Eschberger mahnen mehr Zusammenhalt an

St Johann · Geschäftsschließungen lassen aufhorchen. Diskussion über Lebensqualität geht inzwischen weit über Einkaufsmöglichkeiten hinaus

 Viele der 6000 Menschen auf dem Eschberg sind auf Geschäfte in der Nähe angewiesen. Foto: Jörg Karrenbauer

Viele der 6000 Menschen auf dem Eschberg sind auf Geschäfte in der Nähe angewiesen. Foto: Jörg Karrenbauer

Foto: Jörg Karrenbauer

Die Schließung zweier Geschäfte schlägt weiter hohe Wellen auf dem Eschberg. Zuletzt hat die Abteilung Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung die um die Nahversorgung besorgten Vereine - allen voran den Eschberger Hofplatzverein - zum Gespräch geladen. Gleichzeitig haben sich die Kommunalpolitiker in die Diskussion über die Nahversorgung für die Menschen auf dem Eschberg eingeschaltet. Der CDU-Ortsverein merkt an: "Die Schröder-Filiale und das Café Becker auf dem Eschberg wurden geschlossen, weil sich die Umsätze so reduziert haben, dass die Geschäfte sich nicht mehr getragen haben. Aber warum ist das so gekommen?" Bürgerbefragungen hätten immer wieder ergeben, dass insbesondere Senioren die fehlende Barrierefreiheit auf dem Eschberg bemängeln. Dazu die CDU: "Bereits 2009 begann die Planung für Rampen und Umgestaltung des Brandenburger Platzes auf Vorschlag der CDU. Dies wurde auch im Haushalt veranschlagt. Erst sollte der Platz umgestaltet, dann sollten die Rampen gebaut werden. Am 30. April 2012 setzte Charlotte Britz den symbolischen Spatenstich zur Umgestaltung des Brandenburger Platzes. Der Platz wurde von Grund auf erneuert, aber die seinerzeit beschlossenen Rampen wurden von der rot-rot-grünen Stadtratsregierung ständig nach hinten verschoben." Heute sei eine Rampe zum Schlesienring schon gar nicht mehr möglich, weil die Stadt sich nicht um den Kauf des benötigten Grundstücks bemüht habe. Und für einen Kleinbus, der auf dem Eschberg unterwegs ist, habe sich kein Betreiber gefunden. Folge: "Da das Schleppen von Einkaufstaschen treppauf, treppab, bergauf, bergab gerade für ältere Menschen zu beschwerlich wurde, reduzierten sich die Umsätze so drastisch, dass es zu den sehr bedauerlichen Schließungen kam."

Stadtsprecher Thomas Blug hält den kritischen Anmerkungen auf SZ-Anfrage entgegen: "Die Nahversorgung für die Bevölkerung auf dem Eschberg ist auch nach der Schließung der Filialen von Schröder und Café Becker gesichert. Denn von Netto ist der Weiterbetrieb des Marktes am Brandenburger Platz bestätigt worden. Der Markt soll zudem so renoviert werden, dass er sich den Kunden attraktiver präsentiert." Zur Kritik der örtlichen CDU sagt Blug: "Für die obere Rampe als barrierefreien Zugang zum Brandenburger Platz hat die Landeshauptstadt für das laufende Jahr 185 500 Euro für Planung und Bau in den Haushalt eingestellt." Eine Vorplanung für die Rampe gebe es bereits. Weitere 208 600 Euro seien für das kommende Jahr zum barrierefreien Ausbau im Umfeld des Brandenburger Platzes auf dem Eschberg eingeplant. Mit dem Geld soll unter anderem eine weitere untere Rampe gebaut werden.

Auch Bezirksbürgermeisterin Christa Piper (SPD) war bei dem Treffen dabei. Im Gespräch mit der SZ spricht sie die längst nicht erreichte Barrierefreiheit oberhalb des Zoos an. Piper sieht das zum einen in der Berglage, zum anderen in der Architektur der Entstehungszeit begründet: "Damals war die Barrierefreiheit wohl kaum ein Thema."

Der Brandenburger Platz hätte ihrer Meinung nach von vornherein weiter oben und näher an den großen Wohnstraßen angelegt werden müssen. Dort leben ja die Kunden für die Geschäfte. Vor allem Senioren, und exemplarisch nennt sie die vielen Bewohner des Egon-Reinert-Hauses, könnten die kurze Strecke bis zum Brandenburger Platz wegen des großen Höhenunterschiedes nicht bewältigen. Oft treffe man die Senioren ab dem Frühjahr häufig an der frischen Luft an. Im Park unterhalb des Hofplatzes sei für sie aber Schluss. Dann kommt das Gefälle Richtung Brandenburger Platz. Und das ist derzeit viel zu steil, um die kurze Etappe mit Stock, Rollator oder gar Rollstuhl zu bewältigen. Deshalb setzt auch Piper große Hoffnungen in die Rampe. Doch bis es so weit ist, sind viele darauf angewiesen, mit dem Auto einzukaufen oder Verwandte und Bekannte um Hilfe zu bitten.

Wer erst mal im Auto sitzt, fährt am Brandenburger Platz vorbei ins Tal zum nahen Saarbasar oder noch weiter. Deswegen nehmen Piper und die städtischen Wirtschaftsförderer die Bürger in die Pflicht. Wer zu Fuß einen Supermarkt oder einen Discounter erreichen kann, der sollte auch dort einkaufen. Sonst kann der nämlich nicht existieren. Piper setzt dazu auf die rührigen Eschberger Gemeinschaften wie das Netzwerk "Gute Nachbarschaft" oder "Senioren im Quartier" (SiQ). Das Zusammenwirken der Eschberger sei auch wichtig für den geplanten Ringbus, so Piper: "Der ist nämlich noch nicht Geschichte."

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