Nauwieser wollen Kunden ins Viertel locken

Saarbrücken · Rund ein Dutzend neuer Läden wartet. Aber die Nachfrage stockt. Die Unternehmer sind entschlossen, das zu ändern.

Als Kneipenviertel ist das Nauwieser Viertel bis weit über die Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Was die Besucher aus Saarlouis oder St. Wendel, die abends in den Gaststätten oder auch davor der Geselligkeit frönen, in der Dunkelheit nicht realisieren: Im Viertel gibt es auch jede Menge interessanter, origineller Geschäfte. In den beiden zurückliegenden Jahren scheint hier sogar ein richtiges Gründerzeitfieber ausgebrochen zu sein. Rund ein Dutzend neuer inhabergeführter Läden haben seitdem eröffnet. Das Spektrum reicht von der "Malbar", in der man Steingut selbst künstlerisch verzieren kann, über den "Freudenschrei" mit Designartikeln, Yoga-Zubehör und Naturkosmetik, das "Saar-Lor-deLuxe" mit regional hergestellten Lebensmittelspezialitäten bis zum "Kiosk N° 13", einem Grafikerkollektiv, das Drucksachen ebenso wie T-Shirts gestaltet. Leerstand gibt es im Viertel inzwischen so gut wie gar nicht mehr. Nur: Während sich in der Bahnhofstraße die kauflustigen Menschen aus Saarbrücken, dem Rest des Landes und Lothringen ballen, herrscht im Nauwieser Viertel tagsüber oft eine geradezu idyllische Ruhe. Zu ruhig für die jungen und alteingessenen Ladeninhaber und Dienstleister, die im Juni 2016 einen Unternehmerstammtisch gründeten, um gemeinsam zu überlegen, wie man das ändert. Wie können wir mehr Menschen zum Shoppen in unser Quartier locken? Wie können wir es bekannter machen? Das sind die zentralen Fragen, die den Stammtisch beschäftigen. Über die Stärken des Viertels ist man sich einig. "Hier gibt es inhabergeführte Spezialgeschäfte", sagt Friseur Marc Motsch, der in seinem Salon in der Cecilienstraße ohne Chemiefarben arbeitet. Den Kunden könne man eine individuellere Auswahl an Produkten und auch eine persönlichere Betreuung bieten als andernorts in manchen Ketten-Filialen oder Großmärkten. "Hier muss man den Verkäufer nicht erst suchen", fügt Motsch hinzu. Die Kunden, die ins Viertel kämen, wüssten das auch zu schätzen, betont Heike Klein vom Buchladen "Die kleine Leseinsel". "Mir haben Kunden schon gesagt, ihnen sei es in der Bahnhofstraße viel zu voll, und sie fänden hier Dinge, die es da nicht gebe, also jenseits des Mainstreams." Wie aber könnte man noch mehr Shopper dazu bringen, das Viertel und seine Annehmlichkeiten zu entdecken? Zum einen steht dem die schlechte Anbindung, auch für Fußgänger, an die Geschäftsviertel St. Johanner Markt und Bahnhofstraße entgegen, eine Aufgabe für die Stadtplaner.

Um Brücken zu schlagen, würde die Gruppe an den Zugängen zum Viertel gern große Hinweis- und Willkommenschilder anbringen lassen. "Ähnlich wie im Kaiserviertel", sagt Frießner. Auch an die verkaufsoffenen Sonntage würde man sich gern andocken. Für große Werbekampagnen, so die Gruppe, fehle den kleinen Läden, gerade den Neu-Gründern, leider das Geld.

 Neu im Viertel: links Kathrin Rietmann von der „Malbar“ mit einer dort gestalteten Keramikschüssel; in der Mitte Kilian Heinz (l.) und Josèphe Blondaut (r.) in ihrem gerade eröffneten Laden – und rechts Sabrina Schmeer (mit SZ-Redakteur Joachim Wollschläger an der Nähmaschne) in ihrem „Nähapartment“. Fotos: Ingo Beckendorf/ Carsten Simon/Iris Maurer

Neu im Viertel: links Kathrin Rietmann von der „Malbar“ mit einer dort gestalteten Keramikschüssel; in der Mitte Kilian Heinz (l.) und Josèphe Blondaut (r.) in ihrem gerade eröffneten Laden – und rechts Sabrina Schmeer (mit SZ-Redakteur Joachim Wollschläger an der Nähmaschne) in ihrem „Nähapartment“. Fotos: Ingo Beckendorf/ Carsten Simon/Iris Maurer

Als erste konkrete Gemeinschafts-Aktion will die Unternehmer-Runde jetzt aber ein Stadtteil-Magazin herausgeben, "das die Vielfalt und Lebendigkeit des Viertels repräsentiert", wie Nora Frießner von "Freudenschrei" erzählt. Man hoffe, dass möglichst viele mitmachen, auch die Gastronomie. Die Gestaltung übernimmt der neue "Kiosk N°13". Erscheinen soll es noch vor dem Nauwieser Fest.

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