Bundesdirigent: Vereine müssen ihre Nischen suchen

Saarbrücken · Der Bund Saarländischer Musikvereine (BSM) hält es angesichts des mangelnden Nachwuchses für unerlässlich, dass Vereine ihre eigene Nische zu suchen. "Es ist jetzt an der Zeit, Lethargie und Resignation zu hinterfragen und sich fit für die Zukunft zu machen", sagt Bernhard Stopp, Bundesdirigent des BSM, im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gelte die Vereinsarbeit "permanent nachzujustieren, um langfristig die Früchte zu ernten". Ein Verein dürfe sich nicht mehr nur als Verein begreifen, zu dem die Menschen hinkommen, sondern der Verein müsse angesichts des demographischen Wandels mehr denn je selbst die Zielgruppe aufsuchen. Viele Vereine im BSM würden dies bereits mit einer "akribischen Nachwuchssuche" leisten. "Grundschule und Kindergarten sind die Orte, an denen wir den Nachwuchs finden. Ein Verein muss die Kinder da abholen, wo sie die meiste Zeit verbringen", sagte Stopp. Natürlich seien diesbezüglich solche Vereine privilegiert, denen im gleichen Ort ein Kindergarten oder eine Grundschule zur Verfügung steht. Die Bildungseinrichtungen seien in der Regel offen für die Angebote von Vereinen, schildert Stopp die Erfahrungen des BSM. "Wenn es gut läuft, ist es eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", sagt Stopp.

Nischen könnten Vereine in unterschiedlichen Bereichen besetzen, sagte der Bundesdirigent. Eine Möglichkeit sei eine klare Definition des musikalischen Repertoires. Etwa auf Hits aus den Charts oder auf Filmmusik, um Jugendliche anzusprechen. Oder auf hochwertige sinfonische Musik, bei der sich die Strahlkraft des Vereins durch die Leistungsfähigkeit ergebe. "Mainstream ist das dann natürlich nicht, aber dennoch für jugendliche Musiker interessant", so Stopp. Andere Vereine setzten auf verlockende Freizeitangebote wie etwa gemeinsame Fernreisen, um Nachwuchs anzuziehen. Das sei auch ein mögliches Nischen-Konzept und spreche sich schnell rum. Die langfristige Bindung der jungen Mitglieder könne dabei jedoch letzten Endes nicht garantiert werden und bleibe somit eine Herausforderung, da eher "event-orientiert" gearbeitet werde.

Dem Bund Saarländischer Musikvereine gehören knapp 200 Vereine mit etwa 300 Orchestern im Saarland an. Das sind an die 10 000 aktiven Musiker.

saarlmusikvereine.de

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