Von einem arglosen Mädchen

Saarbrücken · Auf der Bühne steht nichts als ein Stuhl. Daneben die Angeklagte an diesem Abend: die verletzliche und "arglose" Medea. In der Alten Feuerwache führt die Universität des Saarlandes in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Staatstheater am Dienstag die Premiere von "Medea" auf. Regie führt bei dieser jährlichen Produktion erneut Christian Klees.

Medea (Linda Hamman) und ihr Mann Jason (Fabian Roschy) haben ein Leben auf der Flucht hinter sich. Medea hat Jason aus Liebe zum goldenen Vlies verholfen und musste dafür ihren Bruder töten. Mit seinen beiden Kindern kommt das Paar in Korinth an, wo ihnen der König Kreon Asyl gewährt. Jason wendet sich jedoch von seiner Frau ab, um einen Neubeginn mit der Königstochter Glauke zu starten.

Hier beginnt die Handlung, Medea steht vor dem Urteilssprecher Kreon (Andreas Widenka). Sein in Stirnrunzeln verzogenes Gesicht droht in großer Projektion hinter Medea und lässt die Protagonistin klein erscheinen. Ein grüner Parka und die Gummistiefel zeugen von der Flucht, das schwarze, kurze Kleid darunter will nicht so richtig ins Bild passen. Sie wirkt mit Glitzersteinchen im Gesicht und stark geschminkt wie ein Teenager. Linda Hamman spielt die Medea als junge, verletzliche Frau, als wie es im Titel heißt "argloses" Mädchen. Im einen Moment nach Gerechtigkeit die Projektion anschreiend, im anderen zurückgezogen auf dem Stuhl kauernd, gelingt es ihr dem Publikum das Seelenleben dieser schwierigen Rolle zu vermitteln. Kreon verurteilt sie zur Verbannung, gewährt ihr aber, ihre Kinder zu mitzunehmen. Bis zur Hochzeit von Glauke und Jason soll sie verschwunden sein. Medea ist wütend.

Als das Klischee eines unsympathischen BWL-Studenten kommt Jason auf die Bühne. Er ist das Gegenteil der wilden, rothaarigen Medea. Gekleidet in helle Farben, mit Chino-Hose und einem rosa Pullover locker über die Schultern gehängt und vor der Brust verknotet, entpuppt er sich als aufgesetzter Charakter, immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Es tut ihm nicht wirklich Leid, dass er seine Kinder womöglich nie wieder sehen wird. Seinem Plan, eine neue und unvorbelastete Familie zu gründen, würden diese nur im Weg stehen. "Uns verbindet die Schuld", äußert sich Medea beschwichtigend am Ende des Gespräches, als die beiden sich sogar einen Stuhl teilen.

Die Ruhe währt nicht lange. Glauke (Alexandra Feichtner) ist entsetzt über das Urteil, sie offenbart ihrem Bräutigam, dass sie keine Kinder bekommen kann und legt wortwörtlich ihre Schutzhülle ab. Mit dieser Offenbarung überzeugt sie Jason, dass Urteil zu ändern. Jason möchte seine Kinder behalten. Die Katastrophe ist vorprogrammiert.

Weitere Aufführungen am 16. und 21.3., 19.30 Uhr in der Alten Feuerwache.

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