Imam in Burbach sorgt für Wirbel

Saarbrücken · Ein Gast-Prediger hat in der Moschee in Saarbrücken-Burbach eine umstrittene Predigt gehalten. Die Aktion 3. Welt Saar sieht darin eine Kampfansage. Die Sicherheitsbehörden betonen, es sei kein Aufruf zu Gewalt gewesen.

Die Predigt eines Imams in der Moschee in Saarbrücken-Burbach sorgt für Wirbel. Ein Auszug aus einer Predigt auf Arabisch vom 24. Juni war auf der Webseite des "Middle East Media Research Institute" (Memri) aufgetaucht. Memri ist eine Organisation, die islamische Medien beobachtet, unter anderem mit dem Ziel, islamistische Positionen zu dokumentieren. In dem Ausschnitt heißt es unter anderem: "Der Prophet hat uns die Eroberung von Konstantinopoulos prophezeit, dieses wurde 800 Jahre nach ihm erobert. Wir werden Rom erobern, wie es der Prophet uns prophezeit hat, mit Zustimmung derer oder zum Trotz." Die Aussage bezieht sich auf einen jahrhundertealten Ausspruch des Propheten Mohammed.

Roland Röder von der Aktion 3. Welt Saar, die ein Kompetenzzentrum Islamismus betreibt, hält sie jedoch für bedenklich: "Rom ist ein Synonym für die westliche Welt." Dies sei keine Botschaft der Toleranz und Nächstenliebe. "Es ist eine Kampfansage." Formal gesehen sei es zwar kein Aufruf zu Gewalt. Die Frage sei aber, wie die Eroberung umgesetzt wird, mit demokratischen Mitteln oder mit Gewalt. "Das ist den Zuhörern freigestellt", sagt Röder.

Bei der Islamischen Gemeinde Saarland, der die Moschee gehört, ist man verwundert, dass der Auszug auf der Memri-Seite aufgetaucht ist. Die Intention der insgesamt 25 Minuten langen Predigt sei eine ganz andere gewesen als der kurze Ausschnitt suggeriere, betont Manfred Petry vom Vorstand der Gemeinde: "Der Imam wollte mit seinen Worten den Muslimen, insbesondere den Flüchtlingen, in dieser von Kriegen und Terrorismus geprägten Zeit Mut und Hoffnung auf bessere Zeiten machen."

Nach Einschätzung der saarländischen Sicherheitsbehörden enthält die Predigt Inhalte der salafistischen Ideologie und befürwortet die Verbreitung des Glaubens. Ein expliziter Aufruf zum bewaffneten Dschihad sei es aber nicht, betont das Innenministerium. Die deutschen Verfassungsschutzbehörden beobachten die Strömung des Salafismus, die als dynamischste islamistische Bewegung gilt, wie es im "Lagebild Verfassungsschutz 2015" heißt. Salafisten verstehen sich demnach als Verfechter eines ursprünglichen, unverfälschten Islam. Ihr Ziel ist die vollständige Umgestaltung der Gesellschaft nach "gottgewollten" Grundsätzen. Doch nur ein kleiner Teil setzt dabei auf Gewalt.

Der Imam selbst ist laut Petry in seine Heimat Jordanien zurückgekehrt. Er sei nur übergangsweise als Gast-Imam in Burbach gewesen, weil die Gemeinde derzeit einen neuen Imam suche. Petry betonte: "Wir distanzieren uns von jeder Form von Gewalt. Wir vertreten einen Islam, der von Respekt und dem Wunsch nach einem friedlichen Miteinander geprägt ist." Der Vorstand der Gemeinde wolle aber künftig die Arbeit des nächsten Imams stärker reflektieren und mehr Einfluss auf die Themen nehmen.

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