Ernste Fragen auf der Bühne

Saarbrücken/Perl · Im Schauspiel „Doch einen Schmetterling hab ich hier nicht gesehen“ von Lilly Axster geht es um Ausgrenzung und Rassismus in der Nazizeit, betrachtet durch die Augen Jugendlicher von heute. An diesem Samstag hat es am Schengen-Lyzeum Premiere.

 Ariana Emminghaus (links) und Alena Pelotte vom Jugendclub 3 bei der Probe. Foto: Kerstin Krämer

Ariana Emminghaus (links) und Alena Pelotte vom Jugendclub 3 bei der Probe. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

"Wir werden nicht behaupten, wir wären jene Kinder und Jugendliche, die in Konzentrationslagern oder Ghettos starben oder die versuchten, dort zu leben." So beginnt das Theaterstück "Doch einen Schmetterling hab ich hier nicht gesehen" von Lilly Axster. Wie schwierig es sein kann, ein derart ernstes Thema zu spielen, ist den jungen Schauspielern der Theatergruppe des Jugendclubs 3 am Theater Überzwerg bewusst. Genau darum verbindet Autorin Axster in ihrem Stück auch Gegenwart und Vergangenheit.

Zum 70. Mal jährt sich am 8. Mai die Kapitulation der deutschen Wehrmacht und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Genug Zeit vergangen, um das Thema zu vergessen? Das Ensemble um Regisseur Bob Ziegenbalg ist nicht der Meinung. Angesichts der aktuellen Geschehnisse sei gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, sich zu erinnern und Ausgrenzung und Rassismus anzuprangern.

Auch im Stück stellen die Schauspieler Parallelen zur Gegenwart her. Neben Originaltexten von Menschen aus dem Konzentrationslager in Warschau sind auch Fragen von heutigen Jugendlichen über die Zeit damals eingebaut. Franziska und Sophie proben zum Beispiel ein Gespräch zwischen Schwestern über das Leben im KZ.

"Was haben die Mädchen eigentlich gemacht, wenn sie ihre Menstruation bekamen?", fragt die Jüngere der beiden schüchtern. Ziegenbalg bricht ab. "Spiel das nicht zu selbstbewusst, du bist die kleine Schwester", verlangt er. Nebenberuflich sind die jungen Schauspieler auch noch Schüler und müssen teilweise für ihre Abschlussprüfungen lernen. Ein Mädchen bereitet sich auf die Schauspiel-Aufnahmeprüfung vor und ein Junge hat gerade einen Asylantrag laufen. Für manche ist es ein Hobby, für andere eben etwas mehr. Das spiele aber keine Rolle, meint Ziegenbalg. Es gehe vielmehr um Persönlichkeitsentwicklung. Man übe Körperbewusstsein, erwerbe Selbstbewusstsein und lerne eine Menge anderer schauspielinteressierter Leute kennen. Davon profitierten die Akteure ein ganzes Leben lang.

Immer noch motiviert und konzentriert spielen Franziska und Sophie derweil den Dialog schon zum fünften Mal durch. Die Fortschritte sind zu sehen. Ziegenbalg ist noch nicht ganz zufrieden, entlässt die Mädchen aber in ihren wohlverdienten Feierabend. Ein Wiedersehen gibt es schon am nächsten Tag wieder. Sonntags. "Es ist anstrengend mit 17 Jugendlichen, aber das Ergebnis lohnt sich immer wieder", sagt der erschöpfte Regisseur nach der Probe.

Premiere ist am 8. Mai, 19.30 Uhr, im Auditorium des Schengen-Lyzeum in Perl. Kartenreservierungen (06 81) 9 58 28 30.

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