Tanzverbot am Tag der Trauer

Saarbrücken · Diskofans müssen sich auf drei ruhige Tage einstellen. Vor Ostern gilt auch in Saarbrücken, der größten Partyzone des Landes, das Tanzverbot. Das sei eine besinnliche Unterbrechung des Alltages, sagen Befürworter. Die gibt es auch in der Gastronomie. Von dort kommt aber die Frage, ob nicht ein Tag ohne Tanz reicht.

Vier Tage frei: Da steigt bei vielen die Partylaune. Doch ein zweiter Blick auf den Kalender lohnt sich für die Fans von Feten. Der Karfreitag ist eben kein Tag wie jeder andere. Am Todestag Christi und darüber hinaus gilt im Saarland und in seiner größten Partyzone, also in Saarbrücken , das sogenannte Tanzverbot.

Genau genommen beginnt die Pause fürs öffentliche Tanzvergnügen schon an Gründonnerstag, 4 Uhr, und endet an Karsamstag um 24 Uhr. Besonders am Karfreitag gibt es Einschränkungen für Tanz- und Sportveranstaltungen sowie für alle öffentlichen Gastronomie-Angebote, die über Ausschank und Anbieten von Speisen hinausgehen.

Diese Vorschriften sorgen wieder für Diskussionen. Gehen Partygänger an den stillen Tagen wirklich in sich und verzichten bewusst aufs Abtanzen, Feiern und Trinken?

Unsere Umfrage legt das Gegenteil nahe. Demnach verzeichnen Kneipenbesitzer in Saarbrücken an Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag sogar einen Publikumszuwachs. "Natürlich, da ist ein Feiertag. Die Leute können ausschlafen und haben Lust, abends wegzugehen", heißt es zum Beispiel aus dem Old Murphy's am St. Johanner Markt. Und weiter: "Letztes Jahr stand Polizei vor der Tür. Dann haben wir die Musik leiser gedreht, und es war okay."

Nicht direkt betroffen vom Tanzverbot sind dagegen die vielen Saarbrücker Bars. Dort reden die Gäste miteinander, trinken was und hören Musik nur nebenher. Frank Christoph Hohrath, Hauptgeschäftsführer des Gastronomieverbandes Dehoga Saar, sagt: "Hotels, Bars und Restaurants geraten wegen des Tanzverbots nicht in Konflikte. Es sind eher die Clubs und Diskos." In seinen Augen ist das Tanzverbot durchaus noch zeitgemäß. Die Branche könne damit leben. "Es geht irgendwo ja doch um ein Kulturerbe und auch um den Respekt vor den Christen."

Der Sinn der Feiertage , der Kern der Sache, solle nicht verloren gehen. Andererseits fragt Hohrath sich, ob es wirklich notwendig sei, auch den Samstag ins Tanzverbot einzubeziehen?

Pfarrer Eugen Vogt von der Pfarreiengemeinschaft St. Johann findet es wichtig, den Karfreitag gesetzlich zu schützen. "Der Karfreitag ist ein ernster, christlicher Feiertag, ein Trauertag, der Respekt verdient hat." Für Vogt ist es nicht in Ordnung, wenn Diskos an diesem Tag Partys und Tanz anbieten. Das verletze religiöse Gefühle. "Einmal im Jahr eine Unterbrechung vom Alltag ist kein riesengroßer Verzicht." Das Tanzverbot sei durchaus zeitgemäß.

Ein Disko-Besitzer in Saarbrücken sieht das locker. "Wir tanzen nicht. Wir haben Musik an und trinken dazu." Ganz im Sinne derer, die auch an Karfreitag einen draufmachen und dann am nächsten Tag ausschlafen möchten.

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