Oberbürgermeisterin hat Vorschlag für Gedenkstätte

Saarbrücken · Charlotte Britz will den Stein zur Erinnerung an ein Sulzbacher Antifaschisten-Treffen sichtbar machen – Sie bittet ihren Kollegen Michael Adam um Hilfe

 Der Gedenkstein am Friedhof Sulzbach. Foto: Jörg Jacobi

Der Gedenkstein am Friedhof Sulzbach. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Mit einem besonderen Anliegen hat sich Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz an Sulzbachs Verwaltungschef Michael Adam gewandt. In ihrem Brief erinnert die OB daran, dass der Stadtrat dem Widerstandskämpfer Max Braun (1892-1945) im Sommer 2016 posthum die Ehrenbürgerschaft verlieh.

Max Braun war einer der Organisatoren einer geschichtsträchtigen Versammlung am 26. August 1934 in Sulzbach gegen den Nationalsozialismus und Hitler. Damals kamen 60 000 Antifaschisten an den Stadtrand von Sulzbach.

"Nach meinen Recherchen", schreibt Britz, "ist die frühere Waldgaststätte heute zum Teil bewohnt sowie von einer Sportgruppe genutzt." Das Grundstück sei gepflegt, der Ort nur zu Fuß zu erreichen. Vor dem Grundstück befinde sich ein Gedenkstein mit einer Erinnerungstafel aus Bronze. Abseits des Weges sei die Tafel von Bäumen verdeckt und "nur für das suchende Auge sichtbar".

An dieser Stelle sei es selbst bei bestem Sommerwetter so dunkel, dass ein Foto nur mit Blitzlicht möglich sei. Vielen Menschen dürfte der Stein mit der Gedenktafel unbekannt sein. Im Interesse der Geschichte und des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus wäre es aus Sicht der Rathaus-Chefin wünschenswert, wenn diese Stätte der Erinnerung an das "Licht des Tages" umgesetzt werden könnte. Sie schreibt: "Auf dem recht großen Platz vor dem bebauten Grundstück, das ja im Wesentlichen am 28. August 1934 Versammlungsort war, wäre ausreichend Platz." Der Platz und die Zugangswege seien faktisch öffentlich. Natürlich, so Britz, müsste der Eigentümer mit einer Verlegung des Steines einverstanden sein. Auch wegen der an Max Braun verliehenen Ehrenbürgerschaft setze sie sich für dieses Ziel ein und wäre "sehr dankbar", wenn Michael Adam seine Einflussmöglichkeiten prüfen würde.

Sulzbachs Bürgermeister erklärte auf SZ-Anfrage, dass es um einen "kulturhistorisch wichtigen Ort" gehe, deshalb sei er auch durch die vorhandene Gedenktafel gekennzeichnet. Das Grundstück, das die Oberbürgermeisterin vorschlage sei allerdings Privateigentum, darauf gelte es Rücksicht zu nehmen.

 Der Soziademokrat Max Braun (rechts) und der Gewerkschafter Fritz Dobisch auf einer Demonstration in Güdingen. Braun starb 1945 im Exil. Dobisch wurde 1941 im KZ Buchenwald hingerichtet. Foto: Arbeitskammer/Archiv

Der Soziademokrat Max Braun (rechts) und der Gewerkschafter Fritz Dobisch auf einer Demonstration in Güdingen. Braun starb 1945 im Exil. Dobisch wurde 1941 im KZ Buchenwald hingerichtet. Foto: Arbeitskammer/Archiv

Foto: Arbeitskammer/Archiv

Eine Verlegung der Gedenkstätte beträfe Ursula Keßler, die dort, in ruhig-beschaulicher Lage, die einzige in Deutschland existierende Neijing-Schule betreibt. Ihr Unternehmen befasst sich mit der Übermittlung, Weiterentwicklung und Erforschung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie habe, wie sie der SZ erklärt, natürlich nichts dagegen, wenn einmal im Jahr, zum Tag des Gedenkens im August, sich ein paar Menschen am jetzigen Standort des Gedenksteins versammeln. Das finde sie natürlich in Ordnung, weil sich dieses Ansinnen gegen den Faschismus richte. Was sie jedoch nicht gebrauchen könne, seien viele Leute auf ihrem Gelände. Die Patienten ihrer Praxis brauchten Ruhe. Und sie selbst auch für ihre Arbeit.

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