Kluge Köpfe suchen Wege zum Glück

Saarbrücken · Schicksal und Erbgut allein erklären nicht die Fähigkeit des Menschen, glücklich zu sein. Gestern ging es im Theaterfoyer darum, welchen Stellenwert denn die Kultur für uns Menschen auf der Suche nach dem Glück hat.

 Über Kultur und ihren Beitrag zum Glück diskutierten (von links): Theaterintendantin Dagmar Schlingmann, Glücksforscher Ernst Fritz-Schubert, Moderatorin Ilka Desgranges, Chorverbandspräsidentin Marianne Hurth und Märchenerzählerin Rodica Wollscheid. Foto: Becker&Bredel

Über Kultur und ihren Beitrag zum Glück diskutierten (von links): Theaterintendantin Dagmar Schlingmann, Glücksforscher Ernst Fritz-Schubert, Moderatorin Ilka Desgranges, Chorverbandspräsidentin Marianne Hurth und Märchenerzählerin Rodica Wollscheid. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Auf den Stühlen im Mittelfoyer des Staatstheaters lagen am Sonntag Glückskekse. Das passte gut. Denn das Thema des Kultursalons von Konrad-Adenauer-Stiftung und Staatstheater war die Frage "Macht Kultur glücklich?". Rund 120 Zuhörer wollten Antworten und ließen sich von den Gesprächsteilnehmern die Suche und das Finden des Glücks näher bringen.

Ilka Desgranges, SZ-Redaktionsleiterin, moderierte die Diskussion. Mit ihr auf dem Podium: Theaterintendantin Dagmar Schlingmann, Marianne Hurth, Präsidentin des Landes-Chorverbandes, Rodica Wollscheid, ausgebildete Märchenerzählerin, und Ernst Fritz-Schubert. Der Leiter des Fritz-Schubert-Institutes in Heidelberg half sogar, "Glück" in einigen Schulen zum Unterrichtsfach zu machen.

Zuerst führte Helga Bossung-Wagner, Leiterin des politischen Bildungsforums Saarland, in den Forschungsstand beim Thema Glück ein. Demnach machen nur zehn Prozent des Glücklichseins die Lebensumstände aus. 50 Prozent sind genetisch bedingt, und für 40 Prozent ist der Mensch selbst zuständig. Zwei Tätigkeiten, die Kultur und das Ehrenamt, würden das selbst gesteuerte Glücksempfinden besonders fördern. Fritz-Schubert ergänzte: "Meist verwechseln wir Glücklichsein mit Glück haben und geben dem Glück einen materiellen Wert. Aber das ist nicht so. Das Glück findet sich vielmehr in den Begriffen ,leben' und ,erleben'", erklärte er. Schlingmann als Kulturschaffende macht der Beruf glücklich. Sie schätzt aber auch das private Glück mit Mann und Sohn beim Waldspaziergang. "Eine gelungene Probe beflügelt mich. Selbst wenn eine Aufführung nicht so gut beim Publikum ankommt, wie wir uns das erhofft haben, sind auch kleine Rückschläge wichtig für das Glück."

Marianne Hurth kennt das Glück von drei Seiten. "Einmal singe ich im Chor, was mich sehr beseelt. Dann arbeite ich ehrenamtlich. Und zuletzt vermittle ich ehrenamtliche Arbeit. Die Nachfrage ist groß, denn es gibt immer mehr Menschen, die ehrenamtlich tätig sein wollen als Ausgleich zu ihrem Beruf, aber auch weil andere Netzwerke fehlen", sagte sie.

Für Ernst Fritz-Schubert ist das ein Schlüssel zum Glück. "Wenn wir alle unser Hobby zum Beruf machen könnten, müssten wir nie mehr arbeiten." Er erläuterte auch, was die Schüler vom Fach "Glück" haben. "Sie sollen soziale Kompetenzen erlernen und besser ihren Platz in der Welt finden."

Auch Rodica Wollscheid ist Künstlerin und ehrenamtlich tätig. Sie macht das Lächeln auf dem Gesicht der Kranken glücklich, denen sie Märchen erzählt.

So bezauberte sie zum Ende dieser Diskussion mit einem Märchen ihre Zuhörer. Und sie machte damit bestimmt den einen oder anderen glücklich.

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