Ein Mahnmal aus Schwimmwesten

St Johann · Eine Dornenkrone aus Stacheldraht über einer Wand aus Schwimmwesten und an dieser Wand Fotos von Flüchtlingen samt Hinweisen auf ihren Leidensweg – so sieht das Kunstwerk aus, das in der Johanneskirche entsteht. Es soll Menschen miteinander ins Gespräch bringen.

 Ein Helfer ordnet die Rettungswesten für die Installation in der Johanneskirche. Foto: Iris Maurer

Ein Helfer ordnet die Rettungswesten für die Installation in der Johanneskirche. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Die Wahl der Mittel ist sehr plakativ ausgefallen. Über 400 Schwimmwesten, die Menschen auf ihrer Flucht getragen haben, sind die Elemente, aus denen der amerikanische und in Saarbrücken lebende Künstler Fred George seine Installation in der Saarbrücker Johanneskirche aufgebaut hat.

Die Wand aus Schwimmwesten wird obendrein noch von Stacheldraht bekrönt, der wie eine Dornenkrone geformt ist. Sie soll an die Berliner Mauer und an die mit Stacheldraht geschlossenen Fluchtwege erinnern.

Die Wahl der Mittel ist auch nicht ganz neu, denn der berühmte chinesische Künstler Ai Weiwei präsentiert schon seit Monaten Installationen aus Rettungswesten . Trotzdem hat das "Life Jacket Project Fred George" eine ansprechende, ästhetische Wirkung. Denn die auf dem Boden liegenden und zur Installation hinführenden Rettungswesten in vorwiegend orangener Farbe korrespondieren mit dem warmen rot-grünen Licht der Johanneskirche und ihren braunen Bänken.

"Die Schwimmwesten sind mittlerweile ein gängiges Stilmittel in der Kunst", sagt dann auch Andrew Wakeford, Fotograf, Unterstützer und Mitorganisator des Projekts. Fred George, so erzählt er weiter, habe mit Freunden schon im letzten Sommer überlegt, wie man Flüchtlingen helfen könne. Und so habe man die Initiative Odyssea in Griechenland gefunden, die aus den am Strand zurückgelassenen Schwimmwesten Schultaschen näht, um mit dem Erlös flüchtenden Menschen zu helfen. Von dieser Organisation stammen auch die Rettungswesten der Installation.

"Das Projekt ist immer weiter gewachsen", erzählt Andrew Wakeford, "denn wir wollen mit der Installation nun wiederum die Initiative Odyssea unterstützen." Daher wird in der Ausstellung altes Werkzeug gesammelt, das der Organisation zu Gute kommen soll. Fred George und Andrew Wakeford geht es aber nicht nur darum, mit den Rettungswesten auf das Schicksal der Flüchtlinge hinzuweisen und eine Non-Profit-Organisation zu unterstützen, sondern das Projekt soll die Besucher der Ausstellung und Flüchtlinge zusammenführen.

Es soll ein Austausch stattfinden. Beim Aufbau der Installation hat das schon geklappt, denn einige Syrier, die im letzten Jahr ins Saarland kamen, haben geholfen. Um den Rettungswesten ein Gesicht zu geben und die Geschichten der geflohenen Menschen zu erzählen, wurden außerdem auf einigen Schwimmwesten QR-Codes und kleine Fotos angebracht, die zu Interviews mit ihnen führen.

"Eine weitere Idee ist, dass das Projekt nach der Ausstellung in der Johanneskirche auf Tour gehen soll. Wir stehen schon mit mehreren Städten in Verbindung, wo dann ebenfalls eine Mauer aus Rettungswesten Menschen miteinander ins Gespräch bringen soll", sagt Andrew Wakeford. Und man wolle auch dort nicht mehr benötigtes Werkzeug sammeln.

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Auf einen Blick "A wall of life jackets and their stories" ist eine Installation von Fred George und Andrew Wakeford in der Johanneskirche in Saarbrücken. Eröffnung ist am Freitag, 15. Juli, 19 Uhr. Die Installation ist bis zum 26. August von Dienstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr zu sehen. nba lifejacketproject.org

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