„Wir müssen besser werden“

Saarbrücken · Nur 17 Prozent aller Saarbrücker benutzen Bus oder Saarbahn - zu wenig, finden die Geschäftsführer und wollen auch an der Zufriedenheit der bereits erreichten Fahrgäste arbeiten. Dem SZ-Ältestenrat gefiel die Art, wie die beiden Manager die Dinge sehen und ändern wollen.

 Der Ältestenrat beriet über „Nahverkehrsbetriebe – ÖPNV für Jung und Alt“ mit Peter Edlinger und Andreas Winter (Saarbahn). V.l.: Andreas Winter, Axel Egler, Peter Edlinger, Sarah Schmitt. Foto: Maurer

Der Ältestenrat beriet über „Nahverkehrsbetriebe – ÖPNV für Jung und Alt“ mit Peter Edlinger und Andreas Winter (Saarbahn). V.l.: Andreas Winter, Axel Egler, Peter Edlinger, Sarah Schmitt. Foto: Maurer

Foto: Maurer

Die Saarbahn-Gesellschaft will zusätzliche Mitfahrerparkplätze ("Park & Ride") anbieten, um den Saarbrückern die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln schmackhaft zu machen. Wie die Geschäftsführer Peter Edlinger und Andreas Winter als Gäste des SZ-Ältestenrates am Montag verrieten, möchten sie am Standort Brebach aus dem großen, bestens benutzten Parkplatz ein Parkhaus mit zwei oder drei Ebenen machen.

Derzeit werde geprüft, ob und wie das gelingen könnte. "Wir müssen und wollen besser werden" - mit dieser Ankündigung machten die beiden Chefs beim Ältestenrat unserer Zeitung Punkte. Wie zu erfahren war, kommt das Unternehmen bei Benutzern von Bus und Saarbahn derzeit auf eine ordentliche Schulnote von 2,8 im Fach "Kundenzufriedenheit". Ziel sei es aber, den Schnitt auf 2,5 zu verbessern und auch die Nutzerquote zu erhöhen.

Nur 17 Prozent in Bus und Bahn

Derzeit benutzen nur 17 Prozent der Saarbrücker den öffentlichen Personennahverkehr. Peter Edlinger berichtete von dem Kuriosum, dass es leichter sei, 30- bis 40-Jährige zum Umsteigen in Bus und Bahn zu bewegen als Senioren. Diese hingen viel stärker an ihrem Auto, als man denke. Die frühere Annahme, dass der demographische Wandel Verkehrsbetrieben automatisch Kunden zuführe, sei falsch.

Das lebenserfahrene Beratergremium unter Vorsitz von Axel Egler scheute sich nicht, den beiden Managern Ratschläge zu geben, um besser zu werden: Fahrpreisgestaltung, Pünktlichkeit und vor allem mehr Disziplin im Straßenverkehr. Man war einhellig der Meinung, dass in Saarbrücken zu viele Bushaltestellen zugeparkt werden und dass zu wenige Falschparker abgeschleppt werden. Busse müssten immer und überall freie Fahrt zu den Haltestellen haben, damit die Leute gefahrlos ein- und aussteigen könnten. Edlinger und Winter berichteten, dass auch an "Gelegenheitstickets" mit automatischer Abbuchung vom Konto gearbeitet werde, um "Bezahlbarrieren abzubauen".

Nach Einschätzung der Saarbahn GmbH sind ihre Fahrscheinautomaten "selbst erklärend" - wenn die Leute es aber nicht glauben, nutzt es nichts. Peter Edlinger berichtete, dass die Busse und Saarbahnen im abgelaufenen Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 45 Millionen Euro einen Verlust von 15 Millionen Euro eingefahren hätten. Allein 5,5 Millionen Euro Verlust sei auf der Saarbahn-Strecke zwischen Brebach und Etzenhofen angefallen, wo man als "Straßenbahn" verkehre und keine Zuschüsse vom Land bekomme. Als "Eisenbahn" fahre man von Frankreich bis Brebach und von Etzenhofen bis Lebach-Jabach. Es sei Ziel des Unternehmens, bei den politischen Entscheidern auf einen Wegfall dieser in Deutschland einmaligen Regelung hinzuarbeiten, hieß es.

Edlinger und Winter zeigten sich zuversichtlich, auch über 2019 hinaus den Nahverkehr in und für Saarbrücken als "Aufgabenträger" übernehmen zu dürfen. Es obliege der Politik, darüber zu entscheiden, ob die Dienstleistung erneut intern vergeben oder ausgeschrieben werde. Edlinger wunderte sich, dass dem Saarbahn-Konzern bisweilen leichtfertig unterstellt werde, er gehe nicht sorgfältig mit dem Geld um. Das Gegenteil sei richtig; man arbeite seriös und stelle sich strengen Testaten. So seien die Defizite im ÖPNV seit 2007 bei steigenden Angeboten um zehn Millionen Euro gesenkt worden. "Wir haben keinen zweiten Pavillon in petto", schmunzelte Edlinger in Anspielung auf den aus dem Kostenruder gelaufenen vierten Museumspavillon in Saarbrücken .

Zum Thema:

Auf einen Blick Im Ältestenrat, dem Senioren-Sprachrohr und Beratergremium der Saarbrücker Zeitung, diskutierten im Casino in Saarbrücken : Heribert Bernardy, Dieter Bost, Ruth Budich, Heide Dannemann, Axel Egler (Vorsitz), Günther Ersfeld, Manfred Fuhrmann , Rüdiger Kaldewey, Ulla Karch, Prof. Dr. Werner Kirsch, Carola Kleinbauer, Karin Nehl, Hildegard Redicker und Inge Schwarz. wp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort