Verdi: Klinik-Personalnot hat katastrophale Folgen

Saarbrücken · Die Gewerkschaft Verdi lässt im Kampf für mehr Personal in den Saar-Kliniken nicht locker. Für Montag ist die nächste Protestaktion geplant. Die Krankenhausträger lehnen die zentrale Forderung von Verdi jedoch ab.

Beschäftigtenvertreter aller 21 saarländischen Krankenhäuser wollen am Montag ein weiteres Zeichen gegen die Personalnot in den Kliniken setzen. Wie die Gewerkschaft Verdi gestern mitteilte, wollen Betriebsräte, Personalräte und Mitarbeitervertretungen von der Saarbrücker Europagalerie durch die Innenstadt zum Landtag ziehen und dort allen Fraktionen eine Petition überreichen. Darin fordern sie eine gesetzlich festgelegte Personalbemessung in den Krankenhäusern. Anlass ist eine parallel stattfindende Anhörung zum geplanten Krankenhausstrukturgesetz im Bundestag. Dieses Gesetz wird nach Ansicht der Krankenhausträger im Saarland zu Millionen-Verlusten führen.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Quetting erklärte, die Arbeitsbelastung in den Krankenhäusern führe bei den Beschäftigten immer öfter zu teils schweren Erkrankungen. Nach Verdi-Schätzungen fehlen in den Saar-Kliniken zwischen 2500 und 3300 Mitarbeiter - was die Klinikträger allerdings nicht bestätigen. "Mit der Gesundheit der Beschäftigten im Pflegebereich wird ganz einfach Schindluder getrieben", so Quetting. "Ihre Leistungsfähigkeit ist doch nicht grenzenlos, viele können ganz einfach nicht mehr. Als logische Folge ergibt sich dadurch auch eine Gefährdung der pflegerischen Versorgung." Dass die Landesregierung die Ausgaben für die Investitionen in Krankenhäusern gekürzt hat, führt nach Quettings Angaben zu zusätzlichen Einsparungen beim Personal .

Bereits am 24. Juni hatten nach Verdi-Angaben mehr als 4000 Krankenhausbeschäftigte für zehn Minuten ihre Arbeit niedergelegt, um auf die "äußerst prekäre Lage" aufmerksam zu machen. Eine einzige Pflegefachkraft müsse durchschnittlich 10,3 Patienten versorgen, in anderen europäischen Ländern seien es lediglich 3,5, so der Verdi-Sekretär. Es werde eine "gefährliche Pflege" in Kauf genommen. "Vermeidbare Todesfälle" seien "doch nur noch die logische Konsequenz". Auf SZ-Nachfrage präzisierte Quetting, es sei erwiesen, dass es einen "signifikanten" Zusammenhang zwischen Personalmangel und der Zahl Todesfällen gebe. Man müsse nur an Tablettenverwechslungen oder mangelnde Hygiene denken. Auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Markus Tressel erklärte: "Die chronische personelle Unterbesetzung gefährdet die Qualität der Versorgung." Nötig seien "verbindliche Instrumente zur Personalbemessung". Der Personalbedarf müsse aus dem tatsächlichen Pflegebedarf der Patienten abgeleitet werden.

Thomas Jakobs, Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, wies Quettings Aussagen zu vermeidbaren Todesfällen zurück. "Das kann ich nicht bestätigen", so Jakobs. Tatsache sei, dass Ärzte, Krankenpfleger und Krankenschwestern "über das vertraglich Geforderte" hinaus Einsatz zeigten und ihren Beruf nicht allein zum "Broterwerb" ausübten, sondern auch "aus Leidenschaft und Überzeugung". Die Forderung nach einer gesetzlichen Personalbemessung lehnt die Krankenhausgesellschaft ab: Man könne nicht alle Krankenhäuser "über einen Kamm scheren", so Geschäftsführer Jakobs.

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