggai um sich versammelt. Deren Vertreter sehen das Streitobjekt als beliebten Wanderweg, den Wanderer und Freizeitradler gerne nutzen. Außerdem sei der Weg einziger Zugang für einige Nutzer der hinter der Reitanlage liegenden Grundstücke. So führe für einen Imker der einzige Weg zu seinen Bienenstöcken über das Streitobjekt. Die Gegenseite bilden die Personen, die die Reitanlage nutzen möchten. Entweder um ihrerseits Freizeitvergnügen im Reiten zu finden, oder um mit der Reitanlage den Lebensunterhalt zu verdienen.

Zwischen den streitenden Parteien steht der Weg. Der sei eigentlich schon immer da gewesen, in vielen Rad- und Wanderkarten verzeichnet. Also müsse er auch jedermann zur Verfügung stehen. Nein, erwidert die Gegenseite. Pferde sind von Natur aus scheue Fluchttiere, die panisch das Weite suchen, falls zum Beispiel ein Radler sie erschreckt.

Betreiber ist die Familie Lacour, die allerdings mit ihren Interessen nicht alleine steht. Das zeigt sich bei der Versammlung, als Nadine Lacour sich, nachdem die Interessengemeinschaft ihre Sicht der Dinge geschildert hat, mühsam selbst Rederecht erkämpfen muss. Ein Teil der Versammlung applaudiert - ein eindeutiges Votum dafür, dass man auch die Sorgen und Argumente der Lacours hören will. Die berufen sich zum einen darauf, dass der Weg bei Übernahme des Geländes zugewuchert gewesen sei. Sie hätten dafür gesorgt, dass man ihn wieder nutzen könne. In der Folge hätten sich jedoch Unfälle auf der Anlage ereignet, jeweils nach dem Muster: Passant - meist zu Rad - erschreckt Pferd, Pferd flüchtet, Reiter fällt.

Dazu kämen einige Aufeinandertreffen von Radlern und Menschen mit Behinderung, die im Rahmen einer Inklusionsmaßnahme auf der Anlage arbeiten. Da die Lacours für die Sicherheit auf ihrem Grund und Boden zuständig sind, hätten sie sich zur Sperrung genötigt gesehen. Geht aber nicht so einfach, stellt die Verwaltung fest. Anrainer müssten auf jeden Fall Gelegenheit zur Wegenutzung haben. Und wer in seiner Freizeit den Weg nutzen möchte, eigentlich auch. Der Streit hat sich inzwischen zum Kleinkrieg ausgeweitet. Da ist von willkürlichen Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs die Rede, von unerlaubten Absperrungen wie Flatterband und sogar von gefährlichen Hindernissen wie über den Weg gespanntem Draht.

Den Ortsrat um Ortsvorsteherin Christiane Blatt (SPD) beschäftigt der Fall auch schon seit mehr als einem Jahr. Wie Blatt bei der Sitzung sagt, bleibe aber nur, "auf eine schnelle und einvernehmliche Lösung zu hoffen". Die muss wohl Joachim Sartorius finden. Er ist Referatsleiter beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), das das Verwaltungsgericht inzwischen für zuständig erklärt hat. Sartorius ist bestürzt über die Heftigkeit, die der Streit entwickelt hat. Und so lautet das Ergebnis des Abends: Er werde die Parteien zeitnah zum klärenden Gespräch einladen.

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 Für Weg-Öffnung: Norga Laggai von der IG Ludweiler. Foto: Becker & Bredel

Für Weg-Öffnung: Norga Laggai von der IG Ludweiler. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel
 Blick in den überfüllten Saal des Ludweiler Naturfreundehauses: Die Diskussion über den Weg, zu der die „Interessengemeinschaft Ludweiler“ am Freitagabend eingeladen hatte, stieß auf lebhaftes Interesse. Auch etliche Völklinger Kommunalpolitiker waren dabei. Foto: Becker & Bredel

Blick in den überfüllten Saal des Ludweiler Naturfreundehauses: Die Diskussion über den Weg, zu der die „Interessengemeinschaft Ludweiler“ am Freitagabend eingeladen hatte, stieß auf lebhaftes Interesse. Auch etliche Völklinger Kommunalpolitiker waren dabei. Foto: Becker & Bredel

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 Gegen Weg- Öffnung: Nadine Lacour vom Reiterhof. Foto: Becker & Bredel

Gegen Weg- Öffnung: Nadine Lacour vom Reiterhof. Foto: Becker & Bredel

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 Für Weg-Öffnung: Norbert Minninger, IG Ludweiler. Foto: Becker & Bredel

Für Weg-Öffnung: Norbert Minninger, IG Ludweiler. Foto: Becker & Bredel

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2009 übernimmt Familie Lacour die ehemalige Jugendherberge am Ludweiler Ortsrand und richtet dort ihre Reitanlage ein. Im September 2015 sperren die Lacours den Hirtenwiesergrabenweg/ Jugendherbergsweg. Begründung: Seit sie den zugewucherten Weg frei geschnitten und so wieder passierbar gemacht haben, hätten sich zahlreiche Unfälle ereignet. Im März 2016 fordert die Völklinger Ordnungsbehörde sie auf, die Hindernisse auf dem Weg zu beseitigen. Die Betreiber der Reitanlage legen Einspruch ein. Im April 2016 erklärt das Verwaltungsgericht in einem Eilverfahren das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) für zuständig und hebt die städtische Anordnung auf. Im August übergibt eine Gruppe namens "Interessengemeinschaft Ludweiler" Umweltminister Reinhold Jost (SPD) mehr als 300 Unterschriften für die Öffnung des Wegs.

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