Fans von Jacques Tatis Humor pilgern ins Kino achteinhalb

Saarbrücken · Filmreihe ist eine Hommage an den französischen Schauspieler und Regisseur, der noch heute Filmemacher beeinflusst.

 Der Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler. Foto: Burkhardt

Der Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler. Foto: Burkhardt

Foto: Burkhardt

Wer beim ersten Film der Kinoreihe über den Regisseur und Schauspieler Jacques Tati, "Schützenfest" (Jour de fête), vorm Kino achteinhalb stand, hat sich wahrscheinlich gewundert: In kurzen Abständen bricht das Publikum in lautes Gelächter aus. Ein Brüllen, Kreischen, spitz, tief, laut, leise, als würde sich die angestaute Energie und Freude der Ernsthaftigkeit des Alltags endlich entladen können. Entschleunigung, dafür steht Jacques Tati mit seinem Namen. Dass man bereits an der Kasse entschleunigt wird oder an diesem Tag vor der Tür des Kinos stehen bleiben muss, kann vorkommen: ein Kompliment an das kleine Kino.

Bereits um 19 Uhr zum einführenden Vortrag von Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler ist der Saal voll. Es gibt gleich mehrere Gründe, warum der Kurator diese Filmreihe gewählt hat: Der Franzose wäre dieses Jahr 110 Jahre alt geworden, sein Tod jährt sich zum 35. Mal, auch die zeitlose Komik spielt eine große Rolle bei der Wahl, sie hat die Streifen zu Kultfilmen gemacht. Ein weitaus wichtigerer Grund ist für Peiler aber, dass die Rechte der Filme fast ausschließlich beim Unternehmen StudioCanal liegen und bei solch einem seltenen Glücksfall heißt es: zugreifen. Die Filme wurden neu restauriert und sind in einer Brillanz und Qualität im Kino zu sehen, die etwas ganz besonderes ist.

"Für uns ist der Film ein Familienfilm, wir haben schon unsere Kinder genötigt, den Film zu schauen", erzählt Norbert Kuhn in der Pause nach dem Vortrag begeistert. Der Lehrer bekennt sich als echter Tati-Fan. Die "besondere Form von subtilem Humor" gefällt seiner Familie besonders. "Slapstick, wo die Bilder sprechen", das mache es auch für Kinder verständlich, und wenn man kein Französisch versteht.

Die Bedeutung von Tatis Werk wird zudem deutlich, wenn die einzelnen Szenen Erinnerungen an bekannte Filme aus den letzten Jahren wachrufen. Peiler deutet schon zu Beginn darauf hin, dass die Hauptfigur aus "Willkommen bei den Schti's" (2007) eine Hommage an den Postboten "François" (Jacques Tati) aus dem "Schützenfest" ist. Auch in "Mr. Bean macht Ferien" (2008) stütze sich eine Fahrradszene stark auf eine Szene aus dem "Schützenfest".

Zur Handlung: Der Postbote "François" möchte die Auslieferung der Post optimieren und kommt dabei in unerwartet brenzlige Situationen. Durch Zufälle entkommt er gerade so vermiedenen Unfällen und schafft es - komme was wolle - auch den letzten Brief auszuhändigen. Zu Beginn des "Schützenfests" wollen mehrere Dorfbewohner einen Fahnenmast auf dem Dorfplatz aufstellen, was ihnen aber nicht gelingen will. Der Postbote wird beinahe von dem fallenden Mast erschlagen, kann sich aber retten, indem er mit dem Fahrrad in eine Gaststätte abbiegt - zum Ärger des Wirtes. Als François auf dem Fest einen Film über die fortschrittliche Postauslieferung in Amerika sieht, ist sein Ehrgeiz gepackt. Er braucht kein Flugzeug oder Motorrad wie die Amerikaner, um schnell zu sein. Er übernimmt das Motto "Rapidité - Geschwindigkeit!". Bald zeigt sich auf witzige Art und Weise, was für Nachteile diese Optimierung auch bedeutet.

Selbst als die Szene kommt, die Peiler schon in drei ähnlichen Versionen gezeigt hat, amüsiert sich das Publikum noch. Es zeigt sich, dass der spezielle Humor von Tati zeitlos ist und er eine große Fangemeinde hat, und besonders, dass Bildung und Kommunikation im Kino hoch angesehen sind und förderungswürdig.

Weitere fünf Filme aus dem Repertoire von Tati sind bis zum 15. März jeweils um 20 bzw. 19 Uhr mit Einführung von Peiler im Kino achteinhalb zu sehen.

 Ein Klassiker: Jacques Tati im „Schützenfest“. Foto: Kino Achteinhalb

Ein Klassiker: Jacques Tati im „Schützenfest“. Foto: Kino Achteinhalb

Foto: Kino Achteinhalb
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