Heiß gewalzt und frisch gedruckt

Saarbrücken · Junge Leute, die wissen wollten, welcher Beruf zu ihnen passt, erlebten eine spannende Nacht. Sie blickten auf glühenden Draht und sahen, wie ein eingespieltes Team die Tageszeitung von morgen druckt.

 SZ-Sportredakteur Stefan Regel erläuterte, wie die Fachleute im Druckhaus die Zeitung herstellen. Foto: Becker & Bredel

SZ-Sportredakteur Stefan Regel erläuterte, wie die Fachleute im Druckhaus die Zeitung herstellen. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

"Ist das heiß", ruft der 16-jährige Nicolas Kipper seinem Freund Francesco Bickelmann auf dem Besucherlaufsteg des Burbacher Saarstahl-Walzwerks zu. Tatsächlich geraten die rund 30 Teilnehmer der Tour ganz schön ins Schwitzen.

Kein Wunder: Der Blick nach unten zeigt rot glühende, ringförmige Drähte, die ein Fließband zur nächsten Verarbeitungsstation transportiert. Gewalzt wurden die Drähte kurz zuvor aus 15 Meter langen Stahlklötzen, so genannten "Knüppeln". Bei der Langen Nacht der Industrie erleben die Besucher jeden einzelnen Schritt hautnah.

600 Mitarbeiter hat das Burbacher Werk insgesamt. In 15 Berufen bildet das Unternehmen Nachwuchs aus. Francesco und Nicolas machen im nächsten Jahr ihren Abschluss und wollen sich über Ausbildungen informieren. Doch damit sind sie hier in der Minderheit. Die meisten der Teilnehmer sind da, um das Werk, an dem sie täglich auf der Autobahn vorbeifahren, einmal von innen zu sehen. Und das sei völlig in Ordnung, erklärt Saarstahl-Pressesprecherin Ulrike Jungmann. "Einerseits geht es uns natürlich um neue Azubis, andererseits freuen wir uns aber auch, wenn die Industrie und unser Unternehmen generell bekannter werden." Industrie, sagt Jungmann, bedeute heute vor allem Technik. Und das wird an diesem Abend deutlich. Die Schaltzentrale des Werks überwacht und steuert die Maschinen. "Das hat mich am meisten beeindruckt. So viele Bildschirme, das ist echt krass", sagt Nicolas.

Nach dem Besuch bei Saarstahl führt die Tour weiter zur Druckerei der Saarbrücker Zeitung. Dort entstehen neben der von 440 000 Menschen gelesenen saarländischen Tageszeitung auch Telefonbücher und Werbeprospekte.

"Wir haben die Zeitung schon 30 Jahre abonniert. Wird Zeit, dass wir mal sehen, wo die eigentlich herkommt", sagt eine Tour-Teilnehmerin, die anonym bleiben will. In kleineren Gruppen wird nun der Weg der Zeitung von der riesigen Papierrolle bis zum Transporter verfolgt. Darüber, dass die Papierversion der Zeitung im Vergleich zur digitalen Fassung immer noch die umweltschonendste Variante ist, zeigen sich viele Teilnehmer verwundert.

SZ-Redakteur Stefan Regel, der eine der Führungen leitet, erklärt, dass es trotz manch technischer Schwierigkeit bislang keinen einzigen Tag gab, an dem die Zeitung nicht erscheinen konnte. Dafür sorgen auch die Mitarbeiter der Druckerei. Ab 21 Uhr dreht sich alles um die SZ von morgen. "Jetzt geht der Hauptbetrieb los, weil die Zeitung für morgen gedruckt wird", erklärt Regel. Einige Teilnehmer nutzen die Gelegenheit, Fragen zu Ausbildung und Tätigkeit eines Redakteurs zu stellen. Dieser Beruf kommt für Nicolas allerdings nicht in Frage. Am Ende des Abends sieht er sich in seinen Plänen bestätigt. Er will bei Saarstahl eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik machen. Dass die Tour zwei Unternehmen umfasste, findet er trotzdem gut: "Sonst hätte ich nie die Druckerei angeschaut. Und auch wenn ich mir so was beruflich nicht vorstellen kann, war das richtig interessant."

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