Das Filmhaus wird barrierefrei
Saarbrücken · Das Saarbrücker Filmhaus ist für Rollstuhlfahrer bisher kaum zu erreichen. Und auch sonst mangelt es in dem Kino an barrierefreien Einrichtungen etwa für hörgeschädigte oder sehbehinderte Menschen. Das soll sich jetzt ändern.
Die Stadt Saarbrücken will das Filmhaus ab Anfang nächsten Jahres in zwei Phasen umbauen, damit es auch für Menschen mit Behinderungen zugänglich ist. Die gute Nachricht verkündeten Filmhaus-Leiter Michael Jurich und Kulturdezernent Erik Schrader am vergangenen Donnerstag im Kulturausschuss des Stadtrates.
Los geht es Anfang nächsten Jahres zunächst mit drei Maßnahmen. Alle drei Säle des Filmhauses werden mit Induktionsschleifen ausgestattet. Die erlauben hörgeschädigten Menschen, die Tonspur von Filmen über ihr Hörgerät zu empfangen und zu regeln. Und mit den Schleifen kann das Kino Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit über Kopfhörer eine Audiodeskription (mündliche Beschreibung des Filmgeschehens) übermitteln. Außerdem sollen die beiden kleineren, ebenerdigen Filmhaussäle, der Schauplatz und die Galerie im gegenüberliegenden Trakt des Hofes für Menschen im Rollstuhl zugänglich gemacht werden. Und es werden breitere Türen neben der Galerie eingebaut, damit die Toilette für Menschen im Rollstuhl zur Verfügung steht.
Die Kosten für diese drei Maßnahmen betragen laut Erik Schrader rund 21 000 Euro. Da die Filmförderanstalt (FFA) sie bezuschusse, blieben für die Stadtverwaltung nur 12 000 Euro. Die Summe stehe als Rücklage aus dem Haushalt 2014 zur Verfügung, sagte Erik Schrader. Allerdings müsse noch der Finanzausschuss zustimmen.
In der zweiten Phase, für die noch kein Termin angesetzt ist, soll dann neben der Eingangstür zum Filmhaus ein Außenaufzug gebaut werden, mit dem Menschen mit eingeschränkter Mobilität endlich auch in den großen Kinosaal im ersten Stock gelangen können. Da auch das alte Pflaster im Hof etwa für Rollstuhlfahrer ein Hindernis darstellt, sollen Wegestreifen zu den Eingängen geschaffen werden. Außerdem werden der Kassenbereich umgebaut und neue, umklappbare Sitze angeschafft, um Stellplätze für Rollstühle zu schaffen.
Der gesamte Umbau soll rund 110 000 Euro kosten, die von der FFA zum Teil bezuschusst werden. Grundlage für die Kalkulation ist ein Gutachten, dass Bernd Eichenseer erstellt hat. Der Ingenieur für Hoch- und Tiefbau ist stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Bezirksrat Mitte und zugleich Bausachverständiger des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK), Landesverband Saar, dem auch Dunja Fuhrmann angehört.
Fuhrmann, Gesamtbehindertenbeauftragte der Stadt Saarbrücken , hatte zuletzt mit einer Protestrede bei der Eröffnung des Festivals Max-Ophüls-Preis 2014 auf den Ausschluss von Behinderten mangels Barrierefreiheit aufmerksam gemacht.
In der Sitzung des Kulturausschusses wies Fuhrmann nochmals daraufhin, dass es keine Ermessensfrage ist, sondern die Kommune per Gesetz dazu verpflichtet sei, Menschen mit Behinderung die Teilhabe am kulturellen Geschehen durch Barrierefreiheit zu ermöglichen.