Warum Mut zur Lücke sich lohnen kann

Saarbrücken · Wie bei einem Wahlkampftermin der SPD die Zahnfee für Verständnisprobleme sorgte.

 Die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig besuchte gestern die Kita auf dem Innovationscampus Saar in Burbach. Foto: Iris Maurer

Die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig besuchte gestern die Kita auf dem Innovationscampus Saar in Burbach. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Was trennt die neuen von den alten Bundesländern? Die Zahnfee! Da fehlt der Zusammenhang? Von wegen. Es ist Wahlkampfzeit in Saarbrücken. Auf hunderten Terminen im ganzen Land schieben Politiker Sonderschichten. Sie gehen von Haus zu Haus, stehen in Fußgängerzonen, übergeben Zuwendungsbescheide und versuchen, auf Veranstaltungen ihre Basis auf Kurs zu bringen. Den saarländischen Politikern kommen dabei die Berliner Polit-Promis zu Hilfe. Wie gestern die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). In der Kita auf dem Innovationscampus in Burbach war sie die szenische Unterstützung für die SPD-Spitzenkandidatin der Landtagswahl, Anke Rehlinger, und den saarländischen Bildungsminister Ulrich Commerçon.

Rund 70 Kinder werden hier derzeit in vier Gruppen betreut. Die Kita ist eine Zweigstelle der Kita Schenkelberg. Das besondere Konzept: In jeder Gruppe gibt es eine französische Muttersprachlerin. Das Prinzip nennt sich "Sprachbad", sagt Leiterin Tanja Flörchinger. Die Kinder sollen so quasi beiläufig Französisch lernen, ohne speziellen Unterricht.

Manuela Schwesig ist Mutter eines Sohnes (Jahrgang 2007) und einer einjährigen Tochter. Mit Eltern der Kita sprach sie über Kita-Gebühren (will die SPD abschaffen), über die Akzeptanz von arbeitenden Müttern (würden im Bekanntenkreis, so erzählen Eltern, immer noch für Kopfschütteln sorgen) und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die weiterhin eine Herausforderung sei (Schlüssel hierzu seien ausreichend Kita-Plätze und Ganztagsbetreuungsangebote).

Was den Wahlkampftermin besonders machte? Der Mut zweier Teilnehmer zur Lücke. Ein Mädchen streckte der Familienministerin stolz ihre Zahnlücke entgegen. "Was hat die Zahnfee unters Kissen gelegt?", fragte Anke Rehlinger das Mädchen. "Zahnfee?", fragte Schwesig dazwischen. Die in Brandenburg aufgewachsene Schwesig ließ ihre Bildungslücke daraufhin von Anke Rehlinger füllen. In den neuen Bundesländern ist die Fabel von der Zahnfee nämlich nicht so weit verbreitet, wie im Saarland. "Ich habe fünf Euro für meinen Zahn bekommen!", erzählt das Mädchen daraufhin stolz. Fazit: Lücken können ökonomisch wertvoll sein und einer Ministerin eine neue Gute-Nacht-Geschichte bescheren.

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