„Eine kleine Nachspielband alter Herren“

Saarbrücken · Sie covern Songs der wegweisenden Punk-Band Joy Division und haben die 1970-er-Jahre-Band noch selbst als Jugendliche erlebt. Die Musiker von ,,Control" rockten trotzdem den Kleinen Klub. Und der Saarbrücker Architekturprofessor Stefan Ochs überzeugte als Sänger.

 Professor am Mikro: Stefan Ochs singt Joy Division. Foto: Burkhardt

Professor am Mikro: Stefan Ochs singt Joy Division. Foto: Burkhardt

Foto: Burkhardt

Der tiefe Bariton von Stefan Ochs über dem Soundteppich seiner Band "Control" ertönt im Kleinen Klub der Garage in Saarbrücken . Leute mit überwiegend dunkler Kleidung, schwarzen Lederhosen oder dunkel gefärbten Haaren findet man gehäuft im Publikum.

Wie schafft es eine Coverband, den Club in St. Johann bis zum letzten Platz zu füllen? "Control" covern Songs von Joy Division (1979-1980), einer Post-Punk-Band aus Manchester, die als Wegbereiter der Genres Dark Wave und Gothic Rock gelten.

Die vierköpfige Band (Vincenzo Gangi, Dirk Mauel, Stefan Ochs und Stefan Strauss) sind ein eingespieltes Team; routiniert und selbstbewusst erscheinen sie auf der Bühne. Das Zusammenspiel funktioniert, als hätten sie nie etwas anderes getan. Jeder ist ganz auf seinen Part fixiert und überzeugt für sich.

Dabei stammen alle Musiker eigentlich aus anderen Berufsfeldern. Die Musik betreiben sie als Hobby. Sänger Stefan Ochs etwa ist in Saarbrücken auch als Professor an der Schule für Architektur Saar bekannt und oft als umtriebiger Ideen-Geber städtischer Projekte hervorgetreten.

Der Beginn des Abends gestaltet sich ruhig, bis spätestens beim Klassiker "Love will tear us apart" auch die Fans in den letzten Reihen anfangen, ihre Oberkörper im Takt mitzubewegen. Die Band spielt die Musik nach dem Vorbild der Originale und hat mit Ochs als Sänger den richtigen Frontmann. Die tiefen und vollen Klänge und die besondere Stimmfarbe des Sängers erinnern stark an Ian Curtis. Man fragt sich unwillkürlich: Wäre so ein Konzert von Joy Division gewesen, hätte sich der Sänger nicht 1980 im Alter von 23 Jahren das Leben genommen?

Seit mehreren Jahrzehnten machen die Mitglieder von "Control" bereits Musik in Saarbrücken . Safari Grünspan, the copies und Sinalco Flur S hießen die Bands, aus denen man ihre Namen schon einmal gehört haben könnte.

Als alte Freunde haben sich die Bandmitglieder in Saarbrücken später wieder getroffen und beschlossen, eine Band zu gründen, um Musik der End-70er / Anfang-80er Jahre zu spielen, wie Bowie, the Cure oder Joy Division. Die Band nannten sie "Diamond Dogs". Als aber das Publikum immer mehr nach den Songs von Joy Division verlangten, entstand "Control", als Derivat der Diamond Dogs sozusagen. Eine besondere Verbindung zu "Joy Division" hat der HTW-Professor Stefan Ochs: "Ich habe meine Platten von ihnen 1981 gekauft, dass heißt, ich war ganz nah dran, als junger Kerl. Joy Division hat das Lebensgefühl einer ganz speziellen Klientel der Anfang-Achtziger getroffen."

Bis heute gilt Joy Division als Vorbild und Vorreiter für viele Bands: Depeche Mode , The National, Radiohead und andere zählen dazu. Mit nachhaltiger Wirkung, wie man beim Konzert von "Control" sehen konnte: "Der Kleine Klub war ausverkauft, die Leute emotional gerührt, das Alter der Fans reichte von 15 bis 65. "Die Resonanz ist groß für eine kleine, provinzielle Nachspielband alter Herren - und das Publikum mitten aus der Gesellschaft und aller Generationen", sagt Ochs zufrieden.

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