Jerome Blum und sein Traum von Amerika

Saarbrücken · Das 17-jährige Football-Talent von den Saarland Hurricanes könnte demnächst an einer Schule in Florida spielen.

Football gehört zu den härtesten Sportarten der Welt. Wenn 150-Kilo-Kolosse aufeinanderprallen, möchten Normalsterbliche nicht unbedingt dazwischengeraten. Besonders zur Sache geht es an der sogenannten Offensive Line. Hier beschützen fünf Spieler einer Mannschaft mit all ihrer Körperkraft den Quarterback, den Spielmacher eines Football-Teams, der den Ball zu einem Mitspieler wirft, an einen Running Back übergibt oder gleich selbst in Richtung Endzone läuft.

Genau in dieser Offensive Line spielt der 17-jährige Jerome Blum - als sogenannter "Right Guard" rechts neben dem Center. Wenn man ihn so sieht, möchte man das gar nicht vermuten. Zwar hat er durchaus eine kräftige Statur - mit den O-Line-Kolossen der US-Profiliga NFL hat er allerdings recht wenig gemein. "Meine Stärke ist eher die Schnelligkeit", sagt Blum, der bei der U19 der Saarland Hurricanes spielt.

Auf seine Fähigkeiten ist man jetzt auch in den USA aufmerksam geworden, dem Mutterland des Footballs. Hier Karriere zu machen, ist Blums großer Traum. Dem ist er jetzt ein großes Stück näher gekommen. Vor Kurzem bekam er eine überraschende Mail vom Cheftrainer einer Highschool aus Florida, der Clearwater Academy International. Deren Football-Team, die Clearwater Knights, sind auf Staatsebene derzeit das Maß aller Dinge. 2009, 2012, 2014 und 2015 waren sie Florida State Champions. Und genau in diesem Team will Blum eine erfolgreiche Football-Karriere starten - und zwar auf seiner Stammposition: "Ich soll als Guard eingesetzt werden", sagt der 17-Jährige, der sich der besonderen Herausforderung bewusst ist. Der Football in den USA sei deutlich schneller und bewege sich technisch sowie von den Spielzügen her auf einem ganz anderen Niveau als hier in Deutschland. Doch der Clearwater-Coach hat Videomaterial von Blum gesehen und traut ihm den Sprung zu.

Sein Pluspunkt ist neben dem Talent auch die Tatsache, dass er bislang verletzungsfrei geblieben ist. Denn das Risiko einer schwereren Blessur schwingt bei dieser Sportart immer mit. Blum, der erst vor anderthalb Jahren mit dem Football angefangen hat, gibt zu, dass er am Anfang ein wenig Angst vor einer Verletzung gehabt habe. "Berufsrisiko", sagt er heute.

Und wenn alles ideal läuft, soll der Football wirklich zu seinem Beruf werden. "Die NFL wäre auf jeden Fall ein Ziel", sagt er. "Aber ich weiß, dass das richtig schwierig wird." Nicht umsonst spielten in der vergangenen Saison gerade mal fünf Deutsche in der amerikanischen Profiliga. Die Konkurrenz im Mutterland des Footballs ist einfach zu groß.

Für Blum gilt es deshalb, erstmal in kleinen Schritten zu denken. Zunächst muss er den Aufenthalt in Clearwater finanzieren, der zunächst ein Jahr dauern soll. Dafür braucht er inklusive Schulgeld ungefähr 30 000 Euro, schätzt er. Ein Teil davon wird die Schule über ein Stipendium übernehmen, für den Rest braucht Blum Sponsoren.

Potenzielle Geldgeber kann er am besten auf dem Spielfeld überzeugen - und das nicht nur im Verein, sondern auch auf nationaler Ebene. Gemeinsam mit über einem Dutzend weiterer Offensive-Line-Spielern, darunter Mannschaftskamerad Malcolm Müller von den Saarland Hurricanes, wurde Blum für den 100er Kader der Jugend-Nationalmannschaft nominiert. Anfang März war er deshalb auf einem Lehrgang in Köln-Chorweiler. Während Müller auch für den nächsten Lehrgang im April nominiert wurde, verpasste Blum dieses Ziel.

Über allem steht ohnehin das große Ziel USA. Dort will Blum seinem Vorbild nacheifern: Marshal Yanda von den Baltimore Ravens, der seit 2011 jedes Jahr in den Pro Bowl der besten NFL-Spieler berufen wurde. "Ich finde toll, dass ein Jugendlicher in seinem Alter ein solches Ziel hat", sagt Martin Mick, der Juniorentrainer der Hurricanes. Er lobt Blum: "Jerome hat sich toll entwickelt, er hat die Herausforderung angenommen." Blum habe sich auf dem Feld einen harten Job ausgesucht, entwickele sich zur Führungsperson.

Trotzdem muss der Zweibrücker noch hart an sich arbeiten. Das weiß er selbst: "Ich muss beim Blocken noch tiefer stehen." Doch berücksichtigt man, dass Blum erst mit dem Football angefangen hat, ist er schon weit gekommen. Und wer weiß, wo ihn seine Football-Karriere noch hinführt.

Die Junioren der Saarland Hurricanes starten am 23. April um 15 Uhr auf dem Matzenberg gegen die Hanau Hornets in die German Football League Juniors.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort