Ohne Schrauben, ohne Leim, aber mit viel Fantasie

Saarbrücken · Das junge Unternehmen Okinlab hat schon einige Preise abgeräumt. Ausgangspunkte für den Erfolg waren ein Blick in die Natur und die Erkenntnis: So mancher Schreiner weiß gar nicht, was seine moderne CNC-Fräse eigentlich kann.

 Das Okinlab-Team in der Stadtbibliothek, wo es in der Kinderbuchabteilung einen Baum gestaltet hat, von links: Tobias Pfeil, Nikolas Feth, Franziska Alt, Alexander Nickolai, Alejandro Canseco, Elisabetta Cau, Vladimir Bessonov, Bianca Troha und Alessandro Quaranta. Foto: Becker&Bredel

Das Okinlab-Team in der Stadtbibliothek, wo es in der Kinderbuchabteilung einen Baum gestaltet hat, von links: Tobias Pfeil, Nikolas Feth, Franziska Alt, Alexander Nickolai, Alejandro Canseco, Elisabetta Cau, Vladimir Bessonov, Bianca Troha und Alessandro Quaranta. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Wer große Ideen hat, dem schadet eine große Bühne nicht. "Klar", sagt Alessandro Quaranta, "in Berlin ist die Aufmerksamkeit größer als hier." Aber eine Idee in Saarbrücken zu entwickeln, habe "auch viele Vorteile". Die "kurzen Wege", die etwa zu Ministerien führen oder zur Firma Scheer oder zu Geldgebern. Oder das "super Starterzentrum" an der Uni. Und dass die Welt hier klein genug ist, um einen Bekannten aus der Schulzeit zu haben, der zufällig an einer Sache arbeitet, die zur Sache, mit der man sich selbst beschäftigt, perfekt passt.

Alessandro Quaranta und Nikolas Feth haben aus diesem saarländischen Gemisch und einer famosen Idee eine erfolgreiche Firma mit sechs fest angestellten und zwei freien Mitarbeitern gemacht. Feth hat sich an der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) mit "bionisch inspirierten Leichtbauweisen" beschäftigt. Vereinfacht formuliert geht es dabei darum, wie die Natur mit einfachen Mitteln kompliziert wirkende Konstrukte schafft.

Alessandro Quaranta hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes und der Università degli Studi di Siena studiert. Ein Betriebswirt und ein Architekt - eine gute Kombination für ein Unternehmen, das, wie es die beiden formulieren, "an der Schnittstelle zwischen Architektur, Design, Informatik und Forschung" arbeitet.

Das Produkt dieser Arbeit ist unter anderem ein Computerprogramm, mit dem man sich selbst seine Möbel designen kann. Möbel, die in der Regel keine Ecken und Kanten haben, sich selbst in kleine Räume gut einpassen und auf die ganz persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten werden.

Mit genau so einem Auftrag hat Okinlab, wie die beiden ihr Unternehmen nannten, begonnen. Im neuen zentralen Gebäude der Uni wurde ein Shop eingerichtet. Ein schmaler, hoher Raum, in den ein Regal sollte. Alessandro Quaranta und Nikolas Feth haben mit ihrem Computerprogramm ein Regal entworfen. Das wird zu teuer, habe die Unileitung vermutet, schließlich müsse das Regal als Einzelstück von einem Schreiner angefertigt werden.

Das mit dem Zuschneiden stimmt. Allerdings liefert das Okinlab-Computerprogramm den Schreiner eine Art "Schnittmuster". Die Daten müssen sie nur in ihre CNC-Fräse eingeben. Alles andere macht dann die Maschine. Feth und Quaranta haben den Auftrag bekommen - und ihre Technik verfeinert.

Inzwischen funktioniert es so: Übers Internet gestaltet man sein Regal, sein Bett, dekorative Raumteiler - was auch immer. Die Daten werden an einen Schreiner in der Nähe des Kunden geschickt, der schneidet zu, liefert aus. Das Ganze sei schnell zusammengebaut, sagen Feth und Quaranta. Die Teile werden zusammengesteckt - ohne Leim und Schrauben. Das funktioniert in Hamburg ebenso wie in Berlin.

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Auf einen BlickIm November 2015 erhielt okinlab als erstes saarländisches Unternehmen die Auszeichnung "Kultur- und Kreativpiloten Deutschland". Auf der Computermesse Cebit wurde es 2014 mit dem Hauptpreis "IKT Innovativ" ausgezeichnet. Damit prämiert das Bundeswirtschaftsministerium Unternehmensgründungen, bei denen innovative Informations- und Kommunikationstechnik zentraler Bestandteil des Produkts oder der Dienstleistung ist. Für den besten Businessplan der Großregion wurde Okinlab im September 2013 geehrt. Ebenfalls 2013 war Okinlab Sieger der Software-Cluster-Innovationsbörse CyberForum und hat den Gründerwettbewerb der Universität des Saarlandes gewonnen. olswww.okinlab.comwww.form.bar

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