Nicht jede Schule bietet evangelischen Religionsunterricht an

Saarbrücken · SZ-Leserreporter Volker Schäfer ist verärgert, weil es auf den Gymnasien seiner Töchter keinen Evangelisch-Unterricht gibt. Tatsächlich bietet nicht jede Schule das Fach an – das liegt allerdings nicht am fehlenden Willen.

Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) plant, den islamischen Religionsunterricht an Grundschulen auszubauen (die SZ berichtete). SZ-Leserreporter Volker Schäfer aus Eppelborn-Wiesbach, Vater von zwei Töchtern, ärgert das, weil auch für andere Religionen nicht an jeder Schule Unterricht angeboten wird: Seine Töchter mussten auf dem Gymnasium das Fach Ethik besuchen, weil evangelischer Religionsunterricht nicht angeboten wurde. "Es gibt vermehrt Islam-Unterricht, und Anhänger Luthers haben selbst im Luther-Jahr Pech gehabt", sagt er.

Tatsächlich gibt es laut dem Bildungsministerium Evangelisch-Unterricht nur an 126 der 156 Grundschulen , an 49 der 57 Gemeinschaftsschulen und an 31 der 33 Gymnasien . Dies liege daran, dass nicht immer genügend Schüler evangelischen Glaubens vorhanden seien, sagt ein Sprecher. Nur wenn mindestens fünf Schüler einer Klassenstufe "einer religiösen Minderheit" angehören, heißt es im Schulordnungsgesetz, soll die Schule entsprechenden Unterricht anbieten. An manchen Grundschulen werde der Unterricht aber selbst dann eingerichtet, wenn diese Mindestzahl nicht erreicht wird, so der Sprecher.

Doch den Schulen fällt es laut Marcus Hahn, Vorsitzender des Saarländischen Philologenverbands, teilweise schwer, den Unterricht sicherzustellen: "Wir haben einen Mangel an Nachwuchs-Lehrkräften." Einige Lehrer müssten an mehr als einer Schule unterrichten, manche Kurse fänden klassenübergreifend statt. Auch Lisa Brausch, Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, sagt: "Es kann beim Evangelisch-Unterricht Engpässe geben, aber in der Regel wird er angeboten." Wirklich vergleichen lässt sich die Situation muslimischer und evangelischer Schüler also nicht: Islam-Unterricht wird nur an vier Grundschulen angeboten, Evangelisch an 206 Schulen. Schäfer plädiert dennoch für einen Unterricht für alle, und zwar Ethik. Damit, so Schäfer, würde man allen Religionen gerecht, und jeder Schüler könnte den anderen seinen Glauben näherbringen.

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