Die Chance auf neue Nahversorgung

Hühnerfeld · Ein Geschäftsmann hat ein Auge auf Hühnerfeld geworfen. Er will einen Verbrauchermarkt im leerstehenden Netto-Laden etablieren.

 Christophe Vostal vor dem einstigen Netto-Markt in Hühnerfeld. Foto: Thomas Seeber

Christophe Vostal vor dem einstigen Netto-Markt in Hühnerfeld. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Am 14. Januar 2017 wurde die Netto-Filliale im Sulzbacher Stadtteil Hühnerfeld geschlossen - und gleichzeitig ein großes Loch in die Nahversorgung der Bürgerinnen und Bürger gerissen. "Es gibt in Hühnerfeld keine Geschäfte mehr, auch nicht in der näheren Umgebung. Lidl in Sulzbach und Friedrichsthal sowie Aldi sind dann die nächsten Einkaufsmöglichkeiten. Für ältere Leute und fahrzeuglose Mitbürger kaum zu erreichen", schimpfte damals Anwohner Manfred Neuer gegenüber der Saarbrücker Zeitung. Netto-Unternehmenssprecherin Lisa Ulsamer erklärte, dass die Filiale "in der Grühlingstraße 109 nicht mehr unserem modernen Netto-Konzept in Hinblick auf Lage, Erreichbarkeit, Größe und Gestaltung entspricht."

Netto will am Altenwalder Markt neu bauen (wir berichteten mehrfach). Das Gebäude in Hühnerfeld ist in Privatbesitz und steht seit Ende Januar leer. Doch vielleicht nicht mehr lange. Jetzt hat sich ein Unternehmer gemeldet, der die Nahversorgung vor Ort wieder aufnehmen möchte. "Die Immobilie hat genau die richtige Größe", sagt Christophe Vostal, Geschäftsführer der Bliestalmarkt-Kette mit Geschäften in Bliesransbach und in der Pfalz, "wir könnten uns in Hühnerfeld einen Einzelhandels- und Lebensmittelladen mit Frischfleisch-Theke, Bäckerei, Postfiliale und Toto-Annahmestelle vorstellen." Mit den bisherigen fünf Geschäften erwitschaftet das Bliesransbacher Familienunternehmen einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich, beschäftigt derzeit rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

"In Hühnerfeld könnten dann etwa 30 neue Arbeitsplätze entstehen", so Vostal, der die Konkurrenz nahegelegener Verbrauchermarktketten nicht fürchtet. "Wir sind freiständige Händler", erklärt der Unternehmer, "das heißt, wir sind nicht an einen Zulieferer fest gebunden. Wir können somit ganz andere Angebote machen als die Mitbewerber, die von einem Großkonzern abhängig sind. Das gilt in besonderer Weise auch für unsere Metzgerei-Produkte, wo wir für lokale Spezialitäten bekannt sind." Innerhalb von drei Monaten nach der Vertragsunterschrift könnte der neue Verbrauchermarkt an der Grühlingstraße seine Türen öffnen.

Doch genau da liegt der Knackpunkt. Die Besitzerin möchte die Immobilie nicht mehr vermieten, sondern verkaufen. "Wir wollen uns von dem Objekt trennen, eine Vermietung kommt für uns nicht in Frage", sagt die Besitzerin auf SZ-Anfrage, "es gibt mehrere Interessenten, aber dazu kann ich keine weiteren Angaben machen." Nach unseren Informationen steht ein Kaufpreis von 330 000 Euro im Raum, ein Gebrauchtwagenhändler soll zu den Interessenten gehören. "Für uns als Einzelhändler kommt eigentlich nur Miete in Frage. Die Mietverträge unserer anderen Geschäfte laufen normalerweise zwischen drei und fünf Jahren. Aber da wären wir gesprächsbereit", sagt Vostal, "wir würden hier eine Lücke der Nahversorgung schließen und Arbeitsplätze schaffen. Darum haben wir im Rathaus nachgefragt, ob man uns in den Gesprächen mit der Eigentümerin unterstützen könne." Eigentlich das, was man neudeutsch eine Win-Win-Situation nennt. Eine Geschichte, von der alle profitieren könnten, zumal Vostal die notwendigen Investitionen zur bedarfsgerechten Ertüchtigung der Immobilie übernehmen würde. Ob sie ein Happy-End hat, ist derzeit offen.

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