Stadtwerke – ein Name, der zieht

Saarbrücken · Erstmals seit 12 Jahren hat der Saarbrücker Stadtkonzern wieder Gewinn gemacht: 1,6 Millionen Euro. Und 80 000 Euro davon hat er jetzt ausgegeben, um ein altes Ärgernis zu beseitigen: seinen Namen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS). Damit konnte keiner was anfangen.

 Mit diesem Motiv wird die neue Stadtwerke GmbH – die ehemalige VVS – künftig für sich werben. Und weil das besser zur neuen, ungekünstelten Linie passt, sind keine Modells auf dem Bild zu sehen, sondern echte Mitarbeiter des Konzerns: Laura Masurek von der Stadtwerke Netz GmbH und Torsten Jacob von der Saarbahn GmbH. Foto: Oliver Elm/Manuela Meyer/ACN

Mit diesem Motiv wird die neue Stadtwerke GmbH – die ehemalige VVS – künftig für sich werben. Und weil das besser zur neuen, ungekünstelten Linie passt, sind keine Modells auf dem Bild zu sehen, sondern echte Mitarbeiter des Konzerns: Laura Masurek von der Stadtwerke Netz GmbH und Torsten Jacob von der Saarbahn GmbH. Foto: Oliver Elm/Manuela Meyer/ACN

Foto: Oliver Elm/Manuela Meyer/ACN

Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört - und die Verwirrung hat ein Ende: Der Saarbrücker Stadtkonzern hat sich umbenannt. Er heißt jetzt offiziell Stadtwerke Saarbrücken GmbH - und nicht mehr Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS). Warum? Ganz einfach: Kaum ein Saarbrücker hätte auf Anhieb erklären können, was die VVS ist.

Viele Saarbrücker wussten nicht einmal, dass es eine VVS gab. Für die meisten Saarbrücker waren all die Firmen, die zum VVS-Konzern gehören, immer schon ganz einfach nur: "die Stadtwerke ".

Das führte zu allerlei skurrilen Situationen. Beispiel: Wenn Angestellte des Konzerns erzählten, sie seien von der VVS, kam es vor, dass ihr Gegenüber sie für Mitarbeiter des SaarVV oder der VSE bzw. der VGS hielt - weil ihm diese Abkürzungen mit großen Vs erheblich geläufiger waren.

In diesen Situationen sehnten sich die VVS-Angestellten nach einem Firmennamen, der auch ihren Kunden ein Begriff ist. Und das alles wollte die Konzernspitze nun ein für allemal beenden. Also entschied sie sich dazu, die Firma so zu nennen, wie auch die Bürger sie nennen - nämlich "die Stadtwerke ". Und damit nicht genug. Auch einige Firmen, an denen die Ex-VVS die Mehrheit hält, bekamen neue Namen. Zwei Beispiele: Die alten Stadtwerke - das ist die Firma, die Fernwärme-, Gas- und Wasserleitungen sowie das Stromnetz betreibt - heißen jetzt Stadtwerke Netz AG. Die alte Bäderbetriebsgesellschaft mbH heißt jetzt Stadtwerke Bäder GmbH. Die Saarbahn GmbH durfte ihren Namen behalten. Anders die Stadtbahn Saar GmbH, die das Schienennetz Saarbahn fit hält - die heißt jetzt Saarbahn Netz GmbH. Das leuchtet ein. Die neuen Namen bringen dem Bürger etwas mehr Durchblick.

Die Konzern-Struktur aber bleibt. Die Fusion der Firmen ist nicht möglich. Eine EU-Richtlinie schreibt vor, dass bei Strom und Gas die Erzeugung, der Vertrieb und die Wartung des Netzes auf mehrere Firmen verteilt sein müssen. Gleichzeitig würde der Konzern bei einer Fusion Steuervorteile verlieren, die seine einzelnen Firmen derzeit genießen.
Nicht in eine Hand

Außerdem sind an mehreren Konzern-Firmen noch andere Unternehmen beteiligt. Denen müsste der Konzern bei einer Fusion ihr Geld zurückgeben. Und schließlich müssten alle Genehmigungen und Verträge der einzelnen Firmen mit großem Aufwand und hohen Kosten auf das neue Konstrukt übertragen werden.

Dieser Aufwand wäre nicht vertretbar - zumal das wichtigste Element des Konzerns ja auch bei der aktuellen Struktur bestens funktioniert: Der öffentliche Nahverkehr, heute die Saarbahn GmbH , macht Verlust mit Bussen und Bahnen. Und die heutige Stadtwerke Netz GmbH verdient so viel, dass sie diese Verluste ausgleichen kann und noch ein bisschen 'was übrig behält.

Um diesen Ausgleich zu gewährleisten, wurde bereits 1962 die VVS gegründet. 1963 übernahm sie die damaligen Stadtwerke und 1964 die Straßenbahnen im Saartal GmbH.

Aber natürlich reicht für den Namenswechsel einer solchen Firmen-Gruppe nicht allein ein neuer Eintrag im Handelsregister. Nein, dazu gehört erheblich mehr. Also schrieb die damalige VVS acht Werbeagenturen an und bat sie um Entwürfe für neue Logos, neue Briefköpfe, neue Stempel, Visitenkarten, Anzeigen, Banner, Broschüren und, und, und - samt Kostenvoranschlag. Vier Agenturen - alle aus Saarbrücken - machten ein Angebot. Alle waren etwa gleich teuer, versichert die frühere VVS- und heutige Stadtwerke-Sprecherin Sarah Schmitt.

Der Konzern entschied sich für ein Angebot, das 30 000 Euro kostete. Und dann kamen noch mal 50 000 Euro dazu für diverse Einzelheiten. Größter Posten dabei: 6000 Euro für ein neues Logo am Hauptgebäude in Alt-Saarbrücken.

Der Rest ging in kleinen Scheibchen weg: 800 Euro für ein neues Logo am Busbetriebshof, 730 Euro für sechs Banner an den Blockheizkraftwerken am Betriebshof und in der Halbergstraße, 300 Euro für Schilder an den Toren zu den Parkplätzen, damit Besucher sich zurechtfinden, 200 Euro für neue Fensterfolie am Kundenzentrum und so weiter. Ihre Internetseite gestalteten die neuen Stadtwerke selber um.

sw-sb.de

Meinung:
Jetzt kapiert's jeder

Von SZ-RedakteurJörg Laskowski

Gut so. Missverständnis ausgeschlossen. Die Firma, die den größten Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge in dieser Stadt bewerkstelligt, heißt jetzt Stadtwerke - also auch offiziell - und nicht mehr nur im Volksmund. Jetzt verstehen wir auch, warum der Aufsichtsrat dieser Firma überwiegend aus Stadtratsmitgliedern besteht, und warum Oberbürgermeisterin Charlotte Britz die Aufsichtsratsvorsitzende ist. Diese Umbenennung macht Sinn, weil sie uns hilft. Gut, sie hätte vielleicht ein bisschen billiger sein können. Manche schwäbische Gemeinde hätte die alten Briefköpfe einfach überstempelt. Aber sei's drum. Die neuen Stadtwerke haben ja 2014 erstmals seit 12 Jahren wieder was verdient - 1,6 Millionen - und die müssen doch irgendwie weg. Verständlich.

Nicht verständlich ist dagegen, dass uns das Winterbergkrankenhaus seit ein paar Jahren weismachen will, es heiße Klinikum Saarbrücken . Das sagt doch kein Mensch. Nicht verständlich ist auch, dass die Siedlung, also die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft, seit ein paar Jahren behauptet sie heiße Immobiliengruppe Saarbrücken. Wer glaubt denn das?

Manche Leute behaupten ja: Firmen geben sich immer dann einen neuen Namen, wenn der alte negative Gedanken weckt. Aber das ist natürlich Spekulation und auch ein bisschen gehässig. Obwohl - bei VVS, also bei Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken - fragten Spötter hin und wieder: Wer wurde da versorgt - und womit? Aber das ist ja jetzt vorbei.

Umbennen liegt übrigens auch international im Trend. Sogar der Suez-Konzern hat sich umbenannt. Suez ist Partner der Stadtwerke bei EnergieSaarLorLux, Suez hält dort 51 Prozent und bestimmt damit die Preise. Suez heißt jetzt "Engie". Erinnert an das englische Wort Angel - deutsch: Engel. Schön. Gell. Aber Stadtwerke klingt doch ehrlicher.

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