Viele Gesichter, eine Gemeinde
St Johann · Für viele Kunstprojekte hat sich die evangelische Johanneskirche im Zentrum Saarbrückens schon geöffnet. Mit der aktuellen Ausstellung setzt sich die Gemeinde bis Ende Oktober selbst in Szene.
Es ist ein außergewöhnliches Fotoprojekt, das zurzeit in der Johanneskirche gezeigt wird. Anstatt einer Kunstaktion, wie man das in den letzten Jahren von der Johanneskirche kennt, werden dort Fotografien von über 150 Menschen aus der Gemeinde gezeigt. Und selbst die Präsentation ist ungewöhnlich, denn die Fotografien sind nicht auf Papier zu sehen, sie werden an die Wand des Chores projiziert, und man muss sich schon etwas Zeit nehmen, um sich das Fotoprojekt anzuschauen.
Dann aber wird man belohnt, denn die abgelichteten Menschen, egal wie alt oder jung, haben eines gemeinsam: Sie lächeln den Betrachter an und wirken durchweg sympathisch. Das war dem Fotografen Rich Serra, der auch für die Saarbrücker Zeitung arbeitet, ganz wichtig. "Die Menschen stehen hier im Mittelpunkt. Es sollten ganz natürliche Porträts werden", erklärt er.
Die Idee zu dem Fotoprojekt "Wir sind Gemeinde" stammt von Regine Eichholz. Sie engagiert sich sehr stark in der Johanneskirche, ist auch für den Bauverein die Ansprechpartnerin. "Da wir durch die Kulturprojekte mit Künstlern ganz oft Impulse von außerhalb erhalten, hatte ich die Idee, einmal bei einem Projekt die Gemeinde in den Mittelpunkt zu stellen. Man sollte die Vielfalt der Gemeinde sehen und auch, worauf die Gemeinde stolz sein kann", erzählt Regine Eichholz.
Die Gemeinde hat derzeit 8500 Mitglieder, das sind all die Menschen, die in St. Johann leben und evangelischen Glaubens sind. "Aber wir wollten nicht nur Mitglieder zeigen. Denn es kommen auch Menschen hierher, die anderen Glaubens sind, aber trotzdem zum Beispiel in den Chören mitsingen. Es werden die Menschen gezeigt, die der Gemeinde ihr Gesicht geben, die sich zu ihr bekennen. Alle haben ihren Platz", ergänzt Herwig Hoffmann, Pfarrer der Gemeinde.
Anfang des Jahres hat man sich daher entschieden, in einem Fotoprojekt die Menschen abzubilden, die sich mit der Gemeinde eng verbunden fühlen. Um das Projekt umzusetzen, wurde Rich Serra empfohlen. Und der renommierte Saarbrücker Fotograf hat auch gerne zugesagt. Aber er nimmt sich ganz zurück, sieht sich hier nicht als Künstler.
"Es ist ein Auftrag. Die Kunst sind die Menschen selbst", sagt er. Trotzdem ist es ihm gelungen, den Menschen die Scheu vor der Kamera zu nehmen. Denn die meisten zeigen sich ganz offen, lächeln in die Kamera, wirken entspannt, zufrieden, zuversichtlich.
Die Fotos wurden an verschiedenen Orten gemacht, bei den Chorproben, vor dem Seniorenbesuchsdienst, nach dem Gottesdienst, vor dem Konfirmandenunterricht, auf dem Spielplatz des Kindergartens. Und daher zeigen die Porträts Männer, Frauen, junge Menschen, Kinder, Gruppen, die Angestellten der Gemeinde und ältere Herrschaften.
Alle haben sich freiwillig für das Projekt fotografieren lassen. Einige haben zuerst gehadert, sich dann aber doch überreden lassen. Andere sind auf die Gemeinde zugekommen und wollten sich ebenfalls ablichten lassen. "Das war ganz unterschiedlich. Und auch jetzt mache ich noch vereinzelt Fotos", erklärt Rich Serra.
Die Resonanz ist groß. Und auch die Nachfrage. Daher hat man sich entschieden, nach dem Gottesdienst am Reformationstag, wenn die Ausstellung endet, die Fotografien bei einem kleinen Fest an die Porträtierten auszugeben.
"Wir sind Gemeinde. Ein Fotoprojekt von Rich Serra". Präsentation in der Johanneskirche bis zum 31.Oktober, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr.
ev-stjohann.de
