Alle 32 Klaviersonaten von Beethoven

Saarbrücken · Eine Konzert-Reihe an der Hochschule für Musik Saar macht dieses außergewöhnliche Angebot.

Wann bietet sich schon mal die Gelegenheit, sämtliche 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven in Folge zu hören? Ein Zyklus mit acht Konzerten zwischen April 2017 und Februar 2018 an der Hochschule für Musik Saar (HfM) macht es möglich. Mit abwechselnden Terminen teilen sich die beiden HfM-Absolventen und international aktiven Pianisten Thomas Betz und Marlo Thinnes diese Mammutaufgabe.

Den Auftakt macht Marlo Thinnes am Freitag, 7. April, um 19 Uhr im HfM-Konzertsaal. "Bereits vor 18 Jahren habe ich als junger Student zusammen mit Thomas Klavierabende gestaltet", erinnert Marlo Thinnes sich an erste kollegiale Unternehmungen. Heute ist er Preisträger internationaler Wettbewerbe und greift schon mal in der Londoner Royal Albert Hall oder der Pariser Opéra Bastille in die Tasten.

Ebenfalls als Solist gefragt ist Thomas Betz, außerdem als Begleiter und Partner bei Kammermusik- und Liederabenden oder beim Münchener ARD-Wettbewerb und beim Robert-Schumann-Wettbewerb in Zwickau. Verständlich angesichts der Fülle der Verpflichtungen, dass die Zeit für gemeinsame Vorhaben immer knapper wurde. Pläne gab es, doch kaum Gelegenheiten. Geblieben ist ein wöchentliches gemeinsames Mittagessen, wo derlei besprochen wird. Beim genüsslichen Schlemmen keimte nun "die Idee, dieses riesige Projekt gemeinsam zu stemmen", so Thomas Betz. Als er dem HfM-Rektor Wolfgang Mayer davon berichtete, habe der begeistert seine Unterstützung zugesagt. Dass die befreundeten Pianisten bei Beethoven zusammenfinden, sei nicht verwunderlich, so Thinnes: "Wir beide haben bei Jean Micault studiert, und seine Liebe zu Beethoven hat uns schon immer inspiriert. Alles an Beethovens Musik ist so ehrlich, tief, aber auch geistreich und witzig, dass ich durchaus selbst Schuberts Respekt gegenüber diesem Genius nachvollziehen kann", gerät Thinnes ins Schwärmen. "In Beethovens Welt einzudringen, ist eine unglaubliche Bereicherung der eigenen Erlebniswelt und eröffnet neue Horizonte", stimmt Betz mit ein. Er möchte "die Vielfalt Beethovens" darstellen: "Allzu oft denkt man nur an den grimmigen oder heroischen Beethoven. Doch das ist nur ein Aspekt. Seine Musik kann von unfassbarer Innigkeit sein, zart, verspielt, auch humorvoll und witzig, immer geistreich."

Die gemeinsamen Beethoven-Vibrationen sind nicht zu überhören. Trotzdem war die Aufteilung der Sonaten eine Herausforderung, und es gab Diskussionen. "Doch war niemand von uns wirklich stur, sondern intelligent genug, viele Sonaten neu dazu zu nehmen, um das eigene Repertoire entscheidend zu vergrößern", verrät Thinnes, der ein Faible für die weniger gefragten Opuszahlen hegt: "Gerade sie sind oft noch reizvoller und ebenso groß wie die bekannten."

Das Publikumsinteresse freilich gilt den klangvollen Titeln, und so sei vorweg verraten: "Pathétique", "Mondscheinsonate" und "Sturm" werden von Thomas Betz interpretiert, "Waldsteinsonate", "Appassionata", "Les Adieux" und die "Hammerklavier-Sonate" von Marlo Thinnes.

Die Konzerte des Beethoven-Sonatenzyklus‘ sind freitags in der Musikhochschule: Marlo Thinnes spielt am 7. April, 2. Juni, 20. Oktober und 12. Januar; Thomas Betz am 28. April, 30. Juni, 10. November und 9. Februar. Beginn jeweils 19 Uhr. www.hfm.saarland.de

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