Für wenig Geld alte Autos mieten

Saarbrücken · Man nehme alte, aber verkehrssichere Autos und vermiete sie monatsweise zu Niedrigpreisen – fertig ist ein Modell, das jetzt in Saarbrücken angelaufen ist und demnächst wohl größere Verbreitung findet. Die Kunden kommen aus allen Schichten und Berufen.

 Marc Dintzner ist Eigentümer der Firma „Schrottmietwagen“ in der Mainzer Straße. Foto: Becker&Bredel

Marc Dintzner ist Eigentümer der Firma „Schrottmietwagen“ in der Mainzer Straße. Foto: Becker&Bredel

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"Nur Gehen ist billiger!" - so wirbt eine in der Tat "etwas andere Autovermietung" in Saarbrücken für ihre Autos: "schrottmietwagen.de" heißt sie, wobei im Namen eine Menge Koketterie und Werbe-Effekt steckt.

Der Gesetzgeber verbietet motorisierten Schrott auf den Straßen, auch und gerade bei Mietwagen, die sogar jährlich zur Tüv-Untersuchung müssen. Die Autos, die in der hinteren Mainzer Straße monatsweise und überwiegend für Fahrten in der Region zwischen 199 Euro und 299 Euro zum Verleih angeboten werden, sind verkehrssicher, aber betagt und mit teilweise hohen Kilometerleistungen belastet.

Für meist 1000 bis 1500 Euro hat sie Firmenchef Marc Dintzner erworben, vom kleinen Peugeot 106 und Renault Twingo über Audi 80, Golf IV und Ford Mondeo bis zu Mercedes C-Klassen. "Schrott" bedeutet hier im Einzelfall, dass das Radio ächzt, die Zentralverriegelung versagt oder die Stoßfänger verbeult sind. Am 1. Oktober 2013 hatte der 46-jährige Diplom-Kaufmann Dintzner, ein gebürtiger Püttlinger, das Geschäft mit zehn Schrottmietwagen angefangen, heute hat er schon 25 Fahrzeuge laufen, etwa 20 seien stets auf den Straßen, freut er sich über einen fulminanten Starterfolg des Modells, mit dem allerdings nur überschaubare Gewinne zu erwirtschaften seien.

Das größte Geschäftsrisiko seien liegen bleibende Autos. Dann hätten die Kunden dank ihrer Mobilitätsgarantie Anspruch auf ein Ersatzauto, was Aufwand bereite. Die Firma sei zwar gegen solche Zwischenfälle versichert, bei häufigen Pannen drohten aber höhere Prämien, so dass die Mietpreise anzupassen seien. Auch aus diesem Grund liebäugelt Dintzner damit, die inzwischen patentrechtlich geschützte Marke "schrottmietwagen.de" bundesweit zu etablieren, am liebsten als Franchisesystem.

Bei einem engen Netz an Stationen könne man das Angebot vervielfältigen und die Risiken für alle mindern. Kunden von "schrottmietwagen.de" seien Leute, die auf die Lieferung ihres bestellten Neuwagens warteten, die im Winter ihr teures Sommerauto schonen möchten oder Studenten, die in den Ferien damit nach Hause fahren. Außerdem sind es Menschen, die ihr Fahrzeug vorübergehend in Dintzners vor zehn Jahren gegründetem Kfz-Pfandleihhaus Saarbrücken GmbH eingeliefert haben, um mit einer Pfandkredit-Geldspritze klamme Momente im geschäftlichen oder privaten Leben zu überbrücken. Da viele weiterhin mobil sein wollen, kommt ihnen ein Billig-Mietwagen aus demselben Haus gerade recht. Zu den Kunden des Dienstleisters gehört übrigens auch die Saarbrücker Prostituierten-Beratung "Aldona". Die Mitarbeiterinnen des Vereins suchen die Frauen nachts auf dem Strich auf, am liebsten mit neutralen, nicht den privaten Wagen. Marc Dintzner ist von ihrer Arbeit so beeindruckt, dass er Aldona keine Rechnung schreibt: "Die kriegen ihr Auto auf Zuruf umsonst."

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