Begegnung im Ballettsaal

Saarbrücken · Wie können sich Menschen mit und ohne Behinderung einander annähern und voneinander lernen? Die Organisatoren eines neuen Saarbrücker Tanzkurses wissen, wie: indem man gemeinsam die Hüften schwingt.

 Tanzen macht Freude: Beim inklusiven Workshop „Menschliche Bewegungen“ steht das Zusammensein im Vordergrund. Foto: Peter Reichert

Tanzen macht Freude: Beim inklusiven Workshop „Menschliche Bewegungen“ steht das Zusammensein im Vordergrund. Foto: Peter Reichert

Foto: Peter Reichert

Über Tanz zusammenwachsen: Darum geht es, wenn sich Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam bewegen. Und darum ging es auch dem gemeinnützigen Verein Miteinander Leben Lernen (MLL), als er kürzlich erstmals den Workshop "Menschliche Bewegungen" ausrichtete. Im Ballettsaal des Staatstheaters bewiesen die jungen Tänzerinnen und Tänzer der Jugendtanzgruppe iMove und der MLL-Tanzgruppe "Chance to Dance" ihr Können. Wie der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter mitteilt, gibt es das Tanzprojekt dank der Starthilfe des Rotary Clubs Saarbrücken St. Johann seit 2014. Eva Lajko und Miguel Bolivar vom Musiktanztheater Mutanth übernahmen damals die Leitung und waren auch jetzt zum Start des Workshops im Staatstheater dabei. "Ich finde es klasse, wie die Jugendlichen nach einer Stunde bereits aufeinanderzugehen, miteinander tanzen. Hier spürt man total schöne Energie", bilanziert Tanztrainerin Lajko. Für sie ist der Tanzkurs eine geeignete Plattform, um Menschen mit und ohne Behinderungen über qualitativ hochwertigen choreografischen Tanz zusammenzubringen. Ein Konzept sollte es nicht geben. Das Kennenlernen stand im Vordergrund. "Wir waren alle sehr aufgeregt, wir kannten uns ja nicht, und plötzlich ist man sich in einem positiven Körperkontakt so nah gekommen. Das war ein ganz besonderes Erlebnis für mich", berichtet Teilnehmerin Sandra in der Pause und fügt hinzu: "Ich denke, dass durch Tanz und Bewegung viele Vorbehalte und Berührungsängste abgebaut werden können."

Tasnem, die in ihrem Rollstuhl durch den Ballettsaal tanzt, ist ganz begeistert: "Das ist für mich das erste Mal und ich bewege mich so, wie ich kann. Ich würde mich freuen, wenn wir uns wieder treffen und irgendwann eine Aufführung stattfindet."

Auch für iMove-Tänzerin Nassima stand bereits nach einer Stunde fest: "Man sieht und spürt, es verbindet uns etwas, und ich kann mir vorstellen, dass sich daraus langfristig etwas entwickelt." Auch Nena ist begeistert: "Es ist eine Chance und Herausforderung, weil wir ein ganz unterschiedliches Trainingsniveau haben und unsere gemeinsamen Möglichkeiten hier kennenlernen können."

Die Choreografen und Tanzlehrer des Saarbrücker Staatstheaters sowie die MLL-Tanzlehrer sollen die Gruppen auch weiterhin trainieren. iMove-Trainer Elmer Domdom freut sich auf die Reaktionen: "Wir sind jetzt auf die Rückmeldungen gespannt und wünschen uns, dass dieser Workshop heute die Basis für ein nachhaltiges inklusives Tanzprojekt wird, das mit einer öffentlichen Aufführung abschließt."

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