Es ist 17.17 Uhr, als Timon Seibert am Samstag ungläubig die Hände vorm Gesicht zusammenschlägt. Kurz darauf liegen sich der Trainer des SV Saar 05 Jugend und sein Vater Frank jubelnd in den Armen. Nebenan stürmen die Ersatzspieler des Fußball-Oberligisten auf den Platz. Auf der vollbesetzten Tribüne im Stadion am Kieselhumes hält es keinen mehr auf den Sitzen. Die Zuschauer feiern die "Söhne Saarbrückens", die soeben mit ihrem 2:0-Sieg im Meisterschaftsfinale gegen den SC Hauenstein einmal mehr zu Helden geworden sind.

"Ich bin von den Emotionen völlig übermannt", gesteht ein den Tränen naher Vereinsboss Frank Seibert. Auch Dominik Engel lässt seiner Freude freien Lauf: "Es ist unglaublich. Wir mussten gewinnen, haben alles in die Waagschale geworfen und die Riesenüberraschung geschafft." Zuvor hatte der Mittelfeldspieler die 05er im Herzschlagfinale vor 1750 Zuschauern auf Kurs Richtung Regionalliga gebracht. In der 22. Minute segelte eine Ecke von Marcel Schug in den Strafraum. Hauenstein bekam den Ball nicht weg, das Spielgerät landete vor den Füßen von Engel, der Sebastian Grub im SC-Kasten mit seinem Hammer in den rechten Winkel keine Abwehrchance ließ - 1:0, der Jubel auf dem Kieselhumes kannte keine Grenzen.

Dabei hatte es zuvor keineswegs danach ausgesehen, dass der Tag für die 05er ein derart famoses Ende nehmen würde. Hauenstein war zunächst besser und vor allem nach Standards brandgefährlich: In der sechsten Minute sorgte Torjäger Alexander Zimmermann für eine erste Schrecksekunde, als er nach einem Freistoß an den Außenpfosten köpfte. Kurz darauf wurde es noch enger. Nach einer Ecke nagelte Zimmermann die Kugel per Kopf an die Latte (12.). Ein Hauensteiner Treffer lag in dieser Phase förmlich in der Luft. "Da hatten wir etwas Glück", musste auch Timon Seibert nach dem Spiel zugeben. Dann aber kam Engels großer Auftritt, mit dem sich die Verhältnisse mit einem Mal völlig umkehrten.

Nach dem 1:0 diktierte Saar 05 das Geschehen - und erspielte sich exzellente Chancen. Felix Florsch hatte direkt das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte aber an Grub (24. Minute). Kurz vor der Pause traf Johannes Britz mit seinem Scherenschlag nur die Latte (44.), gleich nach Wiederbeginn wurde Florschs tolle Volleyabnahme von Grub gerade noch aus dem Winkel gefischt (50.). Danach scheiterte Florsch abermals an Grub - ehe er es in der 62. Minute besser machte: Nach Doppelpass mit Lars Anton schob der Angreifer das Leder zum 2:0 ins lange Ecke. "Es hat keiner damit gerechnet, außer uns selbst. Es war die geilste Ausgangslage, die man haben kann. Ich war schon heute Morgen nach dem Aufstehen sicher, dass wir es packen", sagte der Schütze des 2:0, der damit für die Vorentscheidung sorgte.

Denn die Gäste fanden gegen die beste Abwehr der Liga einfach kein Mittel. "Sie haben es uns relativ leicht gemacht", sagte Seibert. "Mir fehlen etwas die Worte. Ich bin einfach nur unheimlich stolz, wie wir uns heute und die ganze Saison über verkauft haben." Oder besser gesagt: über die letzten sieben Jahre. Mit dem Sieg über Hauenstein holten die 05er den sechsten Titel innerhalb dieser Zeitspanne: "Ich weiß noch, wie wir in der B-Klasse auf dem Hartplatz in Burbach angefangen haben. Diese Geschichte ist einfach einmalig", sagte Seibert. Jetzt geht es für den Aufsteiger direkt weiter in die Regionalliga. Das Motto nach dem Sieg war denkbar einfach: "Feiern bis der Doktor kommt", verkündete Florsch. Und Kapitän David Seibert ließ wissen: "Jetzt wird nur noch gefeiert. Samstag, Sonntag, Montag. Dann gehe ich kurz arbeiten, ab Freitag wird weiter gefeiert." Sie haben es sich mehr als verdient.