Die neuen Wilden

Saarbrücken · Tier- und Pflanzenarten aus fernen Ländern sind inzwischen auch im Saarland sesshaft geworden. Dies hat Folgen für die einheimische Flora und Fauna. In einer losen Serie stellt die SZ einige der „Neubürger“ vor.

 Der Signalkrebs überträgt die tödliche Krebspest auf einheimische Tiere. Foto: dpa

Der Signalkrebs überträgt die tödliche Krebspest auf einheimische Tiere. Foto: dpa

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Spätestens mit der Entdeckung Amerikas schafften bis dahin unbekannte Tier- und Pflanzenarten den Weg zu uns nach Europa. Diese sogenannten Nebiota (aus dem Griechischen: neo = neu und bíos = Leben) haben sich mit oder ohne menschliches Zutun in Gebieten angesiedelt, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. Als zum Beispiel viele Flusskrebse in Deutschland der Krebspest zum Opfer fielen, versuchte man durch die Einfuhr von Krebsarten aus den USA dafür zu sorgen, dass in Deutschlands Flüssen dennoch reichlich Krebse gefangen werden konnten. Dadurch findet man in saarländischen Flüssen heutzutage etwa Signalkrebse, die ursprünglich aus Nordamerika stammen.

Wenn eine neue Tier- oder Pflanzenart in einem bestehenden Ökosystem Fuß fassen kann, muss sie sich oft gegenüber den vorhandenen Bewohnern behaupten. Dann kann es vorkommen, dass einheimische Arten aus ihrem angestammten Lebensraum verdrängt werden. Die neue Art wird in diesem Fall "invasiv" genannt. Das Bundesamt für Naturschutz hat deshalb eine Warnliste von einigen Tier- und Pflanzenarten herausgegeben, die jetzt schon oder in der nahen Zukunft negative Auswirkungen auf die heimischen Arten haben könnten.

Aber nicht nur die Tiere und Pflanzen sind betroffen. Auch wir Menschen bekommen indirekt etwas davon zu spüren: So leidet etwa die Honigproduktion unter der Varroamilbe aus Ostasien, unsere Eschen werden von Pilzen wie dem Eschenstengelbecherchen aus der Mandschurei (Nordost-China) befallen und Kartoffelkäfer aus den USA fressen sich durch die Kartoffelernte.

Aus diesem Grund haben die Vereinten Nationen das Übereinkommen über die biologische Vielfalt beschlossen. Zweck des Übereinkommens ist es, die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu erhalten und auch nachhaltig zu nutzen.

Grundsätzlich ist also die Einfuhr fremder Tier- und Pflanzenarten verboten. Wenn aber trotzdem eine neue Art ihren Weg hierher findet und sich als Gefahr für die heimischen Tiere oder Pflanzen herausstellt, soll sie sofort bekämpft oder zumindest an der Ausbreitung gehindert werden. Auch das Jagdgesetz enthält Regelungen zu gebietsfremden Arten.

Nicht jede eingeführte Art stellt aber sofort eine großflächige Bedrohung für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt dar. Der Naturschutz teilt neu eingeführte, schädliche Arten deshalb in zwei Gruppen ein: Die schwarze Liste enthält die als invasiv geltenden Tier- und Pflanzenarten, die heimische Arten oder ihre Lebensräume nachweislich gefährden. Hier werden Arten eingetragen, die keinesfalls nach Deutschland gelangen sollen. Gegen Lebewesen auf dieser Liste sollen hierzulande Maßnahmen ergriffen werden, sofern es ohne Schäden am Ökosystem möglich ist.

Die graue Liste enthält Arten, deren Schädlichkeit noch nicht ausreichend nachgewiesen ist. Deshalb werden Arten, die auf dieser Liste stehen, in den nächsten Jahren beobachtet und ihre Auswirkungen auf das Ökosystem dokumentiert.

In einer losen Serie wird die Saarbrücker Zeitung in der nächsten Zeit einige der invasiven Arten vorstellen, die inzwischen auch im Saarland anzutreffen sind.

Nähere Informationen gibt es auf der Seite

 Der ätzende Riesenbärenklau kann Menschen schlimme Verbrennungen zufügen und größer als ein Mensch werden. Foto: dpa

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Foto: dpa
 Das Grauen eines jeden Landwirts ist der Kartoffelkäfer, der sich durch die „Grumbeer“-Ernte frisst. Foto: dpa

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