Stadt sagt dem Kakadu Adieu

Saarbrücken · Saarbrückens Terminkalender Kakadu fiel fast 30 Jahre lang schon wegen seiner markanten Titelbilder auf. Doch der Siegeszug des Internets ließ die Auflage schrumpfen. Mit diesem Jahr soll die Geschichte des gedruckten Kakadus enden. Aber es regt sich Widerstand.

"Kakadus können sehr alt werden, es sind Individuen von über 100 Jahren bekannt", heißt es in einem Vogellexikon. Der bekannteste Saarbrücker Kakadu geht nun nach 29 Jahren in die ewigen Jagdgründe. Was eine große Anzeige in der aktuellen November-Ausgabe schon ankündigt, erklärte die Saarbrücker Kulturamtsleiterin Sylvia Kammer-Emden auch am Donnerstag in der Sitzung des städtischen Kulturausschusses: Mit dem Saarbrücker Kulturveranstaltungs-Kalender Kakadu macht die Verwaltung zum Jahresende Schluss. Von Kulturamtsmitarbeiter Thomas Altpeter 1986 aus der Taufe gehoben und seitdem federführend betreut, informierte dieser Kalender in Form eines Hefts über alle Kulturveranstaltungen nicht nur in Saarbrücken , sondern auch im Rest des Saarlandes und zeigte sogar die Highlights in der grenzüberschreitenden Großregion.

Neben einem Überblickskalender und Beschreibungen der einzelnen Veranstaltungen enthielt er einen redaktionellen Teil und darin stets literarische Veröffentlichungen und Kolumnen. Gestartet war der Kakadu einst mit acht Seiten, zuletzt hatte er 60. Die Nachfrage nach den gratis verteilten Heften sei im Zuge der Verbreitung der Internet-Kommunikation immer mehr zurückgegangen, begründete Kammer-Emden die Entscheidung.

Auch habe die Firma, die auch die zur Finanzierung nötigen Werbeanzeigen akquirierte, immer mehr Mühe, Werbekunden zu finden. Die Stadt musste für den Kakadu zwar kein Geld ausgeben, doch Personal bereitstellen.

In erster Linie war das Thomas Altpeter, der als gelernter Kommunikationsdesigner bis vor rund zehn Jahren sogar noch eigenhändig die Titelbilder malte. Da man Altpeter mit vielen weiteren Aufgaben betraut habe, gehe es auch darum, ihn zu entlasten, erklärte Kammer-Emden.

Bisher habe man Altpeter in Form von Beschäftigungsmaßnahmen Assistenten zur Seite stellen können. Doch diese Möglichkeit gebe es nicht mehr. Hat sich der Kakadu als Print-Ausgabe also überlebt?

Die Stadt verweist auf ihren Veranstaltungskalender im Internet : Der erfreue sich steigender Nutzerzahlen, sagt Stadtsprecher Thomas Blug. 30 000 Zugriffe zähle man monatlich allein für dessen Hauptseite, bis zu jeweils 3000-mal werde zudem auf einzelne Veranstaltungen zugegriffen.

Ab Januar will die Stadt zusätzlich einen "Newsletter Kultur" anbieten, der auch mit redaktionellen Beiträgen über die wichtigsten Veranstaltungen in Saarbrücken und Umgebung informiert. Abonnieren kann man ihn mit einer Mail an: kulturamt@saarbruecken.de und der Betreffzeile "Newsletter Kultur".

Die Fraktionen im Kulturausschuss hatten gegen den Beschluss der Verwaltung keine Einwände. Anders die Freie Szene. Das Ende des Kakadus sei derzeit das Hauptgesprächsthema unter den Künstlern, sagt der Countertenor Ralf Peter der SZ.

Auch Kulturkonsumenten sprächen ihn jetzt ständig auf das Thema an. "Für uns ist es eine Katastrophe, weil der Kakadu das einzige Print-Medium war, das der Freien Szene die Möglichkeit gab, sich darzustellen", sagt Peter. Ein Internet-Kalender biete dafür keinen Ersatz, sei man sich einig. Der Grund: "Im Internet sucht man ja eher zielgerichtet. In einem Heft kann man in Ruhe stöbern und Dinge entdecken, die man nicht kannte." Klaglos wolle man die Entscheidung daher nicht schlucken. Peter: "Wir überlegen uns gerade mögliche Formen des Protests".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort