Vorworte von vielen Info-Broschüren der Saar-Ministerien nicht mehr aktuell

Saarbrücken · Im Internet vergilbt nichts: Saar-Minister schrieben einst Vorworte für Info-Broschüren ihrer Ministerien. Die Minister sind längst weg, die Broschüren bleiben im Angebot. Die Bürger, die sie nutzen, staunen.

 Das Saarland bietet im Netz Info-Broschüren an, deren Vorworte aus einer Zeit stammen, als Annegret Kramp-Karrenbauer noch Innenministerin war, wie auf diesem Archiv-Bild von 2006. Foto: T. Seeber

Das Saarland bietet im Netz Info-Broschüren an, deren Vorworte aus einer Zeit stammen, als Annegret Kramp-Karrenbauer noch Innenministerin war, wie auf diesem Archiv-Bild von 2006. Foto: T. Seeber

Foto: T. Seeber

Die Brille ist ein bisschen runder, unauffälliger. Fast schüchtern blickt Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) den Leser an. "Kriminalitätsbekämpfung ist nicht nur eine staatliche, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", eröffnet die Ministerin für Inneres, Familien, Frauen und Sport. Der aufmerksame Leser stockt. Innenministerin? Hat Kramp-Karrenbauer etwa heimlich das Amt der Ministerpräsidentin abgelegt? Mitnichten. Auf den Internetseiten der saarländischen Ministerien finden sich einige Flyer, die schon in Ehren ergraut sind. Die Info-Broschüre zur "Kriminalprävention in saarländischen Kommunen" ist das älteste Fundstück und stammt von 2006. Das Motto lautet "Hinschauen statt wegsehen". Der Blick lohnt sich - nicht nur, weil die Broschüre hilfreiche Informationen liefert.

Als Justizministern setzt sich Kramp-Karrenbauer gegen häusliche Gewalt ein: "Auch um der Kinder und unserer Zukunft willen." So manches Vorwort beginnt plakativ. "Jeder möchte sein Eigenheim so errichten und nutzen, wie es ihm gefällt", stammt aus der Feder von Justizminister Peter Müller (CDU ) und leitet einen Ratgeber für Nachbarrecht ein. Als Ministerpräsident schleicht sich Müller in eine Handlungsorientierung für Jugendämter.

Manche Minister bleiben, andere gehen. Klaus Meiser (CDU ), heute Fraktionsvorsitzender, eröffnet als Innen- und Sportminister eine Orientierungshilfe zum Rechtsextremismus. Josef Hecken (CDU ), Minister für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales, leitet den vierten Landesbehindertenplan (2007) ein. Mittlerweile ist Hecken ebenso aus der saarländischen Politik verschwunden wie Stefan Mörsdorf (CDU ). Als Umweltminister setzt er sich aber weiterhin in einer Broschüre dafür ein, dass sich die Bildungswelt mit Bienen beschäftigt. Im selben Ressort wirbt Anke Rehlinger (SPD ) für Jugendarbeitschutz und kahlschlagfreie Waldbewirtschaftung. Bäumchen wechsel dich, jetzt kümmert sich Rehlinger um Wirtschaft.

Kunterbunt geht es auch beim Bildungsministerium zu. Jürgen Schreier (CDU ), Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft, findet es wichtig, hochbegabte Schüler zu fördern. Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) taucht in einem Leitfaden zur Bewegungsförderung auf. Außerdem macht Kessler Werbung für die Gemeinschaftsschule, die er mit auf den Weg gebracht hat. Doch bei der Fortführung hakt es. Der im Flyer genannte Link www.gemeinsam-bilden.de führt nicht wie erwartet zu weiteren Infos - sondern zu einer Werbeagentur. Simone Peter (Grüne) zog gemäß der Broschüren nicht nach Berlin und fungiert als Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr. Das Saar-Radland steht im Fokus ihrer Betrachtungen. Das Vorwort teilt sie sich mit Christoph Hartmann (FDP ), Minister für Wirtschaft und Wissenschaft. FD - Wer? Hartmann lebt zumindest online als Minister weiter, lobt die kurzen Wege im Logistik-Guide und schlägt in einem Leitfaden für Kultur- und Städtetourismus Besuche im Staatstheater vor - originell. Noch ein FDPler schleicht sich zurück ins Amt: Georg Weisweiler, Minister für Gesundheit und Verbraucherschutz, informiert über neue Richtlinien im Bestattungsrecht.

Das Ministerium für Soziales, Gesundheit , Frauen und Familie hat sich etwas Besonderes einfallen lassen: Hier kann der Bürger online Autogrammkarten von Monika Bachmann (CDU ) bestellen. Doch der moderne Zeitgeist ist nicht vollends eingezogen. Im Flyer für den Organspendeausweis und zig weiteren Publikationen lächelt Sozialminister Andreas Storm (CDU ) die Leser an. Vorbild ist das Finanz- und Europaministerium. Das Durchforsten der Internet-Seite bringt keine olle Kamellen hervor. Nur in Steuerratgebern verewigt sich der amtierende Minister Stephan Toscani (CDU ).

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