AfD-Spitze spürt bei Gegnern „heiße Luft“

Saarbrücken · Der neue AfD-Landeschef Josef Dörr steckt sich hohe Ziele: Er will die Mitgliederzahl mehr als verdreifachen. Zu den Rücktritten mehrerer Kommunalpolitiker aus Protest gegen ihn sagt er nur: „Ich wette, niemand merkt, dass sie zurückgetreten sind.“

 Die AfD erlebte vor gut einer Woche im Dudweiler Bürgerhaus einen turbulenten Landesparteitag. Der 300 Mitglieder starke Landesverband ist seither praktisch in zwei Lager gespalten. Foto: Becker&Bredel

Die AfD erlebte vor gut einer Woche im Dudweiler Bürgerhaus einen turbulenten Landesparteitag. Der 300 Mitglieder starke Landesverband ist seither praktisch in zwei Lager gespalten. Foto: Becker&Bredel

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Josef Dörr hat große Ziele, für das Saarland im Allgemeinen und die Alternative für Deutschland (AfD) im Besonderen: Nach den Plänen des neuen AfD-Landeschefs soll der Landesverband wachsen, von 300 auf 1000 Mitglieder, denn eine Partei, die auf Bundesebene nur 20 000 Mitglieder hat, sei eine "klägliche Geschichte". "Wenn wir eine große Volkspartei werden wollen, brauchen wir 100 000", sagt der 76-Jährige.

Das Saarland soll zum Erholungsparadies werden, mit Freizeitparks und Gesundheitszentren, zu einer Sporthochburg. "Wir wollen ein herausragendes, schönes, starkes Saarland, ein leuchtendes Vorbild für die anderen Bundesländer." Wie schon auf dem Landesparteitag in Dudweiler sparte Dörr auch gestern bei der Vorstellung des neuen Landesvorstands vor der Presse nicht mit Pathos. Mehr als vage Ideen zur Zukunft des Landes kamen aber nicht zur Sprache. In den kommenden Wochen soll ein Parteiprogramm entworfen werden.

Doch all das rückte gestern in den Hintergrund, denn die Saar-AfD macht derzeit vor allem durch parteiinterne Querelen von sich reden. Führende Mitglieder hatten dem neu gewählten Landeschef einen Rechtsruck vorgeworfen, nachdem er auf dem Parteitag von einem "Feuersturm" gesprochen hatte, der alles Schlechte im Land "hinwegfegen" werde. Ein Dutzend Mitglieder hatten aus Protest ihre Parteiämter niedergelegt, der abgewählte Landeschef Johannes Trampert war sogar ganz aus der Partei ausgetreten (die SZ berichtete). Gestern versuchte Dörr, die Ereignisse herunterzuspielen: "Das war viel heiße Luft." In Tramperts Kritik sieht er lediglich "einen Vorwand", um die eigene Niederlage zu kaschieren. Schließlich sei Trampert mit zwei Dritteln der Stimmen abgewählt worden. Aus gutem Grund, wie Dörr meint, denn beim alten Landesvorstand sei weder eine politische Richtung noch eine konkrete Arbeit sichtbar gewesen.

Dass tatsächlich - wie von parteiinternen Kritikern behauptet - 40 Mitglieder seinen Kurs nicht mittragen und sich in einer Gruppe namens "AfD-Freunde Saar" organisieren, hält Dörr für eine Übertreibung: "Ich will nicht sagen, dass es nur vier sind, aber viele sind es nicht." Auch von einer Austrittswelle könne keine Rede sein: Lediglich Trampert und zwei weitere Mitglieder hätten die Partei verlassen. Gleichzeitig seien elf Neumitglieder hinzugekommen. Die Rücktritte sieht er gelassen: "Ich wette, niemand merkt, dass sie zurückgetreten sind."

Im Flügelstreit zwischen Liberalen und Nationalkonservativen, der die Partei auf Bundesebene beherrscht, will sich der neue Landesvorstand nicht positionieren: "Wir sind nicht ideologieverhaftet, sondern an Sachthemen orientiert", sagt Dörr. Ob er Bundeschef Bernd Lucke , der dem wirtschaftsliberalen Flügel angehört, bei der im Juni anstehenden Wahl des Bundesvorsitzenden unterstützen wird, ließ er offen.

Dass Roland Wark, ehemaliger Schatzmeister, den Parteitag wegen angeblicher Formfehler angefochten hat, sieht Dörr gelassen, mehr noch: "Ich bin unheimlich guten Mutes." Es sei schließlich der alte Landesvorstand gewesen, der den Parteitag organisiert habe.

Die anderen Parteien im Saarland verfolgen die Querelen aus der Ferne und kommen zu unterschiedlichen Schlüssen. Während etwa Linken-Fraktionschef Oskar Lafontaine erklärte, Schwierigkeiten bei einer jungen Partei seien normal, findet CDU-Fraktionschef Klaus Meiser klare Worte: "Die AfD zerlegt sich gerade selbst."

Auszüge aus der umstrittenen Bewerbungsrede von AfD-Landeschef Josef Dörr unter www.saarbruecker-zeitung.de/afd-parteitag

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