Rotes Kreuz will seine Aufgaben wegen der Flüchtlingshilfe nicht vernachlässigen

Saarbrücken · Ob es um den Rettungsdienst geht, um die Arbeit mit dementen Menschen, um Seniorentreffs, Blutspenden, Erste-Hilfe- oder Pflegekurse – „Wir sind dort, wo Menschen Hilfe brauchen“, sagt der Präsident des Roten Kreuzes im Saarland, Michael Burkert. Die Hilfe für Flüchtlinge sei eine zusätzliche Herausforderung, aber auch die meistere das Rote Kreuz.

 Das Rote Kreuz ist für junge Menschen attraktiv. Charlotte Braun absolvierte zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr in der DRK-Rettungswache Völklingen. Foto: Jenal

Das Rote Kreuz ist für junge Menschen attraktiv. Charlotte Braun absolvierte zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr in der DRK-Rettungswache Völklingen. Foto: Jenal

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"Unsere Leute richten sich auf Weihnachten ein", sagt Michael Burkert . Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Saarland meint damit nicht, dass sich die Rotkreuzler besonders intensiv mit der Frage beschäftigen, was an Heiligabend unterm Baum liegt und auf den Tisch kommt. Im Gegenteil: Viele DRK-Leute werden Weihnachten nicht oder nur teilweise mit ihren Familien verbringen. Sie werden unter anderem in der Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Lebach gebraucht.

Am 31. Juli hat das Saar-DRK seinen "Einsatzbefehl" bekommen. Seitdem sind rund 500 Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe im Einsatz. Es sind vor allem Sanitäter, die sich in Lebach um die Versorgung von Flüchtlingen kümmern. Bis 17 Uhr, sagt Burkert, betreibt die Kassenärztliche Vereinigung dort eine Praxis, danach übernehmen Bundeswehr und DRK die Versorgung. Über Weihnachten werde das DRK dort wohl rund um die Uhr im Einsatz sein.

Weil sich das DRK außerdem in Riegelsberg-Walpershofen und Püttlingen-Köllerbach um nicht begleitete minderjährige Flüchtlinge kümmert, höre er immer wieder von "Befürchtungen, dass die normale Arbeit des DRK eingeschränkt wird", sagt der Präsident - und versichert: "Das ist nicht so. Auch andere, die Hilfe brauchen, bekommen sie."

Das DRK sei nämlich eine starke Organisation, die auf Krisen vorbereitet ist. 5000 von den rund 47 000 Mitgliedern im Saarland seien aktiv. Wenn sich also 500 - oft nach einem langen Arbeitstag - für Flüchtlinge engagieren, bleibe noch viel Kraft für das, was als die "normale" Arbeit betrachtet wird: Sanitäts- und Rettungsdienst, die Organisation von Blutspendeterminen und Kursen, die Arbeit in den Begegnungsstätten, um die sich die 251 Ortsvereine im Saarland kümmern.

Dass das Rote Kreuz in der Flüchtlingshilfe so aktiv ist, sei in den Grundsätzen der Organisation begründet. Das Rote Kreuz verhalte sich neutral, mische sich politisch nicht ein, arbeite nicht unter Aufsicht des Staates und ist keiner Religion verpflichtet. Das sei etwas, was auch bei Flüchtlingen, die das Rote Kreuz oder den Roten Halbmond aus ihrer Heimat kennen, Vertrauen schaffe.

Und das nicht nur in den Lagern. DRK-Gruppen betreiben vielerorts einen "Migrationsdienst", der Neuankömmlingen hilft, sich zurechtzufinden. Das DRK stellt sich da noch auf viel Arbeit ein, sagt Burkert. So manche politische Diskkussion sei da nicht hilfreich. Aber da mische man sich nicht ein. Burkert: "Unser Thema ist die Menschlichkeit."

Meinung:
Dankeschön, Rotes Kreuz !

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen

Wir können nur der Anwalt der Menschen sein", sagt Michael Burkert , der Präsident des Roten Kreuzes im Saarland. Und er meint damit: Wir mischen uns nicht in politische Diskussionen ein, bleiben neutral und machen unsern Job - meist ehrenamtlich.

Er hat tatsächlich "nur" gesagt. Das Wörtchen ist an dieser Stelle nicht angebracht. Denn was die Frauen und Männer vom Roten Kreuz leisten, ist bewundernswert. Wenn wieder mal mitten in der Nacht Busse mit Flüchtlingen im Saarland ankommen, dann debattieren die DRK-Leute nicht über die Weltlage, Kontingente oder darüber, wie das beim Wähler ankommen könnte. Sie helfen.

Das gilt auch für die Aktiven der anderen Hilfsorganisationen und die vielen Saarländer, die einfach Hilfe anbieten, ohne irgendwo organisiert zu sein. Wir dürfen stolz darauf sein, dass diese Art von Hilfe im Saarland noch besser funktioniert als andernorts in Deutschland. Vielen Dank!

 Helfer des Roten Kreuzes, im Bild Roland Post, betreuten Flüchtlinge aus Eritrea in der Köllerbacher Turnhalle. Foto: Becker&Bredel

Helfer des Roten Kreuzes, im Bild Roland Post, betreuten Flüchtlinge aus Eritrea in der Köllerbacher Turnhalle. Foto: Becker&Bredel

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 Die Versorgung von Verletzten wird wie hier in Dudweiler regelmäßig geübt. Foto: Eric Wollbold/DRK

Die Versorgung von Verletzten wird wie hier in Dudweiler regelmäßig geübt. Foto: Eric Wollbold/DRK

Foto: Eric Wollbold/DRK
 Blutspendetermine werden vielerorts vom DRK organisiert. Unser Bild zeigt die 70. Blutspende von Wolfgang Mischke beim DRK-Ortsverein Merchingen mit der Vorsitzenden Ursula Seiwert, links, und DRK-Ärztin Dr. Helga Dovi-Akué. Foto: Rolf Ruppenthal

Blutspendetermine werden vielerorts vom DRK organisiert. Unser Bild zeigt die 70. Blutspende von Wolfgang Mischke beim DRK-Ortsverein Merchingen mit der Vorsitzenden Ursula Seiwert, links, und DRK-Ärztin Dr. Helga Dovi-Akué. Foto: Rolf Ruppenthal

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Zum Thema:

Auf einen BlickDas saarländische Rote Kreuz hat 2012 178 295 Rettungsdienst-Einsätze gefahren, 2013 183 766 und 2014 187 570. Das seien etwa 77 Prozent aller Rettungsdienstfahrten im Saarland. Das geht aus dem Leistungsbericht hervor, den der DRK-Vorstand zur Landesversammlung am 21. November in Schwalbach vorlegt. Auf der Versammlung werde fast die komplette Führungsriege wieder antreten, auch er selbst, kündigt Präsident Michael Burkert an. olsKontakt: DRK Saarland, Tel. (06 81) 5 00 40, E-Mail info@saarland.drk.delv-saarland.drk.de

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