„Ein Hahn muss sich an Uhrzeiten halten“

St Johann · Norbert Zintels aktuelle Amtszeit endet im März. Aber Zintel hört dann nicht auf. Für eine weitere Amtszeit hat der erfahrene Vermittler schon zugesagt. Sehr zur Erleichterung von Richtern und Politikern.

 Bei der Ehrung für Schiedsmann Norbert Zintel im Rathaus St. Johann: (von links) Daniel Bollig, Norbert Zintel, Charlotte Britz, Markus Mahler und Hans Jürgen Kiefer. Foto: al

Bei der Ehrung für Schiedsmann Norbert Zintel im Rathaus St. Johann: (von links) Daniel Bollig, Norbert Zintel, Charlotte Britz, Markus Mahler und Hans Jürgen Kiefer. Foto: al

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Kaum zu glauben, was Schiedsleute so alles wissen müssen. Klar, da sind Gesetzestexte , die in etwa besagen: "Ein Hahn muss sich an Uhrzeiten halten - und diese Uhrzeiten sind werktags andere als am Wochenende." Norbert Zintel sagt das anlässlich seiner Ehrung im Saarbrücker Rathaus für seine zehnjährige Tätigkeit als Schiedsmann im Schiedsbezirk Ensheim-Eschringen. Während Markus Mahler als Vizepräsident des Amtsgerichtes und Hans Jürgen Kiefer als Bezirksvorsitzender des Bundes Deutscher Schiedsleute (BDS) für Saarbrücken wissend nicken, schauen Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und der für den Halberg und damit für Ensheim zuständige Bezirksbürgermeister Daniel Bollig fragend. Die nicht ausgesprochene Frage: "Wie, bitte, bringt man einem Hahn die Uhrzeit bei?"

Als Schiedsmann und Kenner der zwischenmenschlichen Probleme weiß Zintel Bescheid und klärt auf: "Der Hahn kräht erst, wenn es hell wird. Also muss die Unterkunft, in welcher der stolze Gallo schweigend die Nacht verbringt, mit Rollos versehen sein, die per Zeitschaltuhr öffnen und erst zur gesetzlich festgelegten Krähzeit Tageslicht herein lassen." Meist geht es zwischen Nachbarn aber um Botanik oder Baurecht, wie Zintel weiß. Zwölfmal war Zintel im Vorjahr als Schiedsmann gefragt. Eingeschlossen die sogenannten Tür- und Angelfälle. Zintel erklärt den Begriff aus der Gerichtssprache: "In solchen Fällen fragt ein Betroffener vorab schon einmal, was denn der Schiedsmann dazu sagen würde." Die Instanz des Schiedsmannes bezeichnet Gerichts-Vizepräsident Mahler als wichtiges Instrument, das die Gerichte entlastet. Nicht aber, wenn es um die Rechtsanwälte geht, wie er kritisiert. Die seien oft nicht an einer Konfliktlösung beim Schiedsmann interessiert: "Denn solange weiter gestritten wird, können sie daran verdienen." Eine Beobachtung, die Zintel für seinen Bezirk nicht teilt: "Einer war mal motzig, den habe ich sofort aufgefordert: Entweder Sie arbeiten mit, oder Sie fliegen hier raus." Wegen des rüden Tons seitens des Anwalts hätte sich Zintel sonst nämlich auf sein Hausrecht berufen.

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