Lehrer profitieren vom Lehrermangel

Saarbrücken · Der Mangel an Grundschullehrern zwingt Schulminister Ulrich Commerçon (SPD), das abgesenkte Einstiegsgehalt anzuheben. Neueinstellungen sollen in den Genuss der in anderen Bundesländern üblichen Gehälter kommen.

Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) hat es vor knapp fünf Jahren bereits kommen sehen. Die Eingangsbesoldung für Lehrer im Saarland müsse sich verbessern. "Sonst wandern die guten Lehrer ab in andere Bundesländer", sagte Commerçon im Februar 2012 als Vizechef der oppositionellen SPD-Fraktion bei einer Veranstaltung im Technisch-Wissenschaftlichen Gymnasium in Dillingen. Doch den Worten folgten bis heute keine Taten. Die Jamaika-Koalition aus CDU /FDP/Grünen hatte 2011 die Eingangsbesoldung abgesenkt. Die Haushaltsnotlage des Landes war der Grund. Der seit dem Frühjahr 2012 als Schulminister aktive Commerçon änderte an dieser Situation zunächst nichts. Alle Lehrer, die seitdem eingestellt worden sind, müssen mit erheblichen Abschlägen bis zum Ende ihrer Berufslaufbahn leben, die dann eine Summe erreichen, von der man einen Mittelklasse-Pkw finanzieren kann.

Jetzt kam jedoch Commerçon zu seiner Forderung von Anfang 2012 zurück. "Alle Neueinstellungen in Grundschulen sollen in den Genuss der wieder auf normales Bundesländer-Niveau angehobenen Besoldung kommen", sagte der Minister gestern der SZ. Das Grundgehalt (A 12) sei derzeit um 190 Euro im Monat für die ersten zwei Jahre abgesenkt.

"Diese Verminderung soll nun aufgehoben werden", betonte Commerçon. Junglehrer, die seit 2011 mit der niedrigeren Eingangsbesoldung eingestellt worden waren, können jedoch nicht auf nachträgliche Zahlungen hoffen, die sie mit der vorherigen und nachfolgenden Lehrer-Generation gleichstellen. Das Saar-Besoldungsgesetz lasse nur zu, in Mangelsituationen im Zuge der Einstellung auf eine Absenkung zu verzichten, erklärte der Minister. Will heißen: Die neuen Grundschullehrer können sich über die Konjunktur auf dem Lehrermarkt freuen. In allen Bundesländern gibt es derzeit eine hohe Nachfrage, die auch durch die steigenden Schülerzahlen infolge des Zuzugs von Geflüchteten entstanden ist. Diese Nachfrage kann durch die aus den Unis strömenden Junglehrer nicht gedeckt werden, so dass das Saarland mit der schlechteren Lehrerbesoldung auch schlechtere Chancen hat, den Bedarf zu decken. Darauf haben große Lehrerverbände und -gewerkschaften wie SLLV, GEW und VRB seit dem Beginn der Absenkung der Eingangsbesoldung stets hingewiesen.

 SymbolbildLocation:Gelsenkirchen

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Foto: Caroline Seidel (dpa)

Neu-Lehrern aller anderen Schulformen machte Commerçon zunächst keine Hoffnung: Erst müsse eine Mangelsituation da sein, sagte er. Der SR berichtete, die normalisierten Grundschullehrergehälter würden das Saarland jährlich etwa 270 000 Euro kosten. Zudem müsse Commerçon noch den Koalitionspartner CDU überzeugen.

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