Ein Völkchen von Kelten lebte im heimischen Wald

Schnappach · Holz für Holzkohle und Eisenerz, das sich einfach vom Waldboden auflesen läßt. Ideale Bedingungen für die frühe Eisenverarbeitung, die die Kelten im Ruhbachtal bereits vor über 2500 Jahren nutzten.

 Ein Hinkelstein thront auf dem Grab im Wald bei Schnappach. Foto: dla

Ein Hinkelstein thront auf dem Grab im Wald bei Schnappach. Foto: dla

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Im Ruhbachtal lebte bereits vor 2500 Jahren ein Völkchen von Kelten . Diese interessierten sich jedoch weniger für Viehzucht und Ackerbau. Vielmehr lag ihr Interesse am Eisenerz, das noch heute dort vom Waldboden aufgelesen werden kann. Denn das Wissen über die Eisenverarbeitung kam etwa 800 v. Chr. über die Alpen in die Region. Kürzlich beschäftigte sich ein Kurs vom Fachbereich "Alte Geschichte" der Universität des Saarlandes mit den Hinterlassenschaften der Kelten im Ruhbachtal. Die Studenten haben einen sogenannten Geocache angelegt, eine Schnitzeljagd mit GPS-Gerät, die an fünf Stationen erklärt, wie die Kelten das Eisen verarbeiteten.

Auch heute noch findet man am Wegesrand die Roteisensteine, die bis zu 65 Prozent Eisenerz enthalten. Diese wurden zerkleinert, geröstet und in sogenannten Rennfeuern weiterverarbeitet. Dabei wurde eine Grube in den Waldboden gegraben, deren Wände mit einer Schicht Ton verstärkt wurden. Schicht um Schicht Holzkohle und Eisenerz wurden dann in die Grube gefüllt und befeuert. Durch eine Öffnung am unteren Ende des Rennfeuers floss schließlich die Schlacke ab. In der Grube schieden sich bei Temperaturen über 1100 Grad die Eisenkristalle aus dem Gestein und bildeten eine schwammige Masse, auch Luppe genannt. Das Eisen durfte sich dabei nicht verflüssigen, denn Gusseisen war für die Weiterverarbeitung durch Schmieden zu spröde. Auch musste die Luppe gleich mit Holzhämmern bearbeitet werden, um die Reste von Schlacke aus dem Eisen zu schlagen. Um die nötige Temperatur zu erreichen, wurden die Rennfeuer meist an Hügeln angelegt, damit die Windkraft die Glut am Glimmen hielt. Zur Not musste mit Blasebalgen nachgeholfen werden. Neben dem Roteisenstein findet man so auch Schlackereste im heimischen Wald. Diese erinnert in ihrem Aussehen oft an poröses Gestein.

Doch die Eisenverarbeitung hinterließ ihre Spuren. Etliche Tonnen an Holzkohle wurden benötigt, um das damals wertvolle Eisen zu gewinnen, aus dem Ackergeräte, Werkzeuge, Schmuck und später auch Waffen hergestellt wurden. So mussten zahlreiche Bäume gefällt werden, deren Holz in Meilern zu Holzkohle weiterverarbeitet wurde.

Neben den Schlackeresten und den im Dickicht des Waldes nur schwer zu findenden Rennfeuergruben, finden sich aber auch keltische Hügelgräber im Sulzbacher Wald. Läuft man entlang des noch recht neuen Karl-May-Wanderweges, findet der aufmerksame Beobachter am Wegesrand einen aufgestellten Stein, der auf einem kleinen Hügel thront. Der kleine Obelisk, der ein wenig an die Hinkelsteinmanufaktur des gallischen Comic-Helden Obelix erinnert, ist allerdings nur eine Replik. Das Original wurde 1966 von Forschern der Universität des Saarlandes unter einer Erdschicht entdeckt, nur leider war es längst in drei Teile zerbrochen. Darunter, unter zentnerweise aufgeschichteten Eisenerz, fanden die Wissenschaftler die Leiche eines Mannes, der wohl im 6. Jahrhundert vor Christus beerdigt wurde. Als Grabbeigabe wurde ihm ein Halsring aus Blech beigelegt.

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