Immer ein offenes Ohr für Eltern

Saarbrücken · Wer die Anrufer sind, ist egal, das Elterntelefon des Kinderschutzbunds ist anonym. Und jeder bekommt eine Antwort oder auch einfach Zeit, sich auszusprechen. Aber wer sitzt eigentlich dort am anderen Ende der Leitung?

 Beraterin Heidi Pfeiffer am Telefon. Foto: Rich Serra

Beraterin Heidi Pfeiffer am Telefon. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Eltern schütten Heidi Pfeiffer regelmäßig ihr Herz aus. Am Telefon erzählen sie von ihren Sorgen mit dem kleinen Sohn, der nicht anfangen will zu sprechen. Oder sie wollen Rat, wie sie die pubertäre Tochter endlich dazu bewegen können, wieder in die Schule zu gehen. Manche wollen auch einfach nur, dass ihnen jemand zuhört, die Frau, die da am anderen Ende der Leitung sitzt. Die Frau, die sie eigentlich gar nicht kennen.

Heidi Pfeiffer berät in den Räumen des Kinderschutzbunds in Saarbrücken ehrenamtlich Anrufer am Elterntelefon. Dieses ist eines von 44 in Deutschland, die der Verband "Nummer gegen Kummer" anbietet. Mütter und Väter, aber auch andere Verwandte, können kostenlos und anonym einem Berater Fragen stellen und ihm Ängste und Probleme anvertrauen.

Seit 13 Jahren arbeitet Heidi Pfeiffer als Beraterin am Telefon. Alles begann für die Saarbrücker Lehrerin mit dem Kinder- und Jugendtelefon. "Als Lehrerin waren pubertierende Jugendliche an der Tagesordnung", sagt sie mit einem Schmunzeln. Doch auf deren persönliche Probleme einzugehen, sei zu dieser Zeit kein Teil der Lehrerausbildung gewesen, erzählt Pfeiffer. Dieses weitere Puzzlestück auf dem Weg zu einer besseren Lehrerin fand sie dann in der Ausbildung zur Telefonberaterin, die aus etwa 100 Stunden Lehrgang bestand. Seither weiß sie, was es bedeutet aktiv zuzuhören - "manchmal sage ich nur vier Worte in einer halben Stunde und alleine das hilft schon". Sie weiß auch, wie sie mit schwierigen Themen umgehen kann. Oft erzählen Anrufer ihr von komplexen, verfahrenen Erziehungsproblemen. Und dann kennt sie auch Stellen, an die sie Ratsuchende weitervermitteln kann, wenn sie glaubt, dass es mit einem Gespräch am Telefon nicht getan ist.

Pfeiffer ist eine von derzeit acht Beraterinnen für das Elterntelefon in Saarbrücken . Alle sind über 50. Mit dem Alter und der Erfahrung traue man sich die Beratung eher zu, sagt Pfeiffer. Sie wirkt wie eine Frau, die mittlerweile kaum ein Problem schockieren kann. Und die auf alles, vielleicht keine direkte Lösung, aber Antworten kennt. Am Telefon wird sie zu der Vertrauten, die vielen Anrufern fehlt. Oder eben zu der unvoreingenommenen Anonymen, die Erziehungsprobleme nicht mit persönlichem Versagen verbindet. Pfeiffer: "Das im Bekanntenkreis zuzugeben, fällt vielen schwer."

Bundesweit ist das Elterntelefon kostenlos unter Tel. (08 00) 1 11 05 50 zu erreichen. Über das Festnetz wird der Anruf zum nächstgelegenen Telefon geleitet, im Saarland also nach Saarbrücken . Beratungszeiten sind Montag bis Freitag von neun bis elf Uhr, Dienstag und Donnerstag zusätzlich von 17 bis 19 Uhr.

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Hintergrund296 Gespräche kamen im vergangenen Jahr am Elterntelfon in Saarbrücken an. Nur 75 davon waren Beratungen, ergab eine Auswertung des Verbands "Nummer gegen Kummer". 75 Prozent der Anrufe zählen etwa zu Scherzanrufen, Belästigungen, viele legen sofort auf (29 Prozent). 2013 bereiteten Eltern besonders Kleinkinder und Jugendliche in der Pubertät Sorgen. Viele Telefonate dauern etwa zehn Minuten, manche länger als eine Stunde. 68 Prozent der Anrufer sind Frauen. pam

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