Improvisieren ist kein Problem: Anna Mamontova ist die neue Ballettrepetorin am Saarländischen Staatstheater

Saarbrücken · Seit fünf Monaten arbeitet Anna Mamontova am Saarländischen Staatstheater. Aus Tel Aviv kam sie nach Saarbrücken. Wir stellen die neue Ballettrepetorin und ihre Aufgaben vor.

 Anna Mamontova an ihrem Arbeitsplatz beim Ballett des Staatstheaters. Foto: Iris Maurer

Anna Mamontova an ihrem Arbeitsplatz beim Ballett des Staatstheaters. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Für kaum einen Beruf gilt die Regel "Wer rastet, der rostet" so extrem wie für Balletttänzer. Für die Tänzer des Staatstheaters beginnt jeder Tag mit einem Technik-Training von einer Stunde und 15 Minuten. Neben dem Ballettmeister immer dabei: Ballettrepetitorin Anna Mamontova, die die Übungen am Klavier mit Musik live unterstützt. Die 31-Jährige stammt aus Aserbaidschan. Vor dem Krieg dort floh ihre Familie 1988 nach Moskau und ging 1991 nach Israel, wo Mamontova ein Klavier-Studium absolvierte. Erst seit fünf Monaten arbeitet sie am SST. "Ich wollte unbedingt nach Europa", erzählt sie. Das Stellenangebot des SST im Internet führte sie hierher.

"Ein Repetitor muss vor allem zwei Dinge gut können, er muss gut improvisieren können und muss genau wissen, welche Art von Musik für welche Art von Übungen gut ist", erklärt Kompaniemanager Klaus Kieser, zu den Ansprüchen, die an den Beruf gestellt werden. Wie man dazu kommt, ihn zu ergreifen? Im Grunde sei es eine Idee ihrer Mutter gewesen, erinnert sich Mamontova. "Da es sehr schwierig ist, als Pianistin eine Solokarriere zu machen, fand sie, Repetitor sei doch eine schöne Alternative zum Unterrichten, um sein Geld zu verdienen." Und da beide Eltern Tänzer waren, konnte die Mutter ihr auch gleich das Grundsystem erläutern. "Zu den Pliés muss man zum Beispiel einen 3-er Takt spielen, zu den Tendus einen 2-er-Takt", sagt Mamontova und macht's schnell mal vor. Jede Übung erfordere so einen ganz bestimmten Rhythmus zur Unterstützung. Und da sich die Repetitorin nach der Übungsfolge richten muss, kann sie nicht etwa Kompositionen vom Blatt abspielen, sondern muss frei improvisieren. Das sei aber kein Problem. "Begonnen hab ich als Repetitorin für klassisches Ballett an einer High Shool", erzählt sie. Später begleitete sie auch Kompanien beim Modern-Dance-Training, Graham-Technik. "Das ist schwieriger, sagt die Pianistin, "denn die wollen, was den Stil angeht, keinen Mozart, Tschaikowsky oder Easy-Jazz hören, sondern Avantgarde, Neobarock." Also technisch anspruchsvolle Musik des 20. Jahrhunderts.

Morgens begleitet Mamontova die "Großen", nachmittags die "Kleinen" in der SST-Ballettschule. An den Abenden - da hat sie frei - geht sie gern ins Theater, um sich Oper oder Ballett anzusehen. Von Saarbrücken habe sie noch nicht viel mitbekommen, gesteht die Neue. Dass es im Vergleich zum rastlosen Tel Aviv hier so schön ruhig sei und alles so nah beieinander, das gefällt ihr gut.

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