Robin Proper-Sheppard: Sophia auf der Suche nach der Seele

Saarbrücken · Im Kleinen Klub der Garage spielt heute Abend die Indieband Sophia. Robin Proper-Sheppard gründete sie 1995, nach dem Aus des Trios The God Machine. Mit Sophia hat er bis dato sechs Studioalben veröffentlicht, die von atmosphärischem, melancholisch-traurigem Indierock geprägt sind.

 Robin Proper-Sheppard foto: Lethen

Robin Proper-Sheppard foto: Lethen

Wer das Facebook-Profil Ihrer Band verfolgt, gewinnt den Eindruck, dass Sie geradezu euphorisiert sind von ihrer aktuellen Band. Täuscht dieser Eindruck?

Robin Proper-Sheppard: Keineswegs. Das Großartigste an dieser Band ist, dass alles - und ich meine wirklich alles - möglich zu sein scheint. Egal ob es die frühen, sehr atmosphärischen Sophia-Songs sind oder die später wesentlich härteren und krachigeren, sie schaffen alles spielend und verleihen den Songs ihren eigenen Touch und, was noch wichtiger ist, ihre eigene Energie. Wir haben Sophia auf das nächste Level gehoben. Das fing damit an, wie sie sich im Studio so locker und fließend durch die verschiedenen Texturen des Albums "As We Make Our Way (Unknown Harbours)" gespielt haben. Aber erst als wir für die Tour probten, realisierte ich, wie gut wir auch die alten Songs auf die Bühne bringen würden. Eine großartige Band!

Inwieweit ist "As We Make Our Way (Unknown Harbours)" anders als die Vorgängeralben?

Robin Proper-Sheppard: Es ist definitiv ein Sophia-Album, und es ist definitiv anders. Es gibt viele neue Texturen und Dynamiken, die ich auf den vorherigen Alben nie so gut einfangen konnte. Was wohl daran liegt, dass ich einen veralteten Ansatz bei den Aufnahmen wählte. Statt all die kleinen Unvollkommenheiten, die ein persönliches Album ausmachen, mit dem Computer auszubessern - ein Prozess, der vielen modernen Alben jeglichen menschlichen Touch raubt -, setzte ich auf eine moderne Bandmaschine. Wir nahmen live und ohne die üblichen Sicherheiten auf. Ich versuchte so, die Seele des Albums nicht zu verlieren.

Können Sie sich vorstellen, je einen fröhlichen, aufbauenden Song zu schreiben?

Robin Proper-Sheppard: Nun, einige Menschen sind der Meinung, dass die Traurigkeit in meinen Songs einen aufbauenden Charakter hat. Aber werde ich je einen zutiefst fröhlichen Song schreiben? Ich weiß es wirklich nicht.

In den letzten Jahren haben Sie auch als Produzent gearbeitet. Wie wohl fühlen Sie sich auf der anderen Seite des Mischpults?

Robin Proper-Sheppard: Ich liebe das Produzieren. Es raubt dir eine Unmenge Energie, und du musst dich für zehn, zwölf, manchmal gar 14 Stunden am Tag voll konzentrieren. Doch es zahlt sich aus. Ich wollte immer Lehrer werden, aber ich verließ die Universität, um Rock 'n' Roller zu werden. Jetzt kann ich anderen helfen und sie an meinem Wissen, meiner Erfahrung und auch meinem Enthusiasmus teilhaben lassen.

Vor fast einem Jahr erschien von der schottischen Postrock-Band Mogwai der Soundtrack "Atomic", auf dem auch Sie zu hören sind. Wie kam's?

Robin Proper-Sheppard: Es ist einfach passiert. (lacht) Ich machte mich nach Schottland auf, um meinen guten Freund Malcolm Middleton, der in St. Andrews lebt, zu treffen. Auf dem Weg dahin machte ich in Glasgow einen Zwischenstopp, um die Jungs von Mogwai, die ich schon lange kenne, zu besuchen. Sie legten gerade letzte Hand an "Atomic" an. Stuart Braithwaite und Martin Bulloch sagten: Schnapp dir eine Gitarre! Dann machten sie sich zu einem Fototermin auf, und ich war mit Produzent Tony Doogan für vier Stunden allein im Studio. Als die Jungs zurückkamen, waren wir schon fertig. Es war ein wirklich kleiner Part, aber Tony mochte ihn sehr und fand, er verleihe dem Song noch mehr Charakter.

Das Gespräch führte Kai Florian Becker

Sophia spielt heute, Freitag, 19 Uhr, im Kleinen Klub.

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